Tödliche Gefahr in der Brutsaison

Tierschützer geschockt: Plastik-Krise jetzt auch schon bei deutschen Vögeln

Auf dem Lummenfelsen auf Helgoland erwacht so langsam wieder das Leben: Die Brutsaison hat begonnen. Doch ein Problem bleibt – und das endet oft tödlich.

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Ein Basstölpel mit Resten eines Fischernetzes im Schnabel. Daraus baut das Tier Nester.
Ein Basstölpel mit Resten eines Fischernetzes im Schnabel. Daraus baut das Tier Nester.Foto: imago/Kaiser

Die Brutsaison der Basstölpel auf Helgoland hat begonnen. Die ersten Basstölpeleier seien bereits Mitte April entdeckt worden, sagte der ornithologische Schutzgebietsbetreuer des Vereins Jordsand auf Helgoland, Elmar Ballstaedt. Auch die anderen Vogelarten, die auf dem Lummenfelsen brüten, beginnen langsam mit dem Brutgeschäft. Es sei schön zu sehen, dass der Lummenfelsen nun wieder voller Leben sei, sagte Ballstaedt.

Riesenausmaß der Plastikverschmutzung

Doch er sieht auch Schatten: Weiterhin verbauen die Basstölpel, die in Deutschland nur auf Helgoland brüten, synthetische Fasern zusätzlich zu natürlichem Nistmaterial in ihre Nester. Dies sei nicht nur ästhetisch unschön, sondern habe Auswirkungen auf die Basstölpel, aber auch auf die Trottellummen, die nahe neben den Nestern am Felsen säßen. Eine gewisse Anzahl Vögel verstricke sich in den Plastikfasern und könne sich meist nicht mehr befreien, sagte Ballstaedt. Er untersucht in einem auf mehrere Jahre angelegten wissenschaftlichen Projekt das Ausmaß der Plastikverschmutzung in der Helgoländer Basstölpelkolonie und die Auswirkungen von Makroplastik auf Seevögel.

35 Trottellummen verendet

Auch das zweite Jahr Feldarbeit habe gezeigt, dass die Zahlen aus dem ersten Jahr keine Ausnahme bildeten, sagte Ballstaedt. So seien 2020 mit deutlich über 100 Tieren ähnlich viele Trottellummen wie 2019 durch das Plastik gestorben. Bei den Basstölpeln seien es 2020 mehr als 60 Individuen gewesen und damit mehr als im Vorjahr. Und auch in diesem Winter hätten sich erneut Trottellummen in den Fasern verstrickt. 35 von ihnen seien deswegen gestorben, sagte Ballstaedt.