Überall Chaos, Schlamm, Überschwemmungen
UPDATE zur Flut-Katastrophe in Deutschland: Mehr als 130 Tote +++ Die Helfer stoßen immer wieder auf Leichen +++ 12 Menschen sterben in Behinderteneinrichtung
Ganze Ortschaften sind dem Erdboden gleichgemacht, Häuser zerstört, immer mehr Tote werden geborgen.

Diese Unwetter-Katastrophe sucht in Deutschland ihres Gleichen: Durch den Starkregen der letzten Tage und die daraus resultierenden Überschwemmungen im ganzen Land sind mindestens 130 Menschen ums Leben gekommen. Häuser stürzten ein. Eine Klinik musste komplett evakuiert werden. In Wuppertal besteht Lebensgefahr. Erinnerungen an die sogenannten Jahrhundertflut im August 2002 kommen hoch, doch die Ausmaße übersteigen diese deutlich.
+++ 17. Juli +++
Expertin erhebt Vorwürfe gegen System des Katastrophenschutzes
Die Hydrologin Hannah Cloke von der britischen Universität Reading erhebt im Magazin „Politico“ schwere Vorwürfe gegen das System des Katastrophenschutzes in Deutschland. Die hohen Todeszahlen seien ein „erhebliches Versagen des Systems“. Sie hätte erwartet, dass Menschen evakuiert werden „und nicht, dass im Jahr 2021 so viele Menschen in einer Flut sterben“. Vorwarnungen, Sirenen und Lautsprecherdurchsagen gab es oft nicht oder offenbar erst zu spät.
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+++ 16. Juli +++
Immer wieder werden Leichen gefunden
Wie dramatisch die Situation im Westen Deutschlands ist, zeigt auch ein Zitat des rheinland-pfälzischen Innenministers Roger Lewentz (SPD). „Man muss im Moment feststellen, mit dem Leerlaufen von Kellern oder dem Leerpumpen von Kellern stoßen wir immer wieder auf Menschen, die ihr Leben gelassen haben in diesen Fluten, so dass ich über die Zahl, wo wir dann am Schluss in etwa landen werden, gar nichts sagen kann“, sagte der Politiker. „Aber das hier ist schon eine Katastrophe. Das ist dramatisch.“
Es seien vor allem die Helfer, die dramatische Szenen erlebten. „Stellen Sie sich vor, Sie gehen in einen Keller, stehen noch teilweise im Wasser. Es ist eine katastrophale Umgebung, und dann finden Sie eine Tote, einen Toten nach dem anderen. Das nimmt die Menschen, die helfen wollen, ganz enorm mit“, sagte Lewentz.
Zwölf Menschen in Behinderteneinrichtung in Sinzig gestorben
Unter den Hochwassertoten in Rheinland-Pfalz sind nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung auch zwölf Bewohner einer Behinderteneinrichtung in Sinzig. Der Geschäftsführer des Vereins Lebenshilfe, Stefan Möller, sagte dem Blatt am Freitag, das Gebäude hätte auf Bitten der Feuerwehr eigentlich evakuiert werden sollen, eine Nachtwache sei im Nachbarhaus gewesen.
„Doch als der Mitarbeiter rüber ist, kam die Flutwelle - er kam nicht mehr raus und konnte keine Hilfe leisten“, sagte Möller. „Das ist fürchterlich - unsere Mitarbeiter sind traumatisiert, helfen aber noch, so gut sie können.“
Jugendlicher im Hochwasser aus Gully gerettet
Bei der Hochwasserkatastrophe ist ein Jugendlicher in Baden-Württemberg nach Feuerwehrangaben in einen offenen Gully gesogen worden. Dies sei auf einer vom Wasser gefluteten Straße in Inzlingen im Kreis Lörrach passiert. Der Vater des Jungen und ein benachbarter Feuerwehrmann hätten den 17-Jährigen in der lebensgefährlichen Lage festhalten können, sagte Feuerwehrkommandant Thomas Muck am Freitag. Weitere Einsatzkräfte hätten geholfen, den Teenager zu retten. Er habe einen Schock erlitten, sei aber nach kurzem Aufenthalt im Krankenhaus wieder von dort entlassen worden. In der Nacht habe die Freiwillige Feuerwehr in Inzlingen 28 Einsätze gehabt, berichtete Muck.
