Trauriges Geständnis einer Mutter: „Ich wünschte, ich hätte abgetrieben“
Dina Zirlott (31) hätte ihre erstgeborene Tochter rückblickend lieber nicht bekommen. Doch wer jetzt vorschnell urteilt, sollte die ganze Geschichte kennen.

Es sind Worte, die so herzlos und kalt klingen, wie man es von einer Mutter nicht erwarten würde. Es sind Worte, die einem die Sprache verschlagen. „Ich wünschte, ich hätte abgetrieben“, sagt Dina Zirlott. Doch wer die 31-jährige Hausfrau jetzt für ihre Aussage vorverurteilt, sollte die ganze Geschichte kennen.
„Ich wurde vergewaltigt, als ich 17 Jahre alt war. Ich habe ein Baby bekommen, als ich 18 Jahre alt war. Mein Baby starb, als ich 19 Jahre alt war“, beginnt Dina Zirlott ihren Text in der Huff Post. Und wieder verschlägt es einem die Sprache.
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„Ich kann mich nicht an die Farbe des Himmels erinnern, als ich an dem Morgen aufgewacht bin, an dem ich vergewaltigt wurde, oder daran, was ich in den Stunden vor dem Angriff getan habe. Ich denke an Vorher und Nachher, und ich bin genau zwischen den beiden gefangen“, berichtet die Mutter dreier Kinder.
Das Trauma Vergewaltigung
Passiert ist es, als Dina Zirlott gerade einmal 17 Jahre alt war. Ein Junge aus der Schule, den sie für einen Freund hielt, hatte sie zu sich nach Hause eingeladen. Sie wollten einen Film schauen. Seine Hand strich über ihr Bein. Als das Mädchen ihn bat aufzuhören, sagte er nur: „Ich will nicht.“
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„Ich dachte, wenn ich aufstehe, würde das die Spannung zerstreuen. Ich ging in die Küche, um etwas Wasser zu holen“, erinnert sich Dina Zirlott. Und da passierte es. „Er drückte sich hinter mich gegen die Küchentheke und raubte mir die Luft. Seine Hand auf meinem Mund. Ich wehrte mich, versuchte mich wegzubewegen, bis ich ohnmächtig wurde. Ich habe aufgehört zu kämpfen. Ich war außerhalb von mir und beobachtete mich selbst – mein Körper war dort drüben, und was auch immer mit ihm geschah, geschah ohne mich.“
In den folgenden Wochen stand Dina Zirlott neben sich. Die Noten der einstigen Eliteschülerin wurden immer schlechter. Sie verließ die Cheerleader-Gruppe, war ständig krank und ging kaum noch zur Schule. Selbstmordgedanken spukten in ihrem Kopf herum.
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Ihren Eltern erzählt die Schülerin nichts. Als ihre Mutter acht Monate später unter ihrem Kopfkissen ein in Zeitungspapier eingewickeltes Buch über Genesung nach einer Vergewaltigung findet, bricht sie in Tränen aus. Sie hätte die Zeichen erkennen müssen, wirft sie sich vor.
Nach der Vergewaltigung ist Dina schwanger – mit einem behinderten Kind
Die Mutter bringt Dina Zirlott zum Gynäkologen. Der stellt fest: Das Mädchen ist schwanger. „Mein Bauch war kaum geschwollen. Meine Periode war immer fleckig und unregelmäßig“, erzählt Dina Zirlott, warum sie diese Möglichkeit nie in Betracht gezogen hatte.
Doch es kommt noch schlimmer. Als die Ärztin den Kopf des Babys scannte und Messungen vornahm, wurden ihre Augen dunkel. Später breitete sie die Ultraschallbilder über den Tisch aus. Sie deutete auf die Dunkelheit, wo graue Hirnsubstanz sein sollte. Sie nannte es Hydranenzephalie, einen angeborenen Defekt, bei dem das Gehirn keine der Gehirnhälften entwickelt, sondern sich mit Liquor füllt.
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Der Fötus entwickelte sich weiter, weil der Hirnstamm noch intakt war, aber sie würde blind, taub, vollständig kognitiv verkümmert, anfällig für Krampfanfälle, Diabetes, Schlaflosigkeit, Unterkühlung und mehr sein. „Die Liste aller qualvollen Störungen, die sie erleiden würde, war enorm“, erinnert sich Dina Zirlott.
„Meine Mutter fragte, welche Möglichkeiten wir hätten, aber ich war bereits im achten Monat und musste diese Schwangerschaft bis zum Ende durchstehen.“
Damals waren Abtreibungen in Alabama bis zum Stadium der fetalen Lebensfähigkeit, normalerweise zwischen der 24. und 26. Schwangerschaftswoche, erlaubt. Für Dina Zirlott war es schon zu spät.
Tochter Zoe stirbt, als Dina 19 Jahre alt ist
„Ich hatte bereits ein Trauma erlitten. War das nicht genug? Ich war so zerbrechlich, hing an meinem Leben an einem seidenen Faden, verzweifelt nach einem Gefühl der Normalität, und jetzt wurde mir im tiefsten Sinne noch mehr genommen“, sagt die junge Frau rückblickend.
Sie verließ die Schule, gebar im Oktober ihre Tochter und nannte sie Zoe Lily. „Zuerst wollte ich sie nicht berühren, weil ich überzeugt war, dass ich ihr noch mehr Schmerzen bereiten würde“, meint die junge Mutter. Gemeinsam mit den Ärzten entschied sie, es dem Mädchen leicht zu machen und sie in Frieden gehen zu lassen.
Sie nahm Zoe mit nach Hause, wohl wissend, dass sie dort sterben würde. Dina Zirlott fand einen Freund, der zwei Jahre später ihr Ehemann wurde. Ein Jahr lang liebte die Familie sie.
„An Ostern waren wir wieder im Krankenhaus mit Harnwegsinfekt und unkontrollierbarem Fieber und der Kinderarzt sagte uns, wir sollten uns darauf vorbereiten, dass so das Ende aussah. Wir wurden nach Hause geschickt, als Zoe als stabil galt.“
Zoe starb in den Armen ihres Stiefvaters. Nichts kann Sie darauf vorbereiten, ein Kind zu verlieren, selbst wenn man weiß, dass es passieren wird. „Wir müssen ins Krankenhaus. Zoe ist gerade gestorben“, sagte ihr eine vertraute Stimme. Dina Zirlott brach auf dem Boden zusammen.

Mehr als zehn Jahre sind seit dem vergangen. Immer noch gibt es Momente, in denen Dina Zirlott ihre Gefühle übermannen. Mittlerweile hat sie drei Töchter, die sie über alles liebt. „Aber ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht auch betrauere, was mir genommen wurde“, sagt sie. „Ich trauere um die Person, die ich geworden wäre, wenn ich nicht ein junges Opfer gewesen wäre. Wenn mir die Möglichkeit gegeben worden wäre, eine Spätabtreibung zu wählen, hätte ich es getan.“