Wurde Marinus van der Lubbe vergiftet? Sterbliche Überreste des Reichstags-Brandstifters werden untersucht
Sein Grab auf dem Leipziger Südfriedhof war im Januar geöffnet worden.

In der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1933 stand das Reichstagsgebäude in Berlin in Flammen. 90 Jahre nach dem Reichstagsbrand sollen nun die sterblichen Überreste des verurteilten Brandstifters Marinus van der Lubbe untersucht werden. Es solle geprüft werden, ob sich Spuren einer Vergiftung nachweisen lassen, sagte Alfred E. Otto Paul, Vorstand der Paul-Benndorf-Gesellschaft zu Leipzig, am Mittwoch. Ende Januar sei dafür das Grab van der Lubbes auf dem Leipziger Südfriedhof im Auftrag der Gesellschaft geöffnet worden. Zunächst hatte die Wochenzeitung Zeit darüber berichtet.
Der Niederländer van der Lubbe hatte gestanden, alleiniger Urheber des Reichstagsbrandes am 27. Februar 1933 in Berlin gewesen zu sein. Unter Historikern ist allerdings umstritten, ob er wirklich ein Einzeltäter war. Am 10. Januar 1934 wurde der am Tatort verhaftete Anarchist nach einem Prozess am Reichsgericht in Leipzig hingerichtet.
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Reichstagsbrand: van der Lubbe hatte die Brandstiftung gestanden
Die Paul-Benndorf-Gesellschaft kümmert sich um die historischen Gräber auf dem Leipziger Südfriedhof. Es sei zunächst einmal darum gegangen zu überprüfen, ob es sich bei den Knochen im Sarg tatsächlich um die Überreste van der Lubbes handelt, sagte Paul. Das stehe nun „ohne jeden Zweifel“ fest. Man habe an den Knochen noch die Schnittstelle der Enthauptung sehen können. Van der Lubbe sei 1934 anonym ohne Grabstein bestattet worden.
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Zusätzlich sollen toxikologische Untersuchungen in der Leipziger Gerichtsmedizin klären, ob van der Lubbe womöglich vergiftet wurde. Unter anderem werde nach Spuren von Brom gesucht. Der Niederländer soll im Prozess zunehmend verwirrt gewirkt haben, so dass laut Zeit-Bericht schon im Herbst 1933 Vermutungen aufkamen, er sei unter Drogen gesetzt worden. „Das war ein flinker, fixer Junge. Dann wird er immer schläfriger. Und als das Urteil verkündet wird, da schläft er ein“, erläuterte Paul. Die Paul-Benndorf-Gesellschaft verfolge ein historisches Interesse an der Aufklärung.