Polizisten und Helfer am Tatort in Hamburg. 
Polizisten und Helfer am Tatort in Hamburg.  Jonas Walzberg/dpa

Tote und Verletzte in Hamburg! Bei einer Schießerei in einem Gebäude der Zeugen Jehovas sind am Donnerstagabend mindestens acht  Menschen getötet und mehrere Personen zum Teil schwer verletzt worden. Die Polizei sprach von einer Großlage, warnte die Bevölkerung. Nach Informationen aus Sicherheitskreise stuft die Hamburger Polizei die Schüsse als Amoktat ein. Unter den Toten soll möglicherweise auch der Täter sein. Zu einem möglichen Motiv und Hintergründen gab es zunächst keine Angaben.

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Ein Täter hatte in einer Hamburger Kirche im Hamburger Stadtteil Alsterdorf nach Angaben der Innenbehörde auf mehrere Personen geschossen. Mindestens acht Personen sollen leblos aufgefunden worden sein, dazu soll es mehrere Verletzte geben, einige davon schwer. 

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Polizei hörte in Hamburger Kirche noch einen Schuss

Laut Hamburger Abendblatt hatte die Veranstaltung im Gebäude der Zeugen Jehovas um 19 Uhr begonnen. Gegen 21.15 Uhr waren vielfach Notrufe bei der Feuerwehr und der Polizei eingegangen. Die Anrufer berichteten von Schüssen in der Straße Deelböge. 

Polizisten in Spezialausrüstung sind in Hamburg am Tatort im Einsatz.
Polizisten in Spezialausrüstung sind in Hamburg am Tatort im Einsatz. Jonas Walzberg/dpa

Polizeikräfte seien schnell vor Ort gewesen, sollen  bei dem Einsatz einen Schuss am Tatort gehört haben. Sie seien weit ins Gebäude vorgedrungen, sagte ein Polizeisprecher dem Sender n-tv. Sie hätten zunächst Tote und Verletzte gesehen und dann einen Schuss gehört. Im oberen Teil des Gebäudes hätten sie eine Person gefunden, die möglicherweise der Täter sei. Es gebe bislang keine Hinweise darauf, dass ein Täter flüchtig sei.

Ein dpa-Reporter vor Ort berichtete von einem Großaufgebot an Spezialkräften der Polizei. Demnach trugen Rettungskräfte Personen aus einem Gebäude der Zeugen Jehovas. „Die Toten haben alle Schussverletzungen“, sagte ein Polizeisprecher. 17 Teilnehmer der Veranstaltung, die unverletzt blieben, wurden nach der Blut-Tat in einem Großraumrettungswagen der Feuerwehr betreut.

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Später hieß es von einem Polizeisprecher: „Es gibt Hinweise darauf, dass es der Täter sein könnte. Aber ob es wirklich der Täter gewesen ist, das ist noch unklar. Das ist ein bisschen zu früh, um das sagen zu können. Es gibt Hinweise darauf, dass es ein Täter sein könnte, aber ganz gesichert ist es noch nicht.“

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Ein Polizist ist in Hamburg im Einsatz und hält eine Waffe. Es sind Schüsse gefallen und die Polizei ist mit starken Kräften vor Ort. Es gab viele Tote und Verletzte. 
Jonas Walzberg/dpa

Außerdem schrieb die Polizei auf Twitter: „Wir haben in einem Gemeindehaus eine leblose Person aufgefunden, bei der wir davon ausgehen, dass es sich um einen Täter handeln könnte.“ Hinweise auf einen flüchtenden Täter gebe es derzeit nicht, sagte ein Sprecher weiter und fügte an: „Um die Beteiligung weiterer Täter auszuschließen, führen wir Überprüfungen durch und fahnden umfassend.“ Dennoch sei die Lage in der Nacht „so weit beruhigt“. Am Freitagmorgen erklärte die Polizei: „Nach aktuellem Sachstand gehen wir von einem Täter aus.“ Alle im Umfeld der Kirche ergriffenen Maßnahmen würden sukzessive eingestellt.

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Amtliche Gefahrendurchsage: „Extreme Gefahr“

In einer amtlichen Gefahrendurchsage der Hamburger Innenverwaltung war zunächst die Rede von einer „extremen Gefahr“. Weiter hieß es:  „Am heutigen Tage gegen 21.00 Uhr schoss(en) ein oder mehrere unbekannte Täter auf Personen in einer Kirche“. 

