Wann werden retuschierte Fotos auf Instagram und Filter auch bei uns verboten?
In manchen Ländern gibt es inzwischen Gesetze, die die Nutzung von Instagram-Filtern regulieren.

Warum sehen alle anderen auf ihren Fotos bei Instagram nur so gut aus? Vor allem junge Frauen orientieren sich in Sachen Schönheit gern im Netz. Doch wenn dort geschummelt wird, kann das Folgen für die Psyche haben. Heute ist nun in Norwegen ein Verbot von retuschierten Bildern in Kraft getreten. Da sind Filter auf Social Media jetzt eine Sache für Richterinnen und Richter – zumindest wenn die Nachbearbeitung nicht gekennzeichnet wird. Wann wird Deutschland nun endlich was dagegen tun?
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Influencer und andere Werbeschaffende müssen in Norwegen von nun an explizit kennzeichnen, wenn das Aussehen von Personen in Werbeanzeigen geändert worden ist. Am Freitag ist in dem skandinavischen Land eine Gesetzesänderung in Kraft getreten, wonach retuschierte und anderweitig manipulierte Erscheinungsbilder in bezahlten Anzeigen mit einem kreisrunden einheitlichen Hinweis versehen werden müssen. Darunter fallen die Körperform, -größe und -haut, also zum Beispiel Veränderungen der Gesichtsform, breitere Schultern und schmalere Hüften.
Instagram-Bilder geben oft nicht die Realität wieder
Die Maßnahme soll dazu beitragen, Verbraucherinnen und Verbrauchern bewusst zu machen, dass Menschen in der Werbung nicht immer so gezeigt werden, wie sie in Wirklichkeit aussehen. Letztlich geht es darum, weniger idealisierte Körper in der Reklame darzustellen und damit vor allem Jüngere zu schützen. „Endlich bekommen wir eine kraftvolle Maßnahme gegen ungesunden Körperdruck, dem gerade Kinder und Jugendliche ausgesetzt sind“, erklärte die norwegische Kinder- und Familienministerin Kjersti Toppe.

Auch in Deutschland macht sich bereits Hamburg für eine Kennzeichnungspflicht bearbeiteter Bilder in den sozialen Netzwerken stark. „Wir wollen im Rahmen unseres Vorsitzes auch für die Problemfelder Schönheitsideal und Schönheitswahn auf Social-Media-Plattformen sensibilisieren“, sagte Gleichstellungssenatorin Katharina Fegebank, amtierende Vorsitzende der Gleichstellungs-und Frauenminister-Konferenz (GFMK), am Rande der GFMK-Frühjahrstagung.
Sogenannte Fake- oder Beauty-Filter für Fotos seien ein hochaktuelles Thema. Mit ihnen können zum Beispiel Körperproportionen verändert werden. Auch sie habe im persönlichen Umfeld erlebt, „dass sich gerade junge Frauen durch – nachträglich bearbeitete – Bilder in den sozialen Medien, auf Instagram oder anderen Plattformen, oft einem falschen Schönheitsideal hingeben“, sagte die Grünen-Politikerin. „Wenn dann nicht zu erkennen ist, dass vieles dessen, was gezeigt wird, gar nicht echt ist, sondern mit Foto-Filtern nur vorgegaukelt wird, kann das schlimme Folgen haben – bis hin zu Depressionen oder Selbstmordgedanken.“
Durch Verbote sollen unrealistische Darstellungen eingeschränkt werden
In der Corona-Krise sei der Druck noch stärker geworden: „Aktuelle Studien belegen, dass gerade bei Teenagern Depressionen und Selbstmordgedanken durch Einsamkeit und Isolation sehr stark zugenommen haben“, sagte Fegebank. „Das hängt auch mit dem Druck zusammen, der entsteht, wenn einem ständig gesagt wird: Ich muss einem perfekten Ideal entsprechen.“
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Vor allem jungen Menschen macht das schwer zu schaffen: Untersuchungen haben ergeben, dass es nicht nur schlechte Gefühle auslöst, wenn man regelmäßig mit bearbeiteten Fotos konfrontiert wird. Sogar Essstörungen können dadurch ausgelöst oder sogar verschlimmert werden.

Hamburg plant, bis zur Haupttagung der GFMK im Sommer zu dem Thema Kennzeichnungspflicht einen Antrag vorzulegen. Die Hansestadt hat den Vorsitz in der Ministerkonferenz zu Jahresbeginn übernommen.
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Und das gilt bereits in anderen europäischen Ländern:
Großbritannien: Ein Gesetzentwurf will Werbefotos kennzeichnen, auf denen das Aussehen von Menschen bearbeitet wurde.
Frankreich: In Frankreich gibt es das „Décret Photoshop“, das die Kennzeichnung bearbeiteter Bilder in der Werbung vorschreibt, schon seit Herbst 2017. Bei Verstoß drohen Geldstrafen.