Vater ließ Sohn (2) qualvoll verdursten

Der Vorwurf ist ungeheuerlich: Benjamin S. (32) soll im vergangenen Hitze-Sommer seinen zweijährigen Sohn Luis in einem überhitzten Raum eingesperrt und seinem Schicksal überlassen haben. Der kleine Junge starb. Nun muss sich der 32-Jährige vor dem Essener Schwurgericht verantworten. Der Vorwurf lautet Mord.
Staatsanwältin Sarah Erl wirft dem arbeitslosen Benjamin S. vor, seinen eigenen Sohn 18 Stunden lang in einen Raum seiner Dachgeschosswohnung gesperrt zu haben, ohne zu lüften und ihm Essen oder Wasser zu geben. Benjamin S. soll sogar die Klinke an der Innenseite der Zimmertür abmontiert haben, heißt es in der Anklage.
Der kleine Luis hatte so keine Chance, sich aus seinem stickigen Gefängnis zu befreien. Als ein Familienangehöriger am nächsten Morgen den kleinen Jungen auf dem Boden liegend fand, war er schon längst tot. Es starb an Kreislaufversagen nach einem Hitzeschock. Rechtsmediziner stellten Hinweise auf eine Dehydrierung fest. Die Mutter des Kindes war am Tag, an dem der kleine Luis starb, nicht in der Wohnung. Sie hatte sich einen Monat vor dem Unglückstag von Benjamin S. getrennt, und hielt sich bei ihrem neuen Freund in Duisburg auf. Die drei Kinder hatte sie bei ihrem Ex gelassen. Gestern sagte sie als Zeugin aus – und entlastete ihren Ex ein wenig.
Er sei kein schlechter Vater gewesen, sagte sie. Dennoch soll er ihr gegenüber gewalttätig und aggressiv gewesen sein. Beide seien mit den Kindern überfordert gewesen. Luis sei beispielsweise abends immer durch die Wohnung gelaufen, anstatt zu schlafen. Daher hätten die beiden entschieden, die Türklinke abzumontieren. Sie sagte aber auch: „Das war seine Idee.“ Benjamin S. selbst äußerte sich vor Gericht auf Anraten seines Verteidigers Bernd Kachur nicht. Der Jurist geht davon aus, dass den Mordvorwurf entkräften zu können. Vor Prozessbeginn erklärte er, sein Mandant sei „nicht nur Angeklagter, sondern auch Vater, der auf tragische Weise sein Kind verloren hat.“