Als Lady Diana vor 30 Jahren der BBC ein Interview gab, waren sie und der damalige britische Thronfolger Prinz Charles bereits getrennt, aber noch nicht geschieden. Bis zu diesem Tag, dem 20. November 1995, war es unvorstellbar gewesen, dass ein Mitglied der Royals an die Öffentlichkeit geht. Und schon gar nicht vor laufender Kamera. Lady Diana jedoch tat dies, nahm kaum ein Blatt vor den Mund – und löste eine handfeste Krise im Königshaus aus.
Mehr als 200 Millionen Menschen weltweit verfolgten an den Bildschirmen, wie die „Königin der Herzen“, die damals 34 Jahre alt war, in aller Offenheit über die Untreue ihres Ehemannes Charles plauderte. Die Aussage „Wir waren zu dritt in dieser Ehe, deswegen war es ein bisschen eng“ zählt bis heute zu den berühmtesten Sätzen der britischen TV-Geschichte. Das Interview besiegelte das Ende der ohnehin schon zerbrochenen Ehe, wenig später reichte Charles die Scheidung ein. Heute ist der König mit seiner damaligen Affäre, Camilla Parker Bowles, glücklich verheiratet.
Prinzessin Diana verstieß in dem Interview gegen jegliches Protokoll. Sie erzählte nicht nur davon, wie sehr sie die Untreue von Charles verletzt habe. Sondern auch von ihrer eigenen Affäre mit dem Reitlehrer James Hewitt. Sie sprach über ihre Essstörungen, die Bulimie, berichtete sogar von Selbstverletzungen.

Mit dem spektakulären Interview stand Prinzessin Diana nun noch mehr im Mittelpunkt der britischen Boulevardmedien. Keine zwei Jahre danach starb sie im August 1997 bei einem Autounfall in Paris, zusammen mit ihrem Liebhaber Dodi Al-Fayed – sie waren auf der Flucht vor Paparazzi.
Lady Dianas Interview schwächte die britische Monarchie
Das Gespräch von Diana mit der BBC bleibt bis heute ein Wendepunkt für das britische Königshaus. Das Interview habe „noch heute ein Vermächtnis“, sagte Verfassungsexperte Craig Prescott von der Royal Holloway University of London der Deutschen Presse-Agentur. Es sei unbestritten, dass die Worte Dianas das Königshaus massiv beschädigten. Zusätzlich habe das oft als „Bombe“ bezeichnete Interview „vielleicht auch zum ersten Mal eine Art Spaltung in der Unterstützung für die Monarchie hervorgerufen“.

Die einen standen auf Charles’ Seite und verfluchten Diana dafür, den Ruf des damaligen Thronfolgers derart beschädigt zu haben. Die anderen sahen die Prinzessin hingegen als Opfer einer toxischen Ehe und als Mutter, für die trotz dieser Strapazen das Wohl ihrer Kinder an erster Stelle steht. „Warum sollte ich etwas zerstören, das die Zukunft meiner Kinder sichert? Ich werde für meine Kinder auf allen Ebenen kämpfen“, sagte Diana damals in dem Interview angesprochen auf die Vorwürfe, sie wolle die britische Monarchie zerstören.
Die damals bekannt gewordenen Details sind laut Prescott auch ein Grund dafür, warum Charles „nicht diese uneingeschränkte Unterstützung wie Elisabeth II. genossen hat“. Die hohe Popularität seiner Mutter sei für Charles’ Ansehen als König jedoch ohnehin immer ein Hindernis gewesen.
Betrug des Journalisten und Vertuschung der BBC
Als wäre all dies noch nicht genug für das Königshaus, flammte der Skandal vor wenigen Jahren erneut auf. Diesmal war es jedoch die BBC, die von ihrer Vergangenheit eingeholt wurde. Aus einem im Jahr 2021 veröffentlichten Untersuchungsbericht war hervorgegangen, dass der Interviewer Martin Bashir gefälschte Dokumente eingesetzt hatte, um Zugang zu Diana zu erhalten. Fingierte Kontoauszüge sollten beweisen, dass sie von Menschen in ihrem Umfeld bespitzelt wird. Die BBC hatte das Fehlverhalten ihres Reporters vertuscht.
