Umstrittener Polizeieinsatz
Verdacht gegen Fridays for Future: Staatsschutz-Razzia bei „halb nackter“ Klimaaktivistin (15)
Hausdurchsuchung bei einer 15-Jährigen nach Klima-Demo: War der Einsatz wirklich nötig?

Um sieben Uhr morgens standen sieben Polizeikräfte vor der Tür. Der Einsatz im bayerischen Augsburg richtete sich gegen die damals 15-jährige Janika Pondorf. Gegen die junge Klimaaktivistin ermittelt der polizeiliche Staatsschutz wegen einer angeblichen politischen Straftat. „Erst stand ich noch halb nackt vor den Polizisten“, sagte Janika im Bayerischen Rundfunk. Vor den Augen der Nachbarn sei sie dann durchsucht und zu einem Polizeiwagen gebracht worden. „Ein Standardvorgehen, um eine Selbstgefährdung oder eine Gefährdung der Beamten auszuschließen“, begründete die Polizei ihr Vorgehen später dem BR gegenüber.
Nachbarn glotzten, als die Polizei die 15-jährige Janina abführten
„Die Nachbarn standen am Fenster und haben geglotzt“, sagt die 15-Jährige beschämt. Grund des ungewöhnlichen Einsatzes soll ein Vorfall bei einer Greenpeace-Aktion gegen die Shopping-Aktion Black Friday gewesen sein. Aktivisten sollen Ende November 2019 Geschäfte und Fußgängerzone mit abwaschbarer Kreide bemalt haben. Janina bestreitet, daran teilgenommen zu haben. Dennoch meint die Polizei, sie auf Bildern einer Überwachungskamera erkannt zu haben.
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Bei einer Klimademo von Fridays for Future am Tag darauf habe sie ein Zivilpolizist angesprochen, der sie an einer Jacke erkannt haben will, die derjenigen der Greenpeace-Aktivistin ähnlich gesehen haben soll. Erst Monate später kam es zur Hausdurchsuchung, bei der Janinas Mutter den Beamten versicherte, ihre Tochter sei am Tag der Greenpeace-Aktion zu Hause gewesen. Ihr sei aber gesagt worden, „dass meine Aussage sowieso nichts bedeute“.
Polizei ging gegen mehrere Klima-Aktivistinnen vor
Auch die Wohnungen weiterer Klima-Aktivistinnen seien durchsucht worden, heißt es im BR-Bericht. Eine Anwältin bestätigte demnach, dass ihrer Mandantin während der Hausdurchsuchung untersagt wurde, sie zu kontaktieren. Auf Anfrage erklärte die Polizeibehörde, die Kreide-Graffiti hätten „eine politische Motivation“ erkennen lassen. Das zuständige Landgericht habe die Durchsuchung genehmigt. Ergeben hatte die Razzia allerdings überhaupt nichts: Das Verfahren wurde eingestellt.
Doch bei der Betroffenen hinterließ der Vorfall Narben: Sie musste sich psychologische Hilfe suchen. Weil ihr der Vorgang bis heute nahegeht, wandte sich Janina an die Öffentlichkeit.