Corona-Krise macht kreativ

Berliner Pflegeheime mit Gartengesprächen und Besuchsbalkonen

Keinen oder kaum noch Besuch von der Familie mehr bekommen - das können viele Bewohner von Pflegeheimen kaum ertragen. Heimbetreiber suchen deshalb nach Lösungen, die auch den Corona-Sicherheitsauflagen standhalten.

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Anne-Katrin Lampe besucht mit einem Blumenstrauß und ihren Kindern Marty und Juliane ihre 80-Jährige Mutter Bärbel Prütz am wegen der Corona-Krise für Besucher abgesperrten AWO Seniorenhaus Schelfwerder.
Anne-Katrin Lampe besucht mit einem Blumenstrauß und ihren Kindern Marty und Juliane ihre 80-Jährige Mutter Bärbel Prütz am wegen der Corona-Krise für Besucher abgesperrten AWO Seniorenhaus Schelfwerder.Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

Viele Senioren in Pflegeheimen dürfen ihre Liebsten nicht mehr auf ihren Zimmern empfangen. Doch einige Heime sind inzwischen kreativ geworden und haben in Zeiten von Corona andere Lösungen gefunden. „Seit Mittwoch werden in den Gärten der Vivantes-Einrichtungen unter Wahrung der Abstandsregeln und bei Nutzung eines Mund-Nasenschutzes betreute Gespräche mit Angehörigen ermöglicht“, sagte Presse-Referentin Mischa Moriceau der Deutschen Presse-Agentur.

In den unteren Etagen der Hauptstadtpflege-Häuser seien bereits sogenannte Besuchsbalkone eingerichtet worden. Über diese Balkone könnten sich die Bewohner mit ihren Angehörigen im Garten unterhalten. „Im Vivantes Hauptstadtpflege Haus Seebrücke gibt es in einem Aufenthaltsraum im Erdgeschoss ein Panoramafenster, über das ebenfalls Begegnungen ermöglicht werden. Diese Option ist so nachgefragt, das nun schon Besuchspläne mit Zeitfenstern erstellt werden“, berichtet Moriceau.

In zwei Häusern der Alloheim Senioren-Residenzen gibt es laut einer Sprecherin Begegnungsstellen am Gartenzaun. „Dafür müssen feste Besuchszeiten mit der Einrichtung abgesprochen werden und unser Personal achtet auf die Einhaltung der Infektionsmaßnahmen, wie zum Beispiel, dass fortwährend ein entsprechender Abstand eingehalten wird“, so eine Sprecherin.

Einzelbetreuung noch stärker intensiviert

Die Mitarbeiter versuchen demnach alles, damit sich die Bewohner auch in diesen Zeiten wohl fühlen. „So haben wir zum Beispiel die Einzelbetreuung noch stärker intensiviert, wir bieten verschiedene Kontaktmöglichkeiten an, und wir haben auch weiterhin verschiedene Betreuungsangebote, die für gute Laune sorgen“, berichtet die Sprecherin. „Die Angehörigen schreiben Briefe und geben Päckchen ab, denen sie zum Beispiel Bücher, selbstgemalte Bilder der Enkel, Blumen oder Süßes beilegen“. Auch andere Kontaktmöglichkeiten wie Videotelefonate würden genutzt.

Bei Vivantes verfügen alle 17 Pflegeeinrichtungen ebenfalls über Tablets, mit denen die Bewohner Videokonferenzen mit ihren Familien abhalten können. Ältere Menschen sind besonders gefährdet, an einer Coronavirus-Infektion zu sterben. 87 Prozent aller Toten waren laut Robert Koch-Institut 70 Jahre und älter. In Alten- und Pflegeheimen sind die Besuchsrechte deshalb stark eingeschränkt worden. Das Robert Koch-Institut empfiehlt beispielsweise: „Generell sollten soziale Kontakte möglichst über Telekommunikation anstatt über persönliche Besuche erfolgen“. Andererseits leiden gerade viele ältere Menschen unter der Isolation. Dem wollen einige Betreiber nun mit den Lösungen entgegenwirken.

Bei der Diakonie heißt es unterdessen von einer Sprecherin: „Momentan besteht aus Schutzgründen der Bewohner und Mitarbeitenden keine Möglichkeit für externe Besucher, eine Einrichtung unserer Mitglieder zu besuchen“.

Am Mittwoch vereinbarten Bund und Länder nun, dass für Kliniken, Pflegeheime und Behinderteneinrichtungen die Einschränkungen der Besuchsregeln bundesweit gelockert werden.