Katastrophenschutz in Erftstadt im Einsatz: Dramatische Lage mit einstürzenden Häusern und Eingeschlossenen
Im nordrhein-westfälischen Erftstadt hat sich die Lage wegen der Unwetterkatastrophe dramatisch zugespitzt. Wegen schneller und massiver Unterspülungen gebe es eine Reihe von vollständigen und teilweisen Einstürzen von Häusern, teilte die Bezirksregierung in Köln am Freitag mit. Es würden „etliche Personen“ vermisst, die Infrastruktur sei ausgefallen, Krankenhausbetriebe seien nicht mehr möglich. Mehrere Pflegeheime müssten geräumt werden.
Aus den Häusern erfolgten immer wieder Notrufe von eingeschlossenen Menschen, da diese trotz Warnungen wieder in das Schadensgebiet zurückgekehrt seien oder es nicht verlassen hätten.
Die Bezirksregierung schickte in Abstimmung mit dem nordrhein-westfälischen Innenministerium einen Erkundungstrupp des Katastrophenschutzes in den Rhein-Erft-Kreis, zu dem Erftstadt gehört. Wie die Bezirksregierung erklärte, könnten nur teilweise Menschen mit Booten oder Strömungsrettern gerettet werden. In vielen Fällen sei eine Rettung nicht möglich. Der Einsatz werde durch einen Gasaustritt, der sich nicht abstellen lasse, stark gefährdet.
Auch Wohngebiet in Wangen im Allgäu überschwemmt
Auch in Wangen im Allgäu im Landkreis Ravensburg ist aufgrund des Starkregens am späten Donnerstagabend ein Wohngebiet überflutet worden. Wie das Polizeipräsidium Ravensburg am frühen Freitagmorgen mitteilte, wurden zunächst zwei Brückendurchflüsse des Epplingser Bachs durch Treibgut blockiert. Dadurch sei das Wasser über die Ufer getreten und habe das angrenzende Wohngebiet Epplingser Halde überschwemmt.
Nach Angaben der Einsatzkräfte stand das Wasser im Wohngebiet zum Teil kniehoch - zahlreiche Keller und Garagen liefen voll mit Wasser. In einem Blockheizkraftwerk stand das Wasser demnach bis zu 1,60 Meter hoch. Wie viele Häuser von der Überflutung betroffen sind, war zunächst unklar.
Zahl der Opfer in Rheinland-Pfalz steigt sprunghaft
Es ist der zweite Morgen nach der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz und die Zahl der Toten stiegt nach offiziellen Angaben auf über 60. „Die Befürchtung ist, dass es noch mehr werden“, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Koblenz am Freitagmorgen. Die Bergungsarbeiten liefen weiter.
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Wie viele Menschen insbesondere in der Region um Bad Neuenahr-Ahrweiler noch vermisst werden, konnte der Sprecher nicht genau sagen. Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) hatte am Donnerstagabend davon gesprochen, dass das Schicksal von 40 bis 60 Menschen weiterhin ungeklärt sei.
Der Kreis Ahrweiler hatte sogar von 1300 noch vermissten Menschen im Kreisgebiet gesprochen. Eine Sprecherin erklärte das auch mit einem teilweise lahmgelegten Mobilfunknetz. Daher gebe es keinen Handy-Empfang und viele Menschen seien nicht erreichbar.
Am Mittwoch war noch von 28 Opfern gesprochen worden.

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Lage dramatisch: Hauseinstürze in Erftstadt
In Erftstadt-Blessem ist eine Reihe von Häusern ganz oder teilweise eingestürzt. Das hat die Kölner Bezirksregierung am Freitagmorgen mitgeteilt. Ursache seien massive und schnell fortschreitende Unterspülungen der Häuser.
Aus den Häusern kämen immer wieder Notrufe. Menschen könnten derzeit aber nur mit Booten vom Wasser aus gerettet werden. Dazu erschwere ein nicht abstellbarer Gasaustritt die Rettungsarbeiten. Mehrere Pflegeheime würden geräumt.
