An der Straßenecke zur Zufahrtsstraße zum Kinder- und Jugendhilfezentrum, in dem eine Zehnjährige tot aufgefunden wurde, liegen Blumen und Grablichter auf dem Gehweg.
An der Straßenecke zur Zufahrtsstraße zum Kinder- und Jugendhilfezentrum, in dem eine Zehnjährige tot aufgefunden wurde, liegen Blumen und Grablichter auf dem Gehweg. dpa/Daniel Vogl

Was ist Anfang der Woche in einem Kinderheim in der oberfränkischen Kleinstadt Wunsiedel geschehen, dass am Dienstagmorgen ein zehnjähriges Kind tot aufgefunden wurde? Viel wurde spekuliert, nachdem die Todesnachricht mit einer 24-stündigen Verzögerung veröffentlicht wurde. Aus Ermittlerkreisen wurden Bruchstücke durchgestochen und interpretiert, doch in öffentlichen Äußerungen wägen Staatsanwaltschaft und Polizei jedes Wort ab, sodass weiterhin völlig unklar bleibt, was tatsächlich in der Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe passiert war.

Wunsiedel: totes Mädchen soll halbnackt aufgefunden worden sein, aber kein Sexualdelikt

Am Mittwoch war die Rede von einem möglichen Sexualdelikt, gestützt auf nichtöffentliche Informationen, denen zufolge das Kind halbnackt aufgefunden wurde. Am Donnerstag dementieren dies Polizei und Staatsanwaltschaft ausdrücklich: Laut einer gemeinsamen Mitteilung der Ermittlungsbehörden gehen diese derzeit nicht von einem Sexualdelikt aus. Die Kriminalbeamten könnten „Mutmaßungen hinsichtlich eines möglichen Sexualdeliktes derzeit nicht bestätigen“, heißt es wörtlich. Deren Sprecher Matthias Goers unterstrich: „Wir gehen von keinem Sexualdelikt aus.“

Die Ermittler gehen bei der Suche nach der Ursache für den Tod des Mädchens jedoch von einem Tötungsdelikt aus. Erste rechtsmedizinische Untersuchungen hätten Hinweise erbracht, dass eine Fremdeinwirkung für den Tod des Mädchens ursächlich sein dürfte. Es gebe aber nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen keine Tatverdächtigen und keine Beschuldigten. Es richte sich kein konkreter Tatverdacht gegen eine oder mehrere Personen. Es befinde sich folglich auch kein Beschuldigter in Gewahrsam.

Drei Jugendliche im Fokus, aber nicht als Beschuldigte, sondern „als Zeugen“ befragt

Die Ermittler gingen nicht auf Berichte mehrerer Medien sowie der Nachrichtenagentur dpa ein, denen zufolge drei Minderjährige im Fokus der Ermittler stehen: zwei Elfjährige sowie ein 16-Jähriger. Zuvor war bereits dementiert worden, diese Jugendlichen wären in Gewahrsam, vielmehr stehen sie in der Obhut des Jugendamtes. Auf Berichte, die eine Tatbeteiligung der drei Jungen hindeuteten, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Hof, Matthias Gores dem Focus: Alle Beteiligten würden „als Zeugen“ befragt, nicht als Beschuldigte oder Tatverdächtige. Die Polizei ermittelt derzeit mit einer 40-köpfigen Sonderkommission zu den Hintergründen für den Tod des Kindes.

Die während der Oster-Schulferien anwesenden jungen Bewohner der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung sowie das Personal werden von speziell geschulten Polizeikräften ebenso wie von Notfallseelsorgern und Psychologen betreut.