Überschwemmungen im bayerischen Ansbach am Freitag: In weiten Teilen Westdeutschlands drohen sintflutartige Regenfälle. Auch im Osten werden Unwetter erwartet.
Überschwemmungen im bayerischen Ansbach am Freitag: In weiten Teilen Westdeutschlands drohen sintflutartige Regenfälle. Auch im Osten werden Unwetter erwartet. dpa/Nicolas Armer

Die Warnungen werden immer drastischer, und sie kommen nicht von irgendwelchen Untergangs-Propheten. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat eine amtliche Unwetterwarnung für Teile Westdeutschlands herausgegeben und nennt eindrücklich die Gefahren für Anwohner von normalerweise beschaulichen Bächen oder kleineren Flüssen. Auch Camping-Urlauber könnten betroffen sein! Sintflutartige Regenfälle könnte diese Wasserläufe oder auch Straßen in der Umgebung in reißende Ströme verwandeln. Hochwasser, Überflutungen, Erdrutsche könnten auftreten. „Schließen Sie alle Fenster und Türen!“, heißt es wörtlich beim DWD.

Regenmengen binnen nur 72 Stunden im Westen und Südwesten! Komplett um den Rhein herum gibt es heftigen Dauerregen von NRW bis runter in die Schweiz.
Quelle: wxcharts.com
Regenmengen binnen nur 72 Stunden im Westen und Südwesten! Komplett um den Rhein herum gibt es heftigen Dauerregen von NRW bis runter in die Schweiz.

Immense Regenmengen erwartet: Drei-Monats-Soll binnen 72-Stunden

Diplom-Meteorologe Dominik Jung (wetter.net) erklärt die Wetterlage: Tief Bernd hat den Westen Deutschlands in eine Tropenlandschaft verwandelt. Unerträglich schwüle Luft, mit Gewittern durchsetzter Dauerregen. „Die Regensummen sind immens. Rund um den Schwarzwald und auch in der Eifel werden bis zu 220 Liter Regen pro Quadratmeter erwartet.“ Zur Einordnung: Das entspricht der Regenmenge, die sonst in drei Monaten fällt, allerdings nun binnen 72 Stunden! Akute Unwetter- und Überflutungsgefahr besteht laut Dominik Jung in Nordrhein-Westfalen, über Rheinland-Pfalz, Hessen, dem Saarland bis nach Baden-Württemberg und Bayern.

„Bitte achten Sie auf die aktuellen Pegelstände. In ohnehin immer wieder durch Hochwasser gefährdeten Regionen sichern Sie Ihren Keller. Das könnte recht brenzlig werden.“ Diplom-Meteorologe Jung zeigt sich beeindruckt: „So krasse Niederschlagssummen habe ich im Westen selten gesehen.“ Aber auch der Osten Deutschlands wird nicht verschont. Zunächst schießen die Temperaturen am Dienstag in Berlin und Brandenburg kräftig nach oben. Dabei wird es unerträglich schwül-heiß. Bis zu 32 Grad erwartet der DWD in der Region. In der Nacht zu Mittwoch wird es brenzlig. Bei tropischen Nachtwerten von nicht weniger als 20 Grad kommt zunächst im Süden Brandenburgs schauerartiger Regen mit Gewittern auf, der sich an Berlin herankämpft. Lokal eng begrenzt erwartet der DWD Starkregen bis zu 25 Liter pro Quadratmeter. Zwischen Fläming und Niederlausitz sei Starkregen mit bis zu 40 Liter pro Quadratmeter nicht ausgeschlossen. Sturmböen können auf bis zu 75 km/h aufdrehen.

Unwetter und schwül-heiße Luft in Berlin und Brandenburg

Weitere Unwetter drohen im Tagesverlauf am Mittwoch: In einem Streifen Uckermark-Oder kann zunächst noch die Sonne scheinen, andernorts können bereits lokal Schauer fallen, die sich am Nachmittag ausdehnen und mit Gewitter intensivieren. Lokal drohen wieder Unwetter mit Starkregen, Hagel und Sturmböen. Die Höchstwerte erreichen erneut schwülheiße 32 Grad. Der Spuk löst sich in der Nacht zu Donnerstag auf: Örtliche Schauer und Gewitter lassen nach, es lockert bei Tiefstwerten zwischen 15 und 19 Grad auf.

Donnerstag erwartet uns endlich wieder ein freundlicher Sommertag mit Sonne und Wolken im Wechsel bei Höchstwerten um die 28 Grad. Nur zwischen Uckermark und Oderbruch seien einzelne Schauer und Gewitter nicht ausgeschlossen, heißt es beim DWD. Doch bereits am Freitag ballen sich wieder Quellwolken am Himmel, und ab Nachmittag drohen die nächsten Starkregen-Gewitter.

Die Unwetter kommen vom Westen, doch im Osten sitzt das andere Wetter-Extrem: Sengende Hitze. Wer gerade seinen Urlaub im Osten Österreichs verbringt, hat mit Höchstwerten nahe der 40-Grad-Marke zu kämpfen. Wetterexperte Dominik Jung erklärt: „Genau das ist das Problem. Wir sitzen zwischen den Stühlen. Im Westen Deutschlands vermengen sich die feuchtwarmen Luftmassen aus Osten und die kühlen Luftmassen aus Westen. Die Folge ist das nahezu stationäre Regenband mit Dauerregen und das über Stunden hinweg.“ In Thüringen und Sachsen drohen Jung zufolge bereits Dienstag kräftige Gewitter, bevor sie ab Mittwochmorgen den Berliner Raum attackieren. „Dabei kann es auch ordentlich zu Sache gehen“, warnt der Diplom-Meteorologe.