+++ 15. Juli +++
NRW steht nach dem #Unwetter unter Wasser. Wie schlimm die Folgen sind, wird aus der Luft besonders deutlich: ⤵️ pic.twitter.com/nK0WcGhOLB
— WDR aktuell (@WDRaktuell) July 15, 2021
Die Behörden haben Hotlines für Angehörige und Hinweis-Portale eingerichtet, die bei der Suche nach Vermissten helfen sollen.
❗ Bitte Retweeten & weitersagen❗
— Landesregierung Rheinland-Pfalz (@rlpNews) July 15, 2021
Betroffene der #Hochwasser-Katastrophe erhalten Auskunft & Unterstützung:
👉 Polizeipräsidium Koblenz für Angehörige, die jemanden vermissen: 0800 6 56 56 51
🖥️Hinweise: https://t.co/ja3R6qf4Qh
👉 Psychosoziale Unterstützung: 0800 001 0218 pic.twitter.com/2xEgG3YJAt
Totes Ehepaar aus überflutetem Keller geborgen - Opferzahl auf 59 erhöht
Die Zahl der Unwettertoten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hat sich im Verlauf des Donnerstags auf mindestens 59 erhöht. Am Nachmittag wurde im überfluteten Keller eines Hauses im nordrhein-westfälischen Geilenkirchen ein lebloses Ehepaar entdeckt. Rettungskräfte konnten den beiden 74 und 78 Jahre alten Bewohnern des Hauses nicht mehr helfen, die beiden verstarben vor Ort, wie die Polizei Heinsberg mitteilte.
Im Zusammenhang mit dem schweren Unwetter sind in Nordrhein-Westfalen mindestens 31 Menschen ums Leben gekommen. Das bestätigte das NRW-Innenministerium am Donnerstagabend. 57 Personen seien zudem verletzt.

Viele Flüsse und Bäche in der Eifel, im Bergischen Land, im Rheinland und Sauerland führten am Donnerstag Hochwasser und waren am Mittwoch und in der Nacht zu Donnerstag über die Ufer getreten. Straßen wurden überschwemmt, Keller liefen voll. Besonders kritisch war die Lage etwa im Kreis Euskirchen.
Mindestens 28 Tote in Rheinland-Pfalz
Auch im ebenfalls stark von den Hochwassern betroffenen Rheinland-Pfalz stieg die Zahl der Todesopfer weiter an. Innenminister Roger Lewentz (SPD) bestätigte am Abend den Tod von bislang 28 Menschen.
Die Folgen der Hochwasserkatastrophe blieben im Verlauf des Donnerstags in vielen Orten unübersichtlich, weil Strom- und Telefonleitungen ausgefallen waren. Es spielten sich aber immer wieder dramatische Szenen ab. So flüchteten zahlreiche Menschen auf die Dächer ihrer Häuser.
Die Polizei schickte Hubschrauber in die besonders betroffenen Regionen etwa im Kreis Bad Neuenahr-Ahrweiler, um die Menschen an Seilwinden von den Dächern zu retten. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums waren 15.000 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei, Hilfsorganisationen und Bundeswehr im Rettungseinsatz.

Polizei appelliert an Hochwasser-Schaulustige nicht zu kommen
Mit einem Aufruf hat der Sprecher der Polizei des Rhein-Erft-Kreises an Schaulustige appelliert, die Rettungsarbeiten in den Hochwassergebieten nicht zu behindern. „Die aktuelle Situation, in der viele Menschen um Angehörige bangen und sich um ihr Hab und Gut sorgen, ist nicht der richtige Zeitpunkt für Schaulust“, sagte Thomas Held am Donnerstagnachmittag der Deutschen Presse-Agentur. Aufgrund heftigen Regens in der Nacht zum Donnerstag waren die Beamten im Kreis im Dauereinsatz.
Entlang der Erft forderte der Kreis wegen des Hochwassers die Kommunen auf, Evakuierungen und die Unterbringung der Menschen vorzubereiten.
