Neben einem geschmückten Tannenbaum brennt ein Feuer im Kamin.
Neben einem geschmückten Tannenbaum brennt ein Feuer im Kamin. Foto: istockphoto/Andrey Kuzmin

In weniger als drei Monaten ist Weihnachten. Während die kapitalistischen Grundreflexe funktionieren wie in jedem Jahr und schon seit Wochen die ersten Dominosteine und Lebkuchen in den Supermarktregalen stehen, fragen sich viele, wie das Fest denn dieses Jahr ablaufen soll. Denn ohne einen Impfstoff scheint ein Fest mit der ganzen Familie, inklusive Großeltern, die zur Risikogruppe gehören, in diesem Corona-Jahr undenkbar.

Abhilfe könnte eine radikale Idee von Esther Duflo und Abhijit Banerjee schaffen. Die beiden Wirtschaftsnobelpreisträger schlagen für Frankreich, wo die Zahlen seit Wochen stark ansteigen, einen Lockdown vom 1 bis 20. Dezember vor.

In einem Gastbeitrag für die französische Zeitung „Le Monde“ bezeichnen sie ihren Vorschlag als „klare, einheitliche und transparente“ Lösung, die darauf abzielt, die Infektionen mit Covid-19 bei Familientreffen und insbesondere bei älteren Menschen zu begrenzen und raten dem Präsidenten Emmanuel Macron, die Menschen zu bitten, im Dezember zu Hause zu bleiben.

Die beiden Ökonomen Esther Duflo und Abhijit Banerjee.
Die beiden Ökonomen Esther Duflo und Abhijit Banerjee. Foto: Imago-Images/Skata

Denn aktuell sind es wie in Deutschland vor allem junge Menschen, die sich in Frankreich mit dem Coronavirus anstecken. Das lastet die Kliniken nicht aus. Bei einem Familienfest wie es Weihnachten ist, könnten sich aber auch Risiko-Gruppen anstecken - und das könnte das Gesundheitssystem schnell zum Kollabieren bringen. Die Wissenschaftler verweisen dabei auf Zahlen aus den USA, wo nach den langen Wochenenden des Memorial Day Ende Mai und am Unabhängigkeitstag am 4. Juli die Infektionszahlen stark anstiegen. Daher gelte es, mit allen Mitteln alte und chronisch kranke Menschen zu schützen. Eine Gefahr, die auch in Deutschland besteht.

Die Risiken, die mit einem adventlichen Lockdown einhergehen, halten sie für verschmerzbar. Um die Folgen für Wirtschaft und Bildung abzufedern, schlagen sie vor, die Herbstferien um eine Woche zu verkürzen und dafür die Weihnachtsferien eine Woche früher starten zu lassen. Zudem sollten die letzten beiden Schulwochen vor den Weihnachtsferien online abgehalten werden.

Und auch die wirtschaftlichen Folgen seien nichts im Vergleich zu den anderen Alternativen. Die eine wäre laut den Wissenschaftlern die „Absage von Weihnachten“. Die andere, dass das Fest zu einem Superspreader-Event der übelsten Sorte werde, in dessen Folge es zu einem heftigen Corona-Ausbruch, überfüllten Krankenhäusern und einem drastischeren Lockdown nach den Feiertagen kommen würde. Wenn alles gut geplant würde, könnten die Menschen ermutigt werden, ihre Weihnachtseinkäufe schon im November zu erledigen. Ein Weihnachtsfest im Kreise der Liebsten wäre die sofortige Belohnung dafür, sich im Dezember etwas zurückzunehmen, schreiben sie. Es wäre eine gemeinsame Anstrengung, um Weihnachten zu retten. 

Die französisch-amerikanische Ökonomin Esther Duflo und ihr Ehemann und Kollege Abhijit Banerjee hatten im Jahr 2019 gemeinsam mit dem Amerikaner Michael Kremer den Wirtschaftsnobelpreis für ihren „experimentellen Ansatz zur Bekämpfung der weltweiten Armut“ verliehen bekommen. Duflo ist erst die zweite Frau überhaupt, die mit diesem Preis ausgezeichnet wurde. Zudem ist sie mit 46 Jahren die jüngste Preisträgerin.