Auf den Wegen im Plänterwald haben sich große Pfützen unter den Bäumen gebildet.
Auf den Wegen im Plänterwald haben sich große Pfützen unter den Bäumen gebildet. dpa/Fabian Sommer

Wochenlang Dürre und jetzt gefühlte Unmengen an Niederschlag – eine Erleichterung für die Natur? Ja, meint der Umweltexperte und Wildtierexperte des Berliner Senats, Derk Ehlert. Die Regenmenge eines ganzen Monats fiel in wenigen Stunden. Zu viel in zu kurzer Zeit für die Pflanzen, um das Wasser aufzunehmen. Es müsse erst tiefere Schichten erreichen, die ausgetrocknet sind, um zum Beispiel den Bäumen zu nutzen.

Regendefizit aus den trockenen Wintermonaten in Berlin

„Es ist mehr als wichtig und richtig, dass es regnet. Der Regen ist ein Segen für die Pflanzen und Tiere. Aber wir schleppen noch ein großes Defizit aus den Wintermonaten mit“, sagt Ehlert. Der Regen müsste sich deshalb jetzt noch oft wiederholen. Und nicht nur dieser Berliner Winter war trocken, in den vergangenen drei bis vier Jahren habe es insgesamt zu wenig geregnet. „Deshalb fehlt eine Dreivierteljahresmenge an Niederschlag“, meint Ehlert.

Die Situation im Wald ist etwas entspannter, als auf den Grünflächen innerhalb der Stadt. Denn im Wald kann wegen der unversiegelten Flächen mehr Wasser in den Boden dringen. Aber auch dort brauche das Zeit, sagt Ehlert. Die Waldbrandgefahr sei momentan reduziert, aber die tieferen Laubschichten seien immer noch trocken. Nicht nur die Wurzeln brauchen Wasser, sondern auch die Bodenorganismen, die für die Humusbildung verantwortlich sind, erklärt Ehlert. Sie wandern bei Trockenheit in tiefere Bodenschichten ab, sodass beispielsweise Tiere, die sich von Regenwürmern ernähren in den letzten sechs Wochen einen Nachteil hatten.

Bis zu 70 Liter Regen pro Quadratmeter in Berlin gefallen

„Die Verteilung des Regens ist zwar punktuell, aber dennoch kann man von einem ergiebigen Landregen sprechen“, sagt Ehlert. Zu Erosionen kommt es eher bei starken Gewitterregen, die in letzter Zeit in vielen Regionen Deutschlands vorkamen. In Berlin und Umgebung fiel dagegen langanhaltender Regen über zwei Tage. „Wir sind in der glücklichen Situation, dass der Regen von Südbrandenburg nach Norden zog und nachts dann wieder drehte“, sagt Ehlert. Vereinzelt gab es zwar auch hier Überschwemmungen, die Schäden seien aber überschaubar.

In den Gärten ist es laut dem Experten wichtig, das Wasser aufzufangen, um für eine kontinuierliche Wasserversorgung zu sorgen. Die Stadt bewässere Schmuckanlagen und Rasen, der intensiv genutzt wird, bei größeren Flächen wäre der Wasserverbrauch zu hoch.

Der meiste Regen fiel im Norden Berlins

Die Regenmenge unterschied sich innerhalb der Region und auch innerhalb von Berlin stark. „Während im Norden bis zu 70 Liter Regen fielen, kam der Südosten nur auf etwa 30 Liter“, sagt der Meteorologe Robert North vom Deutschen Wetterdienst Potsdam. Köpenick kam beispielsweise nicht auf die gesamte Niederschlagsmenge für Juni. Auch Potsdam lag mit 34 Litern deutlich unter den durchschnittlich 69,2 Litern. In Staaken bei Spandau, das ebenfalls ganz im Westen liegt, fielen dagegen die knapp 70 Liter pro Quadratmeter.

Die nordöstliche Uckermark war die am stärksten betroffene Region mit 200 Litern innerhalb von 24 Stunden, dort kam es zu Überflutungen. Hier liefen Keller voll, Bäume sind umgestürzt und auf der A20 ist eine Straßenböschung abgerutscht, wie die dpa berichtete.