Trotz erfolgreicher Suche nach vermisstem Jonas (16): DARUM entschuldigt sich die Polizei mit DIESER Erklärung im Netz
Der Teenager wurde wohlbehalten wiedergefunden, doch bei der Polizeibehörde gibt es weiter Gesprächsbedarf.

Jeden Tag verschwinden Kinder und Jugendliche in Deutschland: Meistens sind es Ausreißer, die bald wieder zurückkehren. Doch jedes Mal, wenn Minderjährige ausbüxen, sind Eltern und Erzieher in Angst – hoffentlich ist ihnen nichts zugestoßen. Dabei verschwinden Kinder nicht selten auch deshalb, weil sie es zu Hause oder in einem Heim nicht mehr aushalten. Was der Grund für Jonas (16) war, am Donnerstag aus einer Wohneinrichtung in Osdorf (Schleswig-Holstein) zu verschwinden, ist unklar.
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Harsche Reaktionen in sozialen Medien auf unbeholfenen Presseartikel: „...hört auf den Namen Jonas“
Das Heim schaltete die Polizei ein, die eine „Fahndung“ nach dem Teenager einleitete, aber nicht, weil Jonas etwas ausgefressen hatte, sondern weil man sich um das Kind Sorgen machte. Am Sonntag veröffentlichte die Polizei eine Pressemeldung, die von der Lokalzeitung Kieler Nachrichten fast wortwörtlich online gestellt wurde. Als die Nachricht in den sozialen Medien die Runde machte, waren die Reaktionen auf den Artikel harsch, doch viele verstanden den Anlass der Empörung überhaupt nicht. Vermisst wurde dem Artikel zufolge vermeintlich ein Mädchen, dessen Name auch erwähnt wurde, das aber auf den Namen ‚Jonas‘ höre. Wörtlich hieß es in dem aus der Polizeimeldung kopierten Artikel: Sie „ist ein Transgender und hört auf den Namen Jonas“.
Das Thema trans ist seit Jahren in den Medien, davon gehört hat in Deutschland wohl jeder. Kandidatin Jolina eroberte sich viele Sympathien bei „Dschungelcamp“-Fans, Alex Maria Peters gewann 2021 bei Germany's Next Topmodel und wird an der kommenden Ausgabe von "Let's Dance" teilnehmen. Auf der anderen Seite sind trans Personen überdurchschnittlich häufig Opfer von Mobbing und brutalen Übergriffen bis hin zu tödlicher Gewalt. Auch der sprachliche Umgang mit dem Thema wird bei der Polizei in Workshops gelehrt: Obwohl bei einigen trans Personen ein anderer Vorname im Personalausweis steht, ist deren gewählter Vorname etwa bei Vernehmungen zu respektieren. Doch was beispielsweise in Berlin inzwischen gang und gäbe ist, hat sich in der Provinz noch nicht überall herumgesprochen. Deswegen kam es in der zuständigen Pressestelle zur Verwirrung um Vornamen und Geschlecht des gesuchten Kindes, und die Polizei Schleswig-Holstein sah sich schließlich zu einer Klarstellung veranlasst.
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Polizei entschuldigt sich für Polizeimeldung – und rechtfertigt sich für ‚Deadnaming‘
Die Entschuldigung ist allerdings zu großen Teilen eine Rechtfertigung dafür, warum beispielsweise der „Deadname“ von Jonas in der Vermisstenmeldung verwendet wurde:
„Wir nehmen es sehr ernst, wenn Kinder oder Jugendliche vermisst werden und das höchste Ziel ist, dass sie unversehrt gefunden werden. Hierzu haben wir alle Informationen zur Personenbeschreibung genutzt, die uns wichtig erschienen für das Auffinden und zweifelsfreie Erkennen der vermissten Person. Es war zu keinem Zeitpunkt unsere Absicht, die gesuchte Person herabzuwürdigen oder ihre geschlechtliche Identität zu verleugnen.“
trans Personen fühlen sich durch Deadnaming und andere Ungeschicklichkeiten unter Druck gesetzt
Die Polizei war also davon ausgegangen, dass die Nennung des ‚Deadnames‘ eine für die Suche zuträgliche oder gar notwendige Information war. Dazu kommen allerdings weitere Ungeschicklichkeiten, wie das sogenannte ‚Misgendering‘: Personen, die erklärtermaßen einem Geschlecht zugehören, werden mit dem jeweils entgegengesetzten angesprochen, was von Betroffenen als verletzend empfunden wird. Nicht selten kommt es auch vor, dass derartige Verletzungen im Alltag Jugendliche derart unter Druck setzen, dass sie über Flucht oder gar Selbstmord nachdenken.
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All das ist den Polizeibehörden bekannt. Aus diesem Grund nehmen die Beamten den Vorfall nicht auf die leichte Schulter und wollen ihn „zusammen mit der Zentralen Ansprechstelle LSBTIQ* nachbereiten und dafür Sorge tragen, dass innerhalb der Polizei weiterhin für das Thema sexuelle und geschlechtliche Vielfalt sensibilisiert wird.“