Wie die Runde ins Eckige kam: Vor 60 Jahren wurde der Pizzakarton erfunden
Wer genau den eckigen Karton für das runde Teigstück erfunden hat, ist unklar. Fest steht allerdings, dass ein Amerikaner vor 60 Jahren das weltweit erste Patent auf die Verpackung beantragte.

Heiß, knusprig und mit ganz viel Käse: So lieben viele Menschen die Pizza. Damit das beliebte Gericht nicht nur im Restaurant, sondern auch zu Hause heiß auf den Teller kommt, wird es für den Transport in einen stabilen Karton aus Wellpappe verpackt. Es waren Amerikaner, die nach dem Zweiten Weltkrieg eine Einwegverpackung entwickelten, als die ersten Pizzalieferdienste entstanden.
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Wer zuerst die Box aus stabiler Pappe erfand, ist unklar. Es könnte der 1960 gestartete Lieferdienst „Domino’s Pizza“ aus den USA sein. Vielleicht war es aber auch der Inhaber der 1952 eröffneten Würzburger Pizzeria Capri, Nicolino di Camillo. Das behauptet zumindest das Bayerische Haus der Geschichte. Fest steht aber, dass das weltweit erste Patent auf eine Box aus Wellpappe am 18. Februar 1963 in den USA angemeldet wurde.
Der Patentschrift zufolge erfand Abraham L. Tunick für die Firma Chicken Delight aus Illinois einen „belüfteten, stapelbaren Container für fertig gekochtes Essen“. Der Karton wurde aus einem flachen Papprohling ohne Klebstoff per Hand gefaltet und war mit Lüftungsschlitzen versehen. Unter der Nummer US3163344A wurde das Patent schließlich am 29. Dezember 1964 gewährt.

Warum die Runde unbedingt ins Eckige gehört, hat mehrere Gründe. So ist das gebackene Teigstück nicht nur gut stapelbar. Die Wellpappe hält auch die Wärme besser. Und sie ist haltbarer als dünne Verpackungen, die durch den heißen Teig feucht und durchweicht würden.
Erste Pizza-Lieferdienste schon im 19. Jahrhundert
Außerdem isoliert die darin enthaltene Luft den belegten Teigfladen gut. Zusammen mit dem Wasserdampf aufnehmenden Material sorgen die Ecken dafür, dass die runde Pizza heiß und knusprig bleibt. Kleine Löcher oder Schlitze lassen überschüssigen Dampf entweichen.
Die Idee, Pizzen zu verpacken und zu liefern, ist allerdings schon viel älter. Ab dem 19. Jahrhundert packten neapolitanische Bäcker ihre gebackenen Teigstücke in mobile runde Kupferbehälter, auf Italienisch „Stufe“ (Öfen). Damit wurden die Verkäufer auf die Straßen geschickt.
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Heute ist der Pizzakarton, der immer noch manuell gefaltet wird, sogar wettbewerbsträchtig. Den Weltrekord im schnellen Zusammenfalten hält der US-Amerikaner Randy DeGregorio. Am 13. Oktober 2020 formte er 18 Boxen in einer Minute.

Die Pappbehälter dienen oft als Werbeträger für die Pizzeria. Umstritten war vor einigen Jahren eine Kampagne der Bundeswehr, die auf tarnfarbenen Pizzakartons um Nachwuchs warb – mit den Slogans „Ohne Mampf kein Kampf!“ und „Futter frei!“.
Die einfachen Schachteln können nicht nur Werbung, sondern auch Kunst. Die Künstlerin Helen Königs aus dem Landkreis München nutzt sie seit 2004 als Leinwand für ihre „Pizzakarton Art“. Mit riesigen Müllskulpturen wie einer Zigarettenkippe und einem überdimensionierten Pizzakarton warb die Stadt Kopenhagen 2007 bei ihren Bürgern für mehr Sauberkeit.
Doch wohin mit den zahllosen Verpackungen? Allein in Deutschland landen laut Deutscher Umwelthilfe pro Jahr 435 Millionen Pizzakartons oder 50.000 Tonnen Pappe im Müll. Nur stark verschmutzt sollten sie in den Restmüll wandern. Sind sie leer und nicht beschichtet, gehören sie wie Altpapier in die Recyclingtonne, mahnt die Umwelthilfe. Seit Anfang 2023 gibt es zwar Pfandsysteme für Lebensmittelbehältnisse, der Pizzakarton ist davon aber ausgenommen.
In die Schlagzeilen geriet er jüngst, als sich zwischen der Umweltaktivistin Greta Thunberg und dem britisch-amerikanischen Influencer Andrew Tate auf Twitter ein Schlagabtausch entwickelte, in dem dieser auch ein Foto mit dem Karton einer rumänischen Pizzeria veröffentlichte.
Wegen des Verdachts auf Menschenhandel und Vergewaltigung wurde er kurz darauf in Rumänien verhaftet. Auch wenn die Polizei einen Zusammenhang mit dem Foto dementierte, kommentierte dies die schwedische Umweltaktivistin lapidar mit den Worten: „Das passiert, wenn man seine Pizzakartons nicht recycelt.“