Wegen Corona-Krise

Arbeitslosenquote in Berlin nach Jahren wieder zweistellig

Es gibt wenig Zahlen, die Krisenwirkungen so konkret und verlässlich benennen, wie die der Arbeitsmarktstatistik. Die des Mai zeigt: In nur drei Monaten hat Corona die Entwicklung der Berliner Wirtschaft um ein halbes Jahrzehnt zurückgeworfen.

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In nur drei Monaten hat Corona die Entwicklung der Berliner Wirtschaft um ein halbes Jahrzehnt zurückgeworfen.
In nur drei Monaten hat Corona die Entwicklung der Berliner Wirtschaft um ein halbes Jahrzehnt zurückgeworfen.imago images/Jan Huebner

Die Zahl der Arbeitslosen hat in Berlin einen neuen Höchststand seit Jahren erreicht. Nach Angaben der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit waren im Mai insgesamt 200.641 Berliner als arbeitslos registriert. Das waren gut 18.000 Arbeitslose mehr als noch im April, als die Arbeitslosenzahlen bereits um fast 30.000 gestiegen waren. Gegenüber dem Mai des vergangenen Jahres wuchs die Zahl um 47.210 Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote kletterte damit in Berlin auf 10,0 Prozent.

Das dokumentiert, dass die Corona-Krise die Berliner Wirtschaft um Jahre zurück wirft. Denn eine zweistelligen Arbeitslosenquote gab es in Berlin zuletzt im April 2016. 200.000 Arbeitslose wurden 2015 zuletzt registriert. Und es illustriert die Prognose der Industrie- und Handelskammer, nach der die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 15 Prozent  schrumpfen wird. Damit wäre das überdurchschnittliche Wirtschaftswachstum Berlins der vergangenen fünf, sechs Jahre bereits zum Jahresende aufgebraucht.

Angespannte Situation wird anhalten

„Vor allem auf dem Berliner Arbeitsmarkt sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie schmerzlich spürbar“, sagte Bernd Becking, Chef der Arbeitsgenturen in der Region. Kurzarbeit, der um drei Monate verlängerte Bezug von Arbeitslosengeld und der vereinfachte Zugang zur Grundsicherung hätten bislang eine noch größere Zunahme der Arbeitslosigkeit verhindert. Becking ist aber auch sicher: „Die angespannte Situation am Arbeitsmarkt wird voraussichtlich in den kommenden Monaten anhalten.“

Tatsächlich haben den Angaben der Regionaldirektion der Arbeitsagentur zufolge seit März 37.154 Berliner Unternehmen Kurzarbeit für insgesamt 388.288 Mitarbeiter angezeigt. In Brandenburg meldeten 24.025 Firmen Kurzarbeit für zusammen 238.637 Mitarbeiter an. Im Juni greift die erste Erhöhung des Kurzarbeitergeldes für die, die seit März kurzarbeiten. Wie viele Menschen tatsächlich kurzgearbeitet haben, kann erst nach den Abrechnungen der Unternehmen berechnet werden. Tatsache ist aber auch, dass einige Berliner Betriebe Kurzarbeit im Mai wieder zu einem großen Teil beendet hatten. So kehrten etwa im  Spandauer BMW-Werk  die Beschäftigten Anfang Mai wieder aus der Kurzarbeit zurück.

Gastgewerbe, Dienstleistungen und Handel besonders betroffen

Doch das sind Ausnahme. Die Arbeitslosigkeit trifft in vor allem Menschen in den Branchen Gastgewerbe, Dienstleistungen und Handel, die kleinteilige Wirtschaftsstruktur der Stadt bestimmen. Daher glaubt man etwa bei der Investitionsbank Berlin nicht an eine schnelle Erholung der Wirtschaft. Es werde vielmehr eine längere Durststrecke und eine langwierigere Erholung geben als im Bundesdurchschnitt, sagte IBB-Chef Allerkamp kürzlich.

Allerdings konnten in Berlin im Mai dennoch 7696 Menschen ihre Arbeitslosigkeit beenden und einen neuen Job finden. Die Unternehmen meldeten in Berlin 2800 neue offene Stellen. Das waren 500 mehr als im April. Nachfrage bestand vor allem im Einzelhandel und im Sicherheitsgewerbe.

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Mai wegen der Folgen der Corona-Krise im Vergleich zum April noch einmal um 169.000 auf 2,813 Millionen Menschen gestiegen. Die Arbeitslosenquote kletterte um 0,3 Punkte auf 6,1 Prozent, teilte die Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch in Nürnberg mit. Im Vergleich zum Mai 2019 ging die Arbeitslosigkeit sogar um 577.000 Personen nach oben.