xhamster offiziell gesperrt: Warum laufen die Pornos weiter – und wie lange noch?
Eigentlich sollte das Angebot des Pornoportals in Deutschland längst gesperrt sein.

Eigentlich sollte das Angebot des Pornoportals xhamster in Deutschland längst gesperrt sein. Das hatte die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) einstimmig entschieden.
Auf der Seite sind pornografische Angebote abrufbar, ohne dass sichergestellt sei, dass Kinder und Jugendliche keinen Zugang dazu erhielten, teilte die KJM Anfang März mit. Dies verstoße gegen den Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) und sei damit gesetzeswidrig. Daher müssten die fünf größten deutschen Internetanbieter den Abruf der Seite „de.xhamster.com“ blockieren.
Die Landesmedienanstalten von Bayern, NRW, Berlin-Brandenburg und Rheinland-Pfalz stellten auch entsprechende Bescheide zu. Passiert ist seitdem ... nichts.
Die Betreiber der Seite, ein von zwei Russen auf Zypern geführtes Unternehmen namens „Hammy“, umgehen die Sperre mit einem einfachen Trick. Sie stellten der deutschsprachigen Ausgabe eine neue Landeskennung voran: „deu“ statt bisher „de“. Damit ist die Seite xhamster.com für Nutzer aus Deutschland weiter problemlos erreichbar. Auch für Minderjährige.
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xhamster gehört zu den meistfrequentierten Webseiten in Deutschland
Eigentlich bedeutet die Sperre der Seite, dass Internetprovider wie die Telekom oder Vodafone, die Inhalte nicht länger verbreiten dürfen. Das Problem: xhamster gehört zu den meistfrequentierten Webseiten in Deutschland. Und offenbar gilt: So lange der Mitbewerber den Trick mit der neuen Landeskennung mitmacht, will sich keiner den Konkurrenznachteil durch gesperrte Porno-Inhalte einhandeln.

Die Provider könnten auch noch gegen die Sperre vor Gericht gehen. Bisher seien aber keine juristischen Einwände oder gar Klagen bekannt, wie die Landesanstalt für Medien NRW der FAZ auf Anfrage mitteilte. Man rechne aber mit einer rechtlichen Überprüfung.
Unter Experten gilt der Fall aber als eindeutig. Kaum einer glaube daran, dass ein Gericht die Netzsperre außer Kraft setzen würde.
„Penetrante Missachtung der Rechtsordnung“
Für die Landesmedienanstalt NRW kommen die Tricks der Pornoportal-Betreiber nicht überraschend. Direktor Tobias Schmid spricht in der FAZ von einer „penetranten Missachtung der Rechtsordnung. Aber Medienaufsicht ist eben eher Mittelstrecke und wir sind ziemlich ausdauernd.“
Wegen des „alten neuen Angebots“ habe seine Behörde laut Schmid „Kontakt mit unseren zypriotischen Kollegen aufgenommen.“ Das Verfahren werde sicher wesentlich schneller ablaufen. Um Kinder vor Gefährdungen dieser Art wirksamer schützen zu können, wünsche er sich, gegen solche Angebote auch wirtschaftliche Maßnahmen ergreifen zu können.
Vor allem aber sollte das Gesetz klarstellen, dass etwas auch dann verboten bleibt, wenn es den Namen wechselt.
Es scheint also klar, dass ungeschützte Porno-Angebote tatsächlich in Deutschland verschwinden werden. Die Frage ist nur, wie lange es dauert, diesen Beschluss durchzusetzen.