Tiger tötet Tierpflegerin im Züricher Zoo

Es müssen grausame Szenen gewesen sein, die ein Besucher am Samstag um 13.20 Uhr im Züricher Zoo mit ansehen musste. Ein Sibirischer Tiger hatte in seiner Außenanlage eine Pflegerin (55) angegriffen. Sofort schlug er Alarm, doch herbeieilende Zoo-Mitarbeiter konnten das Leben ihrer Kollegin nicht mehr retten.
So einen Vorfall habe es im Züricher Zoo noch nie gegeben, sagte Direktor Severin Dressen (32), der das Amt erst vor vier Tagen übernommen hatte. Es handele sich um ein „hoch tragisches Ereignis“, sagte er auf einer Pressekonferenz und sprach den Angehörigen der langjährigen Pflegerin sein Beileid aus.

Wie es zu dem Unglück kommen konnte, untersuchen nun unter anderem Staatsanwaltschaft und Zürcher Stadtpolizei. Denn eigentlich werden die Tiger im Züricher Zoo ohne menschlichen Kontakt gepflegt. Wie es passieren konnte, dass sich Tiger und Pflegerin diesmal doch gleichzeitig im Gehege aufgehalten haben, wird Gegenstand der Ermittlungen sein.
Nachdem der Notruf über den Tiger-Angriff beim Zoo eingegangen war, versuchten weitere Pfleger noch ihre Kollegin zu retten. Es gelang ihnen zwar, die sibirische Tigerin Irina aus ihrem Gehege in ihren Stall zu locken und so den Weg für medizinisches Personal frei zu machen, doch trotz sofortiger Reanimationsmaßnahmen kam für die 55-Jährige jede Hilfe zu spät. Über die Art der Verletzungen, denen die Pflegerin erlegen war, machten Zoo und Ermittlungsbehörden bislang keine Angaben.
Der Zoo blieb am Sonntag aus Gründen der Pietät geschlossen. Für Besucher und Mitarbeiter, die den Vorfall miterleben mussten, wurde psychologische Hilfe bereitgestellt. Wie es mit Tigerin Irina weitergeht, ist indes noch unklar. Aktuell sei sie isoliert, teilte der Zoo mit. Das Tigerweibchen, dass erst im August 2019 aus Dänemark nach Zürich kam, habe sich in der Vergangenheit stets absolut normal, also „tigermäßig“ verhalten, sagte Zoodirektor Dressen.
Der letzte große Zwischenfall mit einem verletzten Pfleger im Züricher Zoo ereignete sich im Jahr 1995. Damals griff Komali, der erste in Zürich geborene Elefant einen Pfleger an und verletzte diesen schwer. Der Elefant wurde eingeschläfert. Seither werden in Zürich auch Elefanten nicht mehr im direkten Kontakt mit Menschen gepflegt.