Menschen in Swisttal bei Bonn von Hochwasser eingeschlossen

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In Swisttal im Süden von Nordrhein-Westfalen sind mehrere Menschen wegen der Überschwemmungen seit Mittwochabend eingeschlossen. Wie viele Menschen betroffen seien, sei unklar, teilte der Rhein-Sieg-Kreis am Donnerstagnachmittag mit.
Einsatzkräfte gelangten demnach nur schwer zu den Betroffenen. Die Menschen sollen nach Angaben des Kreises mit Hubschraubern der Bundespolizei und der Bundeswehr aus der Luft gerettet werden. Sollte der Wasserstand zurückgehen, sollen auch Boote zum Einsatz kommen.
„Es liegen zahlreiche Meldungen über einsturzgefährdete Gebäude vor, aber noch keine valide Gesamteinschätzung.“ Zudem herrsche ein großflächiger Stromausfall. Die Kommunikation mit den Rettungskräften vor Ort sei in der aktuellen Lage schwer. Swisttal liegt zwischen Euskirchen und Bonn.
Polizei Köln meldet 20 Tote nach Unwetter
Allein die Kölner Polizei zählt nun 20 Opfer in ihrer Region. Noch seien nicht alle gesichteten Leichen geborgen. Neben zwei in Köln gefundenen Toten seien bislang aus Euskirchen 15 und aus Rheinbach 3 Tote gemeldet worden, teilte die Polizei am Donnerstagnachmittag mit. Noch seien nicht alle gesichteten Leichen geborgen. „Aussagen zur Identität, Alter, Auffindeort und Todesumständen wird die Polizei zum Schutz der Angehörigen nicht veröffentlichen“, erklärten die Beamten.

Zuvor war bereits bekannt geworden, dass im Zusammenhang mit dem Unwetter auch in anderen Landesteilen Nordrhein-Westfalens Menschen starben. In Kamen (Kreis Unna) kam ein 77-Jähriger im einem unter Wasser stehenden Keller seines Hauses ums Leben. In Solingen starb ein 82 Jahre alter Mann nach einem Sturz ebenfalls im überfluteten Hauskeller. Zudem starben zwei Feuerleute. Ein 52 Jahre alter Feuerwehrmann kollabierte bei einem Unwettereinsatz im sauerländischen Werdohl und starb trotz Reanimationsversuchen. Wenige Stunden zuvor war in Altena im Sauerland ein Feuerwehrmann bei der Rettung eines Mannes ertrunken.
Tödliche Auswirkungen auch im Nachbarland Belgien: Anwohner der Maas in Lüttich evakuiert
In der belgischen Großstadt Lüttich sind die Anwohner der Maas wegen außergewöhnlich starken Hochwassers aufgerufen worden, sich noch schnell aus ihren Häusern in Sicherheit zu bringen. Der weiter steigende Pegelstand des Flusses stelle eine „außergewöhnliche Krisensituation“ dar, erklärten die örtlichen Behörden am Donnerstagnachmittag. Daher sollten die Anwohner der Maas, „die noch die Möglichkeit zur Evakuierung haben, dies tun“.
In den kommenden Stunden könne der Pegel der Maas um weitere 1,50 Meter steigen, hieß es weiter. Diejenigen Anwohner, die ihre Häuser nicht mehr verlassen könnten, sollten in die oberste Etage ihres Hauses gehen und „kein Risiko eingehen“.

Lüttich ist mit rund 200.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Belgiens. Zu den vom Hochwasser bedrohten Vierteln gehört auch das Stadtzentrum.
Am Donnerstag waren aus Belgien bereits mehrere Tote durch Überschwemmungen gemeldet worden. Vier Leichen wurden nach Behördenangaben im ostbelgischen Verviers entdeckt.
Laut dem öffentlich-rechtlichen Rundfunksender RTBF wurde in Eupen am Morgen zudem ein 22-jähriger Mann von den Fluten mitgerissen. In Aywaille, südlich von Lüttich, sei ein etwa 50 Jahre alter Mann in seinem Keller ertrunken. Bereits am Mittwoch war in der Gemeinde Profondeville die Leiche eines Mannes nahe einer Schleuse in der Maas entdeckt worden.
