Es war eine Schocknachricht, die die Familie, Freunde und Schlagerfans aus heiterem Himmel traf: Am 21. Dezember 2014 brach Udo Jürgens, gerade 80 Jahre alt geworden, bei einem Spaziergang nahe Zürich plötzlich zusammen und starb. Viele Zeilen aus seinen Songs sind zu geflügelten Worten geworden: „Aber bitte mit Sahne“, „Mit 66 Jahren“ oder „Ich war noch niemals in New York“. Zu seinem zehnten Todestag eine Auswahl von zehn nicht so bekannten Fakten über den österreichischen Entertainer:
„Je t’aime“ – sein erster Erfolg mit 16 Jahren
Den ersten großen Erfolg feierte Udo Jürgens 1950 mit kaum 16 Jahren: Er gewann gegen 400 gestandene Komponisten einen Wettbewerb des Österreichischen Rundfunks. Sein Lied „Je t’aime“ kam auf den ersten Platz. Der internationale Durchbruch kam nach einigen Chartplätzen in den frühen 60er-Jahren aber erst 1966, als er mit „Merci Chérie“ im dritten Anlauf den Eurovision Song Contest (ESC) gewann. Da war er schon über 30. Der Wettbewerb wurde damals meist noch Grand Prix Eurovision de la Chanson genannt.

Udo Bolan – sein erster Künstlername
Mit seinem bürgerlichen Namen Jürgen Udo Bockelmann sah er wenig Chancen im Showgeschäft. So legte er sich zunächst den Künstlernamen Udo Bolan zu und tingelte mit seiner Udo-Bolan-Band durch Gasthöfe. Für den ersten Auftritt erhielt er nach eigenen Angaben umgerechnet weniger als 50 Cent.
„17 oder 18 Jahr, blondes Haar“
Mit „17 Jahr, blondes Haar“ schaffte Udo Jürgens es 1965 in den deutschen Charts bis auf Platz vier. Allerdings versuchte er zu der Zeit auch in Italien als Liedermacher Fuß zu fassen, etwa beim San-Remo-Schlagerfestival. Dort trug er den Song zuerst auf Italienisch vor, da war das besungene Mädchen noch ein Jahr älter, also 18: „Diciotto anni, capelli biondi“.
Ein Song für Sammy Davis Jr.
Der amerikanische Entertainer Sammy Davis Jr. nahm bei einem Konzert in München 1978 einen von Udo Jürgens mit geschriebenen Song als Schlusslied: „If I Never Sing Another Song“ – „Das war das größte“, sagte Jürgens Jahre später der Süddeutschen Zeitung. „Da war ich mir sicher, dass ich es geschafft habe.“ Sammy Davis Jr. (1925–1990) trug das Lied bei seinen Konzerten fortan stets als Zugabe vor.

Bing Crosby coverte „Griechischer Wein“
Mit „Griechischer Wein“ landete Udo Jürgens 1975 den Hit des Jahres. Ein Jahr später adelte der große amerikanische Sänger Bing Crosby (1903–1977) den Sängerkollegen mit der Coverversion „Come Share the Wine“ – es war seine letzte Studioaufnahme.
„New York“ – im zweiten Anlauf ein Hit
Mit „Ich war noch niemals in New York“ stürmte Jürgens 1982 die Charts. Da war das Lied aber schon zwölf Jahre alt, wie er 2013 der Zeitschrift Annabelle erzählte. Es sei lange die erfolglose B-Seite einer Single gewesen. Auf einer Skihütte in Tirol habe es dann jemand hervorgeholt. „Die Leute waren hin und weg, sind nach Hause gefahren und haben es überall gespielt. Das Lied wurde zum Flächenbrand“, erzählte Jürgens.

Mit 66 Jahren nicht mehr so wild
Öfter hat Jürgens erzählt, dass er angesichts des Ruhms, der vielen weiblichen Fans und der befreiten Sexualität in den 70er-Jahren geradezu Leistungsdruck verspürt habe. Er war als Frauenschwarm und Lebemann bekannt. Er sei aber zur Ruhe gekommen, sagte er der Süddeutschen Zeitung 2002 – da war er 66. Inzwischen bleibe es oft ganz harmlos, wenn er nach dem Konzert mal einen weiblichen Fan mit aufs Hotelzimmer nehme, versicherte er: „Es kann aber passieren, dass man sich dort nur unterhält. Sich Gute-Nacht-Geschichten erzählt. Sich im Arm hält.“
Der „gigantische Macho“ und Alice Schwarzer
Die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer bezeichnete Udo Jürgens als „gigantischen Macho“. Dennoch freundeten die beiden sich nach Angaben von Jürgens an und hatten Spaß daran, die Leute zu veräppeln: „Wenn wir zusammen ein Lokal betreten, werden sofort die Köpfe zusammengesteckt“, erzählte er der österreichischen Zeitschrift Profil 2005. „Unlängst haben wir in der Paris-Bar in Berlin sogar Händchen gehalten. (...) Da hat die Tuschelei kein Ende mehr genommen.“
Die Angst vor dem Flügel
Udo Jürgens war ohne Klavierflügel kaum vorstellbar, seine Zugaben daran im weißen Bademantel waren legendär. Das mit dem Flügel war aber keine Liebe auf den ersten Blick, wie er 2008 der TV-Moderatorin Susan Stahnke sagte: „Als kleiner Junge hatte der Flügel etwas Bedrohliches, er hat mich ein bisschen an einen Sarg erinnert“, sagte er. Aber mit elf Jahren habe er heimlich mal auf dem Flügel zu Hause geklimpert, „und ich habe die unerhörte Faszination von Tönen auf mich wirken lassen“.

Ruhiger angehen lassen – der Plan kurz vor seinem Tod
In einem seiner letzten Interviews sprach Udo Jürgens davon, dass er nach der geplanten Tournee vielleicht kürzertreten werde. „Was in Zukunft kommt, das muss man so gestalten, dass ich wirklich auch Zeit habe, darüber nachzudenken: Will ich das noch machen?“, sagte er im September 2014, drei Monate vor seinem Tod, dem Schweizer Sender SRF. „Es ist natürlich spannend, wenn man als älterer Mensch noch in der Liga derer ist, die Feuer im Kopf haben, aber so etwas ist kein ruhiges Leben“, meinte er.

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