„Totalausfall“: Energie-Experte Quaschning rechnet bei Markus Lanz mit der deutschen Energiepolitik ab!
Die Regierungen der letzten Jahrzehnte haben laut dem Professor in Sachen Energiepolitik versagt.

Bereits seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine war klar: Wir haben uns in Deutschland in eine blöde Situation manövriert. Denn anstatt die aus Klimaschutzgründen ohnehin notwendige Energiewende voranzutreiben, hat man sich in Deutschland über Jahre hinweg abhängig von fossilen Brennstoffen aus Russland gemacht. Das Dilemma, dass man eigentlich nicht die russische Kriegskasse mit Gasimporten füllen wollte, wird nun bereits seit Wochen dadurch verschlimmert, dass Russland Deutschland mit ausbleibenden Gaslieferungen erpressen will.
Das Ergebnis: Weil Deutschland nicht längst mehr Energie aus Sonne, Wind, Biomasse und Co. produziert, wartet nun ein Winter mit zahlreichen Sparappellen auf uns. Der Ingenieurwissenschaftler Volker Quaschning machte dafür nun in der Talkshow von Markus Lanz die Energiepolitik der letzten Jahrzehnte verantwortlich.
Quaschning bei Lanz: Energiepolitik ist „Totalausfall“
Es sei ein „Totalausfall“ gewesen, was die Bundesregierungen der vergangenen Jahrzehnte in Sachen Energiepolitik abgeliefert hatten. Die Regierungen hätten die Energiewende nicht nur versäumt, so Quaschnings Vorwurf. Sie haben sich auch stark von Importen fossiler Brennstoffe abhängig gemacht. Vor allem, dass die alte Bundesregierung aus CDU und SPD weiterhin auf Öl, Kohle und Gas gesetzt habe, habe Deutschland in diese Krise geführt, sagt der Wissenschaftler.
Volker Quaschning: Bundesregierung muss Klimaziele einhalten
Laut dem Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik in Berlin vor zwei Herausforderungen. Zum einen müsse man nun nicht nur mit den unsicheren Gaslieferungen aus Russland hantieren, sondern auch weiterhin einen Fokus auf der voranschreitenden Klimakrise haben, die in diesem Sommer auch hierzulande ihre Spuren hinterließ.
Zudem müsse die Regierung den Klimaschutz vorantreiben, denn dazu hatte das Verfassungsgericht die Vorgängerregierung verpflichtet. Das Urteil hat auch heute Bestand.

Volker Quaschning: Anteil der erneuerbaren Energien noch viel zu niedrig
Die aktuelle Situation sieht dürftig aus, führt Quaschning bei Markus Lanz aus. „Wir haben nicht mal 20 Prozent Erneuerbare und ein gutes Prozent Kernenergie“, sagte er. Schaut man nur auf den Strom, ist der Anteil von Erneuerbaren und Kernenergie deutlich höher. Bis 2035 muss Deutschland aber komplett auf erneuerbare Energieträger umstellen, denn dann ist laut zahlreichen Studien das CO2-Budget für die Bundesrepublik erschöpft. In den nächsten 13 Jahren müssen also noch 80 Prozent der Energielieferanten umgestellt werden.
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Quaschnings düstere Vorhersage: „Sonst ist die Krise, die wir jetzt haben, im Vergleich zu dem, was auf uns zurollt durch die Klimakrise, eine ganz andere Dimension. Das haben wir gar nicht auf dem Schirm.“ Hinzukommen einfache Rechnungen: In Europa gebe es laut Quaschning nur ein Prozent der weltweiten Öl- und Gasvorkommen. Wolle man eine unabhängige Energieversorgung, dann müsse man auf den Ausbau von Wind- und Solarenergie setzen. Alles andere wäre unrealistisch.