Tennessee
USA schieben KZ-Aufseher nach Deutschland ab
Der in den Amerika lebende Deutsche war Wachmann im Konzentrationslager Neuengamme.

Ein früherer deutscher KZ-Wächter soll nach mehr als 60 Jahren aus den USA abgeschoben werden. Eine Richterin in Memphis im Bundesstaat Tennessee ordnete eine Ausweisung des deutschen Staatsbürgers Friedrich Karl B. an, wie das US-Justizministerium mitteilte.
Der Anfang 90-Jährige war demnach während des Zweiten Weltkriegs Aufseher in einem Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme im niedersächsischen Meppen. Im März 1945 soll er einen Gewaltmarsch von Häftlingen von Meppen in das bei Hamburg gelegene Hauptlager Neuengamme bewacht haben, bei dem rund 70 Menschen ums Leben kamen.
Späte Gerechtigkeit
B. habe zugegeben, nie um eine Versetzung aus dem KZ-Wachdienst gebeten zu haben, erklärte das US-Justizministerium. Demnach bekommt der Mann, der seit 1959 in den USA lebt, bis heute eine deutsche Rente. B. sei „Teil der SS-Maschinerie der Unterdrückung“ gewesen, „die KZ-Häftlinge unter furchtbaren Bedingungen gefangen hielt“, erklärte US-Staatsanwalt Brian Benczkowski. Die Gerichtsentscheidung mache deutlich, dass sich die US-Justiz auch für späte Gerechtigkeit für die Opfer von NS-Verfolgung einsetze.
Die USA hatten 1979 ein Programm aufgelegt, um NS-Schergen aufzuspüren und auszuweisen. Im Zuge dessen wurden seitdem 67 Menschen aus den USA abgeschoben, wie Eli Rosenbaum vom US-Justizministerium der Nachrichtenagentur AFP sagte. Der letzte Fall war im August 2018 die Abschiebung des ehemaligen KZ-Wächters Jakiv Palij nach Deutschland. Palij war Aufseher im NS-Zwangsarbeitslager und SS-Ausbildungslager Trawniki im von den Nazis besetzten Polen. Er starb im Januar 2019 in Ahlen (NRW).
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B. kann Rechtsmittel einlegen
NS-Jäger Rosenbaum sagte, Friedrich Karl B. sei womöglich einer der letzten in den USA lebenden NS-Schergen, „vielleicht der Letzte“. B. kann gegen seine Ausweisung Rechtsmittel einlegen, der Fall könnte sich lange hinziehen. Das KZ Neuengamme war 1938 zunächst als Außenlager des KZ Sachsenhausen gegründet worden.
Laut KZ-Gedenkstätte Neuengamme wurde es 1940 zum eigenständigen Konzentrationslager. Es war bis 1945 das zentrale KZ Nordwestdeutschlands und hatte mehr als 85 Außenlager. Die Häftlinge wurden als Zwangsarbeiter für die Kriegswirtschaft eingesetzt. Mehr als 42.000 Menschen kamen in den Lagern, während der Zwangsarbeit, bei Todesmärschen oder dem Bombardement von KZ-Schiffen ums Leben.