Seltenen Auerhahn erschlagen - Tierquäler vor Gericht
Die beiden Männer sagten der Polizei, sie seien von dem Auerhahn attackiert worden und hätten aus Notwehr gehandelt.

Nach der Tötung eines vom Aussterben bedrohten Auerhahns im Schwarzwald müssen sich zwei junge Männer vor dem Amtsgericht in Titisee-Neustadt verantworten. Die 21 und 23 Jahre alten Männer sollen gegen das Bundesnaturschutzgesetz verstoßen haben. Dem Jüngeren wird außerdem eine Tiertötung vorgeworfen. Der Prozess gegen die beiden beginnt an diesem Dienstag. Mit einem Urteil wird nicht vor der kommenden Woche gerechnet.
Die Männer sollen den Vogel laut Staatsanwaltschaft im vergangenen August nach dem Besuch eines Volksfestes am Feldberg betrunken in seinem Schutzgebiet gestört und aufgescheucht haben. Der 21-Jährige habe den Auerhahn schließlich mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen, heißt es in der Anklage. Die beiden Männer hatten gegenüber der Polizei angegeben, von dem Auerhahn attackiert worden zu sein und aus Notwehr gehandelt zu haben.
Die Tat hatte im vergangenen Sommer überregional Bestürzung hervorgerufen. Sie war von Passanten gefilmt und fotografiert worden.
Das Auerhuhn ist in Deutschland vom Aussterben bedroht - im Schwarzwald geht der Bestand seit rund 100 Jahren zurück. Das Töten eines Tieres ohne vernünftigen Grund ist laut Tierschutzgesetz verboten. Es drohen demnach bis zu drei Jahre Haft oder Geldstrafen.
Umwelt- und Naturschützer am Feldberg hatten nach der Tat dazu aufgerufen, Wanderwege nicht zu verlassen. Wildtiere benötigten Rückzugsflächen, hatte das Naturschutzzentrum Südschwarzwald erklärt. Das Gebiet am Feldberg gelte als wichtige Heimat für Auerhühner und stehe unter Naturschutz. Menschen sollten dies respektieren. Dass ein Auerhahn, vor allem in der Balz, sein Revier mit Flügelschlagen verteidige, komme vor. Eine echte Gefahr für Menschen gehe von dem Tier aber nicht aus. Im Zweifel ziehe sich das scheue Tier zurück.
Auch beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu) sorgt die Tat nach wie vor für Unverständnis. „Was da geschehen ist, hat mich zutiefst schockiert. Das ist eine Straftat, die ich mir nur mit vollkommener Ignoranz und übermäßigem Alkoholkonsum erklären kann“, sagte der Landesvorsitzende Johannes Enssle. Jedes der aussterbenden Tiere zähle.
Der Vorfall ereignete sich am Rande des jährlichen Laurentiusfestes am Feldberg. Das Volksfest zur Mitte der Weidesaison hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Besuchermagneten entwickelt. (dpa)