Trotz Protest von Richter und Wärtern

Häftling soll nach 50 Jahren in der Todeszelle hingerichtet werden

Selbst der Richter, der ihn einst zum Tode verurteilt hatte, sprach sich dafür aus, Thomas Creech zu verschonen.

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Thomas Creech sitzt seit fast 50 Jahren im Todestrakt eines Gefängnisses im US-Staat Idaho. Nun soll er hingerichtet werden – trotz vieler Proteste.
Thomas Creech sitzt seit fast 50 Jahren im Todestrakt eines Gefängnisses im US-Staat Idaho. Nun soll er hingerichtet werden – trotz vieler Proteste.Federal Defender Services of Idaho

Seit fast 50 Jahren sitzt er schon in der Todeszelle – länger als alle anderen zum Tode verurteilten Häftlinge in den USA. Doch jetzt ist die Uhr für Thomas Eugene Creech abgelaufen. Für Mittwoch, um Mitternacht Ortszeit, ist seine Exekution angesetzt. Und das, obwohl sich eine sehr ungewöhnliche Koalition von Fürsprechern dafür einsetzt, dem 73-Jährigen den Gang zum Henker zu ersparen. Darunter befinden sich Dutzende ehemalige Wächter, der Direktor seines Hochsicherheitsgefängnisses in Idaho und der Richter, der ihn einst zum Tode verurteilt hat.

Nicht einmal Thomas Creech, der von allen nur Tom gerufen wird, bestreitet seine Untaten in jungen Jahren. Er wurde 1974 wegen fünf Morden in drei Staaten zum Tode verurteilt. 1976 hob der US Supreme Court die Todesstrafe auf und Creeches Strafe wurde auf „lebenslang ohne die Chance auf Bewährung“ umgewandelt. Bis er dann 1981 den Mithäftling David Jensen erschlug, worauf er erneut zum Tod verurteilt wurde.

Aus dem Killer ist ein netter älterer Herr geworden

Doch Jahrzehnte später ist aus dem Killer von damals ein netter älterer Herr geworden, der Gedichte für Wärter und Mithäftlinge schreibt. Laut Gefängnisdirektor Josh Tewalt war es für viele seiner Mitarbeiter ein Schock, als das Exekutionsdatum festgelegt wurde: „Viele unserer Beamten sind regelrecht mit Tom Creech aufgewachsen und habe eine enge Beziehung zu ihm entwickelt. Er ist ein Teil von uns geworden.“

Häftling Thomas Creech vor gut 20 Jahren im Gefängnis in Idaho
Häftling Thomas Creech vor gut 20 Jahren im Gefängnis in IdahoFederal Defender Services of Idaho

Creeches Anwälte versuchten in den letzten zwölf Monaten vergeblich, die Exekution zu stoppen. Selbst der Richter aus dem letzten Prozess, der ihn zum Tode verurteilt hatte, sprach sich dafür aus, Creech zu verschonen. Mit dem Argument, dass eigentlich nur die zwölf Geschworenen und nicht ein einzelner Jurist die ultimative Strafe verhängen sollte. Zudem weigert sich das Justizministerium von Idaho offenzulegen, woher die Substanzen für die Giftspritze stammen. Der Vollzug der letzten Todesstrafe liegt zwölf Jahre zurück.

Doch vier Berufungsinstanzen, zuletzt der 9th Circuit Court of Appeals am Freitag, wehrten alle Argumente ab, die Exekution zumindest aufzuschieben. Gefängnisdirektor Tewalt hat selbst erlebt, wie sehr sich Creech hinter Gittern verändert hat: „Ich will in keiner Weise das Leiden der Opfer und deren Familien minimieren. Doch Tom hat einen positiven Einfluss auf Dutzende Menschen. Und dass er Donnerstag einfach nur nicht mehr da sein soll – das wird für uns alle sehr hart sein!“ ■