Straßen unbefahrbar: Ortschaft bei Bevertalsperre in NRW mit Boot evakuiert
Nach massiven Regenfällen müssen etwa 1500 Menschen in Hückeswagen im Bergischen Land ihre Wohnungen verlassen. „Bei den Evakuierungsmaßnahmen muss viel mit dem Boot gemacht werden, weil die Straßen nicht mehr befahrbar sind“, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstagmorgen. Betroffen sei vor allem der Stadtteil Kleineichen unterhalb der Bevertalsperre. Bei den Rettungsmaßnahmen seien zwei Menschen verletzt worden.
Die Lage scheint allerdings nicht mehr ganz so angespannt wie noch in der Nacht. „Der Damm, der zu brechen drohte, ist soweit sicher“, sagte der Polizeisprecher. In dem Bereich rund um die Talsperre gebe es aber großflächige Überschwemmungen. In der Nacht waren im Oberbergischen Kreis nach Angaben des Polizeisprechers etwa 1000 Kräfte im Einsatz.
Am Nachmittag teilte der Oberbergische Kreis mit, dass die Bevertalsperre kontrolliert abgelassen werde. Der Damm unterhalb des Beverteiches werde mit einer Drohnenstaffel auf seine Stabilität überprüft.
Auch an der Wuppertalsperre werde das Wasser weiter abgelassen. Dort war ein unkontrollierter Überlauf befürchtet worden. Der Feuerwehr gelang es jedoch, das Wasser kontrolliert ablaufen zu lassen. Aus Sicherheitsgründen waren die Anwohner der Wupper in Radevormwald bereits seit dem späten Mittwochabend aufgefordert worden, ihre Wohnungen zu verlassen.
Feuerwehr in Essen rettet erschöpftes Reh aus Fluten

Kleines Glück inmitten der Hochwasser-Katastrophe: Nahe eines Biergartens an der Ruhr in Essen hat die Feuerwehr ein erschöpftes Reh aus Wasserfluten gerettet. „Es wurde von den Wassermassen gegen einen Zaun gedrückt“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr am Donnerstag. Einsatzkräfte hätten zwei Menschen mit Booten retten wollen, die vom Wasser in dem Biergarten eingeschlossen waren. Auf dem Weg fiel ihnen das entkräftete Tier auf, sie brachten es in Sicherheit. Im Anschluss wurde das Reh mit einer Folie abgedeckt, damit es nicht auskühlt. Die Menschen überstanden ihre Rettung unverletzt, sagte der Sprecher. Zuvor hatte die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ berichtet

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Klinik in Leverkusen nach Kurzschluss komplett geräumt
Wegen einer Störung der Stromversorgung musste in Leverkusen ein Krankenhaus komplett evakuiert werden. Betroffen sind 468 Menschen. Bereits in der Nacht zu Donnerstag sei der Notstrom ausgefallen, einige Stationen seien ohne Licht gewesen. „Die medizinischen Geräte der Intensivstationen mussten teilweise mit Akkus betrieben werden“, teilte das Klinikum mit. Auslöser des Stromausfalls war das Hochwasser. Dadurch wurde ein Kurzschluss an zwei Trafos ausgelöst, der Strom fiel aus. Lebensgefahr an Wupper-Talsperre: Die Behörden im Bergischen Land befürchteten einen unkontrollierten Überlauf der Wupper-Talsperre bei Radevormwald. „Es besteht akute Lebensgefahr!“, hieß es.

Wupper-Talsperre droht überzulaufen: Lebensgefahr für Anwohner
Die Behörden im Bergischen Land befürchten derweil einen unkontrollierten Überlauf der Wupper-Talsperre bei Radevormwald. Der Oberbergische Kreis warnte am Abend unter der Überschrift „Evakuierung“ davor, dass der Wasserstand der Wupper im Stadtgebiet von Radevormwald in kurzer Zeit sehr stark anschwellen wird. „Es besteht die akute Gefahr der Überflutung“, hieß es in der Warnung. Die Anwohner entlang der Wupper im Stadtgebiet wurden aufgefordert, umgehend den Gefahrenbereich zu verlassen. „Es besteht akute Lebensgefahr!“
Nach Angaben von Hans-Uwe Koch vom Amt für Bevölkerungsschutz des Kreises wurde am Donnerstagmorgen noch kontrolliert Wasser abgelassen - von der Wupper-Talsperre und auch von der höher gelegenen Bever-Talsperre, deren Wasser in der Wupper-Talsperre lande. Im Fall der Wupper-Talsperre soll damit Druck vom Sperrdeich genommen werden.
