Wissenszentrum und Raumfahrertreff: Sigmund Jähns Heimat plant Großes

Mondauto, Weltraumbahnhof, Zimmer im Design einer Raumschiffkabine: Nach dem Tod von Sigmund Jähn vor zehn Monaten will dessen vogtländischer Heimatort Morgenröthe-Rautenkranz als internationales Raumfahrerdorf weiter wachsen und von der Popularität des ersten Deutschen im All profitieren. «Die Planungen für einen Neubau neben der bisherigen Deutschen Raumfahrtausstellung nehmen Gestalt an», sagt Bürgermeister Jürgen Mann (Freie Wähler) der Deutschen Presse-Agentur. Es fehle an Orten, wo Raumfahrtbehörde und die dazugehörige Industrie Kongresse abhalten könnten.
Außerdem gebe es großen Bedarf bei der Wissensvermittlung, betont der Bürgermeister. «Das Schulfach Astronomie kommt viel zu kurz, wir könnten eine wichtige Ergänzung werden». 3,2 Millionen Euro Bundesmittel wurden für das Bauprojekt zugesagt. Das Wissen über den Weltraum solle im Ort ein Zentrum finden, erläutert Mann – mit Exponaten und vielen Fakten aus der Welt der Raumfahrt.

Mit einer neuen Sonderschau zum Leben des Kosmonauten Sigmund Jähn (1937-2019) startet die Deutsche Raumfahrtausstellung aktuell im Ort, nach Sanierungsarbeiten und der Coronavirus-Schließzeit. Zur Erinnerung an den berühmtesten Sohn des Ortes wurde ein eigener Raum über dessen Leben eingerichtet. Dort werde die Vielseitigkeit des DDR-Jagdfliegers und späteren Kosmonauten gezeigt, sagt Museumsleiterin Romy Mothes. «Viele kennen die Bilder von ihm, in Uniform und winkend in einem offenen Auto. Dabei hatte er viele Interessen». Auch eine neue Dauerleihgabe aus dem Deutschen Museum München sei nun Teil der Dauerausstellung. Ein Mondauto, nachgebaut in Originalgröße, soll Besuchern die menschlichen Exkursionen auf dem Erdtrabanten näherbringen.
Neu dazugekommen im Raumfahrerdorf ist eine Pension und ein Bistro namens «Weltraumbahnhof». Schließlich habe in dem Ortsteil der Gemeinde Muldenhammer bisher wichtige Infrastruktur gefehlt, trotz rund 55 000 Besuchern im Jahr in der Weltraumausstellung, erläutert der Bürgermeister. Bisher seien die Besucher vor dem Gebäude aus den Bussen gestiegen und nach dem Besuch gleich weitergefahren, weil ihnen nichts geboten worden sei, um zu verweilen.

«Nun wartet die Weltraumbahnhof-Pension auf Gäste und spielt mit historischen Anspielungen und der Sehnsucht nach fremden Welten», sagt Inhaber Markus Preller, der die Pension selbst gestaltet hat. Einige Zimmer erinnern an eine Raumschiffkabine, mit historisch anmutende Ventilatoren, Bullaugen und galaktischen Wandbildern.
Auch nach dem Tod von Sigmund Jähn werde das Dorf ein wichtiger Anlaufpunkt in der Welt der Raumfahrt bleiben, ist Bürgermeister Mann überzeugt. Seit Jahren herrschten gute Beziehungen zur europäischen Weltraumorganisation ESA und zu Raumfahrern vom amerikanischen Weltraumstützpunkt Cape Canaveral bis zum russischen Sternenstädtchen als Pendant. «Zu unseren Raumfahrertagen waren viele hier bei uns. Und uns wurde versichert, dass es auch nach dem Tod von Sigmund Jähn genauso weitergeht», betont Mann.
Am 26. August 1978 war Jähn mit dem Raumschiff «Sojus 31» vom Raumfahrtzentrum Baikonur in der damaligen sowjetischen Teilrepublik Kasachstan zur Raumstation Saljut 6 gestartet. Gemeinsam mit dem sowjetischen Kosmonauten Waleri Bykowski (1934-2019) war er 7 Tage, 20 Stunden und 49 Minuten im All. Erst 1983 flog Ulf Merbold aus dem Westen als zweiter Deutscher ins All. Nach seinem Flug ins All genoss Jähn international hohes Ansehen und arbeitet auch nach 1990 als Berater für die ESA.