Kaffeefahrten für Rechtsradikale

Wie Eva Herman und Co. Gleichgesinnte nach Kanada locken

In der kanadischen Provinz Nova Scotia siedeln sich immer mehr Deutsche mit rechtem Gedankengut an. Dahinter soll System stecken.

Teilen
Eva Herman und ihr Lebensgefährte Andreas Popp.
Eva Herman und ihr Lebensgefährte Andreas Popp.Youtube/Wissensmanufaktur

Die Insel Cape Breton liegt im norden der kanadischen Provinz Nova Scotia. Die Insel ist nur wenig besiedelt. Auf einem Quadratkilometer Land wohnen im Schnitt 14 Menschen – in Berlin sind es mehr als 4000. Die Ruhe und die rauen Wälder machen die Insel zum Sehnsuchtsort für deutsche Auswanderer. Wie der „Spiegel“ nun berichtet, sind darunter viele Bundesbürger mit rechtem Gedankengut. Eine zentrale Rolle bei der Ansiedlung Gleichgesinnter auf Cape Breton sollen die ehemalige „Tagesschau“-Sprecherin Eva Herman, inzwischen Lichtgestalt der Neuen Rechten und ihr Lebensgefährte, der Untergangsprophet Andreas Popp spielen.

Wie das Magazin schreibt, laden Popp und Herman mit ihrer sogenannten „Wissensmanufaktur“ – einer Organisation rechter Akademiker – viermal im Jahr zu einwöchigen Seminaren nach Cape Breton, wo die beiden selbst leben. Für die 30 eingeladenen „Klardenker“, wie die Gäste genannt werden, gebe es dann Vorträge von rechten Verschwörungstheoretikern. Popp selbst hat bereits mehrere verschwörungsideologische Werke verfasst. In denen zweifelt er die Mondlandung an, schwadroniert von Chemtrails und „Mächtigen“, die die „Menschheit in Abhängigkeit bekommen wollen“. Herman klingt auf ihrem Telegram-Chanel ähnlich. 

Neben den Vorträgen gebe es laut dem Magazin bei den Seminarwochen viel Werbung für den Kauf von Grundstücken im angeblich krisensicheren Nova Scotia. Das Magazin bezeichnet die Seminarwochen als „transatlantische Kaffeefahrten“, denn offenbar sollen sich die Gleichgesinnten nicht nur in Kanada ansiedeln, Popp und Herman – so wie einige andere dort ansässige Unternehmen – wollen gutes Geld verdienen.

Partner der „Wissensmanufaktur“ sei laut „Spiegel“ dabei die Immobilienfirma Cape Breton Real Solutions. Zwischen beiden Organisationen soll es personelle Überschneidungen geben. Zudem sei der Direktor der Immobilienfirma laut Branchenkennern, die das Magazin zitiert, gar nur ein Strohmann. Auf diese Weise seien mindestens seit 2018 viele Grundstücke in Nova Scotia verkauft worden. Dabei hätten die Preise oft weit über dem ortsüblichen Marktwert gelegen.

Laut „Spiegel“ soll es sogar schon Beschwerden gegeben haben. Ein Kauf soll gar rückgängig gemacht worden sein. Gestoppt worden sei das Geschäft bislang allerdings nur von der Corona-Krise. Die Seminare im August und September seien wegen der Pandemie abgesagt worden.