Aus Sicherheitsgründen wurden die Anwohner der Wupper in Radevormwald bereits seit dem späten Abend aufgefordert, ihre Wohnungen zu verlassen, auch mit Lautsprecherdurchsagen. Für Betroffene wurde eine Betreuungsstelle in einer Grundschule in Radevormwald eingerichtet. Seit Mitternacht wurden auch die Anwohner von Bever und Wupper in Hückeswagen aufgefordert, ihre Wohnungen zu verlassen.
Nach Angaben der Stadt Wuppertal könnte es bei der aktuellen Fließgeschwindigkeit der Wupper drei Stunden nach einem Überlauf zu Überflutungen in Wuppertal kommen. „Personen sollten sich in der Nacht nicht in der Nähe der Wupper, insbesondere nicht in Muldenlagen aufhalten“, hieß es in einer Mitteilung. Anwohner sollten die Lage beobachten und wenn möglich das erste Obergeschoss aufsuchen. Gegebenenfalls müssten auch Trafostationen in diesen Bereichen zeitweilig abgeschaltet werden.
Ausblick: „Unwetterpotenzial sinkt“
Der Deutsche Wetterdienst rechnet bis Sonnabend mit teils kräftigem Dauerregen. Nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ist der Höhepunkt der extremen Niederschläge in Teilen Deutschlands allerdings überschritten. Der DWD-Meteorologe Marco Manitta erwartete im Laufe des Donnerstags „eine Entspannung der Wetterlage“. Zwar könne es weiterhin „punktuellen Starkregen“ geben, dieser sei aber nicht mehr so verbreitet wie in der vergangenen Nacht, sagte Manitta der Deutschen Presse-Agentur. „Das Unwetterpotenzial sinkt deutlich.“

Daniel Karmann/dpa
Bundeswehr hilft mit Panzern
Die Bundeswehr setzt bei der Unwetterkatastrophe im Südwesten und Westen Deutschlands Soldaten und schweres Gerät zur Rettung ein. In Nordrhein-Westfalen wurden 200 Soldaten mit Bergepanzern, Radladern, schweren Lastwagen und dem Transportpanzer Fuchs in den Einsatz geschickt.
In Rheinland-Pfalz sind 70 Soldaten mit vier Unimogs und Krankenwagenausstattung unterwegs. Diese sind watfähig, können also auch in überschwemmten Dörfern fahren. Das Heer schickte Hilfe aus der Luft. „Zwei Transporthubschrauber NH90 und zwei Rettungshubschrauber LUH SAR sind ab sofort für die Amtshilfe einsatzbereit & unterstützen das Kommando Territoriale Aufgaben“, schrieben die Landstreitkräfte auf Twitter.

Scholz: Meldungen zum Hochwasser schockieren
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat entsetzt auf die Folgen der Unwetter insbesondere im Westen Deutschlands reagiert. „Die Meldungen zum Hochwasser alarmieren und schockieren“, schrieb der Bundesfinanzminister am Donnerstag auf Twitter. „Jetzt geht es um schnelle Hilfe.“ Sein großer Dank gehe an die Einsatzkräfte, die ihr Leben riskierten. „Mein Mitgefühl gilt den Vermissten und Verstorbenen, ihren Angehörigen sowie allen, deren Häuser überschwemmt sind.