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Die Straßen am Ort des Geschehens rund um die Straße Deelböge wurden umfangreich abgesperrt. Die Polizei bat Verkehrsteilnehmer den abgesperrten Bereich weiträumig zu umfahren. „Meiden Sie den Gefahrenbereich. Im Gefahrenbereich verbleiben Sie an ihrem derzeitigen Aufenthaltsort und begeben sich vorläufig nicht ins Freie.“

Bei Schüssen in einer Hamburger Kirche starben mehrere Menschen.
Bei Schüssen in einer Hamburger Kirche starben mehrere Menschen. Daniel Bockwoldt/dpa

Gegen 3 Uhr am Freitagmorgen wurde die Gefahrenmeldung aufgehoben, teilte das Bundesamt für Bevölkerungsschutz auf seiner Website mit.

Zu einem möglichen Tatmotiv machte die Polizei zunächst keine Angaben.

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Die Zeugen Jehovas haben sich „tief betroffen von der schrecklichen Amoktat“ auf ihr Gotteshaus in Hamburg geäußert. „Unser tiefes Mitgefühl gilt den Familien der Opfer sowie den traumatisierten Augenzeugen“, erklärte die Religionsgemeinschaft in der Nacht zum Freitag. „Die Seelsorger der örtlichen Gemeinde tun ihr Bestes, ihnen in dieser schweren Stunde Beistand zu leisten.“

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) zeigte sich bestürzt über die Schüsse während einer Veranstaltung der Zeugen Jehovas. „Die Meldungen aus Alsterdorf / Groß Borstel sind erschütternd“, schrieb Tschentscher am Donnerstagabend bei Twitter.

„Den Angehörigen der Opfer gilt mein tiefes Mitgefühl. Die Einsatzkräfte arbeiten mit Hochdruck an der Verfolgung der Täter und der Aufklärung der Hintergründe“, schrieb  Tschentscher weiter. Er rief die Bürgerinnen und Bürger auf, die Hinweise der Polizei zu beachten.

Die Polizei bat bei Twitter darum, von Diskussionen etwa zu Tätern oder zum Tathergang abzusehen. „Auch wir arbeiten mit Hochdruck“, schrieb die Polizei in der Nacht zum Freitag bei dem Kurznachrichtendienst. „Wir bitten Diskussionen zu Tätern oder zum Tathergang, sowie gegenseitige Beleidigungen & andere Kommentare ohne Bezug zu unterlassen. Ihr würdet uns die Kommunikation zum laufenden Einsatz in Groß Borstel sehr erleichtern.“

Vollständige Aufklärung nach Blutbad in Hamburg versprochen

Der Hamburger Innensenator Andy Grote schrieb bereits am Donnerstagabend bei Twitter: „Die @PolizeiHamburg ist in GroßBorstel mit einem Großaufgebot einschließlich Spezialkräften im Einsatz, um vor Ort für Sicherheit zu sorgen und die näheren Umstände der Tat schnell vollständig aufzuklären.“

Mitarbeiter der Spurensicherung stehen vor einem Gebäude der Zeugen Jehovas.
Mitarbeiter der Spurensicherung stehen vor einem Gebäude der Zeugen Jehovas. Daniel Bockwoldt/dpa

In Hamburg-Alsterdorf leben rund 15.000 Menschen. Der Stadtteil im Bezirk Hamburg-Nord ist etwa drei Quadratkilometer groß. Neben Alsterdorf gibt es zwölf weitere Stadtteile in dem Bezirk.

Die Zeugen Jehovas sind eine christliche Gemeinschaft mit eigener Bibel-Auslegung. Die Anhänger glauben an Jehova als „allmächtigen Gott und Schöpfer“ und sollen sich strengen Vorschriften unterwerfen. Sie sind davon überzeugt, dass eine neue Welt bevorsteht und sie als auserwählte Gemeinde gerettet werden.

Hinweisportal nach Blutbad in Hamburg

Mittlerweile hat die Polizei ein Hinweisportal eingerichtet. Auf der Webseite https://hh.hinweisportal.de/ können „Fotos und Videos zur Tat oder relevanten Ereignissen in diesem Zusammenhang hochgeladen werden“, teilte die Polizei Hamburg am frühen Freitagmorgen auf Twitter mit.