Unterschätztes Problem

Umweltsünde Zigarettenkippen: SO sehr belasten die Stummel die Natur

Für viele Raucher ist es immer noch selbstverständlich, ihre aufgerauchten Kippen auf die Straße zu schmeißen – darunter leidet die Umwelt aber sehr.

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Zigarettenstummel sind laut Studien vielerorts der am häufigsten achtlos in die Umwelt geworfene Müll.
Zigarettenstummel sind laut Studien vielerorts der am häufigsten achtlos in die Umwelt geworfene Müll.Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Schnell weggeworfen, lange liegen geblieben. Auf den Boden geworfene Zigarettenkippen sind nicht nur hässlich anzusehen. Die Auswirkungen auf die Umwelt werden häufig unterschätzt.

49 Zigaretten pro Quadratmeter in Berlin

Die Zahl der Raucherinnen und Raucher geht stetig zurück, besonders bei Jugendlichen. Aber im Stadtbild sind die Überbleibsel des Rauchens weiter überall sichtbar. Zigarettenstummel sind laut Studien vielerorts der am häufigsten achtlos in die Umwelt geworfene Müll. Sie liegen an Stränden und in Wäldern, in Innenstädten und an Bushaltestellen, vor Gastronomien und an touristischen Sehenswürdigkeiten.

Durchschnittlich drei Zigaretten pro Quadratmeter fanden Forscher vor einigen Jahren in Berlin, das Maximum waren 49 pro Quadratmeter. Weltweit werden Schätzungen zufolge jedes Jahr 4,5 Billionen Zigaretten in die Umwelt geworfen. Am Ende landen sie durch Wind und Regen meist in Flüssen und Meeren. Eine einzige Zigarette kann einer Studie zufolge 1000 Liter Wasser verunreinigen. Bis zu 7000 Chemikalien und Schadstoffe kann sie laut Studien freisetzen, darunter krebserregende Substanzen.

In Berlin fanden Forscher bis zu 49 Zigarettenstummel pro Quadratmeter.
In Berlin fanden Forscher bis zu 49 Zigarettenstummel pro Quadratmeter.Jochen Tack/imago images

Gewusst? Am schlimmsten sind die Filter!

Aufgrund giftiger Stoffe misst das Umweltbundesamt Zigaretten bei der Reduzierung von weggeworfenem Müll – sogenanntem Littering – „besondere Bedeutung“ zu. Problematisch sind laut Forschern vor allem die Filter. Sie bringen unter anderem Mikroplastik in die Natur. Einige Forscherinnen und Forscher rufen daher dazu auf, Zigarettenfilter zu verbieten. „Zigarettenfilter sind ein Marketingmittel, keine gesundheitsschützende Maßnahme“, schrieb eine internationale Wissenschaftlergruppe im März. 

Wissenschaftler plädieren daher für mehr Aufklärung: Viele Raucherinnen und Raucher wüssten nicht, dass die Filter aus Plastik bestehen und die Umwelt belasten. In einer Umfrage des Verbraucherzentrale Bundesverbandes 2018 gab jede fünfte Person an, zu glauben, dass Zigarettenkippen die Umwelt nicht belasten, da sie sich auf natürliche Weise im Wasser und in der Natur zersetzten.

So kreativ arbeiten die Städte gegen das Kippenproblem

„Hier beginnt der Main, nur Wasser darf rein!“ Mit diesem an Gullys gesprühten Spruch will die Stadt Würzburg dafür sensibilisieren, dass Zigaretten nicht in die Natur gehören. „Viele Raucher scheinen Gullydeckel als Mülleimer für ihre Kippen anzusehen und verkennen die Belastung für den Wasserhaushalt“, sagt Pressesprecher Georg Wagenbrenner.

Viele Kommunen setzen im Kampf gegen die Kippen neben Aufklärung sowie höheren Bußgeldern auf zusätzliche Aschenbecher. Alleine Sylt gibt nach eigenen Angaben jedes Jahr 10.000 Strandaschenbecher aus. Köln berichtet, dass vor dem Hauptbahnhof durch mehr Aschenbecher „eine extreme Verbesserung“ erzielt werden konnte. Studien zufolge helfen zudem Hinweisschilder mit Aufschriften wie „Wirfst du deinen Müll in die Umwelt?“ oder „Wirf ihn hier rein“. Manche Städte verteilen auch kostenlose Taschenaschenbecher.

Einen spaßigen Aspekt sollen Aschenbecher vermitteln, die wie eine Umfragebox gestaltet sind: Beispielsweise die „Ostseeascher“ an Ostseestränden mit Fragen wie „Bist du hier a) einheimisch oder b) im Urlaub?“. Auch der Nationalpark Bayerischer Wald hat solche Umfrage-Kippenkästen aufgebaut. Zum Beispiel mit der Frage „Welches Tier bringt mehr auf die Waage – Braunbär oder Elch?“. Das Gewicht aller seit 2019 so gesammelten Kippen liegt laut Nationalparkverwaltung derzeit bei einer Tonne.