CDU-Chef Armin Laschet hat wegen der dramatischen Hochwasserlage in der Eifel seinen geplanten Besuch bei der Klausur der CSU-Landesgruppe in Seeon abgesagt. Er habe seine Reise durch Süddeutschland abgebrochen und sei noch in der Nacht nach Nordrhein-Westfalen zurückgekehrt. Am Donnerstagmorgen will Laschet die von den Unwettern besonders betroffene Stadt Hagen besuchen, um sich dort mit dem Oberbürgermeister im Krisenstab ein Bild von der Lage vor Ort zu machen. Aus der Staatskanzlei hieß es weiter, der Ministerpräsident wolle sich nach seinem Besuch in Hagen über die Folgen und weiteren Entwicklungen der Unwetter in Nordrhein-Westfalen informieren und mögliche Hilfen des Landes forcieren

+++ 14. Juli +++
Mann von Sturzflut mitgerissen: Suche am Mittwoch eingestellt
Eine Sturzflut infolge sintflutartiger Regenfälle im sächsischen Jöhstadt (Erzgebirgskreis) hat am Dienstag einen Mann mit sich gerissen.
Die Feuerwehr habe die Suchaktion in der Nacht zum Mittwoch vorerst abgebrochen, teilte die Polizei mit. Nach den Angaben vom Mittwochmorgen hatten Anwohner im Ortsteil Steinbach am Dienstagabend versucht, ihre Grundstücke gegen einen über die Ufer getretenen Fluss zu sichern. Einer der Anwohner wurde dabei von einer Sturzflut mitgerissen. Alle Rettungsversuche durch die Nachbarn schlugen fehl. Die Hauptstraße in Steinbach sei infolge des starken Regens etwa eine Stunde unpassierbar gewesen, hieß es.
Katastrophenfall im Landkreis Hof ausgerufen
Der Landkreis Hof im bayerischen Oberfranken hat wegen Starkregens den Katastrophenfall ausgerufen. Dies ermögliche insbesondere eine zentrale Koordination der Einsätze, erklärte Landrat Oliver Bär am Dienstagabend. Seit dem späten Nachmittag seien wegen der starken Regenfälle Feuerwehr, Technisches Hilfswerk (THW) und Rettungskräfte im Landkreis im Einsatz. In einigen Gebieten gebe es starke Überschwemmungen.
Insgesamt waren knapp tausend Feuerwehrleute und 140 Mitarbeiter des THW im Einsatz. Alleine in der besonders schwer betroffenen Stadt Selbitz rückten sie zu rund 130 Einsätzen aus, wie das Landratsamt in der Nacht zum Mittwoch mitteilte.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte am Dienstag vor Unwettern in Teilen Deutschlands gewarnt. Für die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen wurde teils extremer Starkregen mit Gewittern vorhergesagt. Zudem gab der DWD für Teile Bayerns, Sachsens und Thüringens eine Unwetterwarnung wegen schwerer Gewitter heraus.
Vollgelaufene Keller und überflutete Straßen in Westdeutschland

Feuerwehr in Hagen befreit Autofahrer in überschwemmter Unterführung
Heftige Regenfälle haben in Nordrhein-Westfalen zu überfluteten Straßen und vollgelaufenen Kellern geführt. In Hagen in Nordrhein-Westfalen hat starker Regen Autofahrer in einer Unterführung eingeschlossen, so dass die Feuerwehr sie befreien musste. In der Stadt habe es in der Nacht zum Mittwoch insgesamt viele Probleme wegen des Unwetters gegeben. In der Unterführung in der Nähe des Hauptbahnhofs sammelte sich nach Angaben eines Polizeisprechers so viel Regenwasser, dass mehrere Autos nicht mehr weiterkamen. Die Feuerwehr habe die Fahrer aus ihren Fahrzeugen holen müssen, sagte der Sprecher.
„Wir haben diverse Stellen im Stadtgebiet, wo Straßensperrungen aktuell vorliegen“, erläuterte er am Mittwoch. Hänge seien abgerutscht und Fahrbahnen überflutet und teilweise beschädigt worden.
Wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Hagen am frühen Mittwochmorgen mitteilte, gingen über Nacht Hunderte Notrufe bei der Feuerwehr ein. „Die Leute sind verzweifelt“, sagte der Sprecher in Hinblick auf die Vielzahl an vollgelaufenen Kellern in der Stadt. Außerdem seien aufgrund der überspülten Straßen stellenweise Fahrzeuge ins Rutschen gekommen. Verletzte Personen waren nicht bekannt. Von Hängen wurden zudem Schlammmassen auf Straßen gespült, viele Ortsteile waren daher nicht befahrbar. Wegen Gerölls auf den Straßen können einige Ortsteile selbst von Einsatzfahrzeugen der Polizei und Feuerwehr nicht befahren werden, wie der Sprecher weiter mitteilte.
