Das eingestürzte Gebäude in Miamis Stadtteil Surfside sieht aus, als wäre es im Krieg zerstört worden.
Das eingestürzte Gebäude in Miamis Stadtteil Surfside sieht aus, als wäre es im Krieg zerstört worden. AFP/Eva Maria Uzcategui

Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit: Unter meterhohen Trümmern suchen Rettungsteams nach möglichen weiteren Opfern des Hochhauseinsturzes nahe Miami Beach. Vier Menschen verloren durch den Teileinsturz des zwölfstöckigen Wohnhauses im US-Bundesstaat Florida ihr Leben, und es  wächst die Befürchtung, dass die Zahl der Opfer deutlich steigen könnte.

Am Freitag galten weiter 159 Menschen als vermisst. Rettungsteams waren mit Spürhunden, Spezialkameras und Horchgeräten im Einsatz, wie US-Medien berichteten. Hin und wieder seien Klopfgeräusche aus den meterhohen Trümmerbergen zu hören. Bei dem Unglück in Surfside nahe Miami Beach wurde nach offiziellen Angaben vier Menschen getötet und elf verletzt. 37 Menschen wurden aus dem Gebäude befreit.

„Nichts anderes zählt. Wir geben nicht auf“, sagte Surfsides Bürgermeister Charles Burkett. Die Retter seien rund um die Uhr im Einsatz. Allerdings habe Regen die Suche erschwert. „Wie ein Pfannkuchen“ sei der Wohnkomplex in sich zusammengestürzt. „Das ist herzzerreißend, denn für mich bedeutet das, dass wir bei der Suche nach Überlebenden nicht so erfolgreich sein werden, wie wir es gern wären.“

Unterdessen werden die ersten Stimmen laut, die die Ursache für den katastrophalen Kollaps des 40 Jahre alten Appartementkomplexes kennen wollen. Laut Offiziellen und einem wissenschaftlichen Bericht sackte das zwölfstöckige Gebäude bereits seit Jahrzehnten ab.

Das Gebäude sackt seit Jahrzehnten ab

Shimon Wdowinski, Professor der Florida International University, hatte 2020 eine Statik-Untersuchung der Gebäudestruktur angefertigt. Er fand heraus, dass die Champlain Towers South in Surfside seit 1990 jährlich zwei Millimeter in den Boden einsanken. Der „USA Today“ verriet Wdowinski: „Als ich die Bilder heute morgen gesehen habe, dachte ich ‚Oh mein Gott, wir hatten das ja festgestellt‘. Wir haben mehrere Gebäude untersucht und festgestellt, dass nur die Champlain Towers South ungewöhnliche Bewegungen machten.“

Allerdings lag das Augenmerk der Studie darauf, ob bei Gebäuden Überschwemmungsgefahr bestand. Wdowinski: „Konstruktionsproblemen haben wir keine hohe Bedeutung beigemessen. Wir haben die Problematik in unserem Bericht in einer Zeile erwähnt. Allerdings glaube ich nicht, dass die Verantwortlichen der Stadt das gesehen haben.“

Nach den Statuten des Bezirks Dade County müssen Gebäude alle 40 Jahre neu zertifiziert werden. Stadtkommissions-Mitglied Eliana Salzhauer verriet der TV-Station WPLP, dass das Gebäude gerade inspiziert wurde, ob es elektrische oder strukturelle Probleme gibt. Die Inspektion hatte zwar keine Probleme aufgezeigt, war aber auch noch nicht abgeschlossen. Noch Stunden vor dem Unglück sei ein Bauinspekteur noch vor Ort gewesen. Salzhauer: „Ich will wissen, warum das passiert ist. Es war kein Akt Gottes oder eine Naturkatastrophe. Gebäude stürzen nicht einfach ein.“