Reul sieht schwierige Lage
Ähnlich dramatisch auch die Situation in Altena, wo der Feuerwehrmann ertrank. NRW-Innenminister Herbert Reul sprach von einer „außerordentlich schwierigen Lage“ in einigen Regionen des Landes. Die Stadt Düsseldorf forderte am Mittwoch wegen einer drohenden Überschwemmung die Anwohner im Stadtteil Grafenberg zum Verlassen ihrer Wohnungen auf. Besonders betroffen vom steigenden Hochwasser der Nördlichen Düssel seien etwa 350 Gebäude der Ostparksiedlung, so die Stadt.
Das Regen-Unwetter sorgte auch auf zahlreichen Autobahnen für überflutete Fahrbahnen. Sperrungen und Staus waren die Folge. Am Abend wurde in Köln die A1 zwischen dem Kreuz Köln-West und Köln-Bocklemünd in beiden Fahrtrichtungen gesperrt. Grund war laut Autobahngesellschaft Rheinland ein überfluteter Tunnel. Gegen 22.00 Uhr staute sich der Verkehr landesweit auf insgesamt 60 Kilometern.
Katastrophenfall auch im Kreis Vulkaneifel
Der Kreis Vulkaneifel in Rheinland-Pfalz rief den Katastrophenfall aus. „Die Lage ist sehr ernst, wir haben viele überschwemmte Straßen und Ortschaften, die nicht mehr erreichbar sind“, sagte Landrätin Julia Gieseking (SPD) am Mittwochabend in Daun. Die Schulen im Kreis sollen am Donnerstag geschlossen bleiben.
„Ich appelliere an die Bevölkerung, dass alle zuhause bleiben und sich schützen vor den Wassermassen“, sagte Gieseking. Der Katastrophenfall ermögliche die Unterstützung der Bundeswehr. Es würden auch Fahrzeuge benötigt, um nicht mehr passierbare Straßen zu überwinden. Der Schwerpunkt der Einsätze liege in der Rettung von Menschen. Die Einsatzkräfte könnten sich zunächst kaum um überschwemmte Keller kümmern. „Es gibt so viele Einsatzorte, dass wir Prioritäten setzen müssen.“
Der Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsbehörde (ADD), Thomas Linnertz, sagte, er sei in der Vulkaneifel, um sich einen Überblick zu verschaffen. Auch in benachbarten Kreisen sei die Lage aufgrund von Starkregen und Hochwasser schwierig.
Der Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Kreises Vulkaneifel, Harald Schmitz, sagte, es habe so starke Wassermassen gegeben, „dass komplette Bäche durch Orte fließen“. In Hillesheim sei ein Teil des Altenheims geräumt worden. „Wir gehen davon aus, dass die Lage noch länger anhalten wird und deswegen haben wir die Unterstützung angefordert.“ Abgesehen von Schnittwunden gebe es aber bislang keine Meldungen von größeren Verletzungen Betroffener.
Überflutete Straßen und umgestürzte Bäume in Mannheim
Heftige Regenfälle haben in Mannheim und Umgebung teilweise für umgestürzte Bäume und überflutete Straßen gesorgt. In den Mannheimer Stadtteilen Lindenhof und Wallstadt seien infolge des Unwetters am Dienstag Bäume auf geparkte Fahrzeuge gefallen und hätten diese beschädigt, wie die Polizei mitteilte. Verletzt worden sei jedoch niemand.
Mehrere Straßen seien überflutet worden und mussten teilweise gesperrt werden. Vereinzelt wurden Autos durch eingedrungenes Wasser beschädigt und mussten abgeschleppt werden. Auch in Hockenheim mussten zwei Autos geborgen werden, deren Fahrer erfolglos versucht hatten, eine Straße mit starker Wasseransammlung zu durchfahren. In Heidelberg sorgte Wasser auf den Straßen für kurzzeitige Verkehrsbehinderungen.
