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Sturmtief „Zacharias" wütet: Windrad abgeknickt, Bäume entwurzelt, Fähren gestoppt!

Sturmflut-Warnung für Hamburg, an Nord- und Ostsee drohen Überschwemmungen, Meteorologen: Meiden Sie das Meer und Waldgebiete – Lebensgefahr!   

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Sturmtief Zacharias wütet auch In Dänemark. Diesen Baum brachten Orkanböen in Kopenhagen zum Umstürzen.
Sturmtief Zacharias wütet auch In Dänemark. Diesen Baum brachten Orkanböen in Kopenhagen zum Umstürzen.Ritzau Scanpix Foto/AP

Den Urlaubern an den deutschen Küsten fliegt gerade ihre Erholung um die Ohren. Der KURIER hatte schon am vergangenen Freitag gewarnt, jetzt macht Sturmtief „Zacharias“ die Befürchtungen wahr. Bis einschließlich Dienstag sind an Ostsee und teilweise auch Nordsee schwere Sturmböen bis 100 km/h möglich. „Bitte beachten Sie unbedingt die lokalen Wetterwarnungen“, sagt Meteorologe Dominik Jung von wetter.net.

Bäume entwurzeln, Äste fallen zu Boden

Schon seit Montagmittag bläst über ganz Norddeutschland ein kräftiger Wind. Das ist auch bei „nur“ 75 km/h deutlich heftiger als im Herbst oder Winter, da die vollen Laubkleider der Bäume jetzt deutlich mehr Widerstand bieten. Vielerorts fielen Äste zu Boden, auch entwurzelte Bäume wurden bei der Feuerwehr gemeldet. Teilweise arbeiteten sich die Sturmböen bis zur Mitte Deutschlands vorwärts. Feuerwehr und THW sind im Dauereinsatz.

In einem Windpark südlich von Gnoien (Landkreis Rostock) ist eine Windkraftanlage zerstört worden. Wie die Polizei mitteilte, waren zunächst Teile eines Rotorblattes abgerissen. Danach sei der gesamte Turbinenblock abgeknickt und zu Boden gestürzt. Eine Gefahr für Personen habe nicht bestanden. Doch habe die Polizei vorsorglich die angrenzende Landstraße zwischen Jördenstorf und Gnoien gesperrt. Es entstand erheblicher Sachschaden.

Die Reste eines vom Sturm abgeknickten Windrades stehen auf einem abgeernteten Rapsfeld südlich von Gnoien. Die anderen fünf Turbinen in dem Windpark wurden vorsorglich angehalten.
Die Reste eines vom Sturm abgeknickten Windrades stehen auf einem abgeernteten Rapsfeld südlich von Gnoien. Die anderen fünf Turbinen in dem Windpark wurden vorsorglich angehalten.Jens Büttner/dpa
Die Reste des schwer beschädigten Windrades.
Die Reste des schwer beschädigten Windrades.Jens Büttner/dpa

Auch der Deutsche Wetterdienstes (DWD) spricht für Montag und Dienstag von einer schweren Sturmlage an der Ostsee. Dabei könnten in exponierten Lagen von Fischland/Darß bis nach Rügen teils schwere Sturmböen zwischen 90 und 100 Stundenkilometer aus Nordwest erreicht werden, vereinzelt auch orkanartige Böen um 105 Stundenkilometer. „Das ist zu dieser Jahreszeit extrem ungewöhnlich. So einen Sturm erwarten wir im Herbst und nicht im Hochsommer“, sagte Michael Knobelsdorf vom DWD.

Meteorologen warnen eindringlich

Meteorologen warnen übereinstimmend und eindringlich vor Ausflügen aufs Meer. Außerdem empfehlen sie, alle Wälder bis Mittwoch zu meiden.   

Für die niedersächsische Nordseeküste besteht die konkrete Gefahr einer Sturmflut. Eine entsprechende Warnung gibt es auch für Hamburg. In der Hansestadt soll die Elbe über die Ufer treten. Gegen 21.45 Uhr rechnen die Behörden auf St. Pauli mit einem Pegel von 3,37 bis 3,87 über Normalhöhennull. Auch in Vorpommern von Rostock bis zur Müritz sind Überschwemmungen möglich, hieß es beim NDR. Zudem sollen bis morgen dort noch einmal 10 bis 20 Liter Regen pro Quadratmeter fallen.

Gefährlich: Schaulustige wagen sich bei Sturm und Wellengang auf die Mole im Seebad Warnemünde.
Gefährlich: Schaulustige wagen sich bei Sturm und Wellengang auf die Mole im Seebad Warnemünde.Frank Hormann/dpa

Deutsche Bahn rechnet mit Verspätungen

Die Deutsche Bahn rechnet mit Verspätungen und Zugausfällen. Für die Fähren nach Wangerooge und Spiekeroog wurden die Fahrzeiten bereits geändert. Die Fahrten nach Helgoland, Hiddensee und Rügen fallen am Montag sogar komplett aus. Es finde auch kein Wassertaxi-Verkehr statt, teilte die Reederei Hiddensee mit. „Wir bitten alle Urlauber, die Montag oder Dienstag an- oder abreisen wollten, Ihren An- oder Abreisetag auf Mittwoch zu verlegen.“

Auch die Robbenfahrten und der Fahrgastverkehr zwischen Sellin, Baabe, Gager, Thiessow und Lauterbach fallen wetterbedingt aus. Die von Rostock aus verkehrende Fährreederei TT-Linie warnte, dass es aufgrund der schlechten Wetterbedingungen in Trelleborg/Schweden am Montag zu Stornierungen und Fahrplanänderungen für Abfahrten ab Travemünde, Rostock und Trelleborg kommen könnte. Betroffene Kunden würden von TT-Line informiert.

Bis Dienstagvormittag werden die Wittower Fähre im Norden Rügens und die Rügen-Fähre zwischen Glewitz und Stahlbrode sowie alle Fahrten mit dem Fahrgastschiff „Altefähr“ auf der Linie Stralsund-Altefähr und zurück eingestellt, wie die Weiße Flotte mitteilte. Auch die im Rahmen der „Hanse Sail“ ausgerichtete Haikutter-Regatta vom süddänischen Nysted nach Rostock fällt wegen des Sturms aus.

Ein Mann mit einem lädierten Regenschirm geht im Hafen von Stralsund.
Ein Mann mit einem lädierten Regenschirm geht im Hafen von Stralsund.Stefan Sauer/dpa

Sturm sorgt für Stromausfall in Polen

Beim Durchzug der Schlechtwetterfront mit Sturm und Starkregen durch Polen ist in mehreren Tausend Haushalten der Strom ausgefallen. Am Montag waren noch 7500 Haushalte in der Region Podlachien im Osten ohne Elektrizität, wie der Versorger PGE mitteilte. Im Nordosten in Ermland-Masuren waren es demnach etwa 5000 Haushalte.

Das Unwetter tobte am Sonntag in allen Landesteilen. Die polnische Feuerwehr wurde nach eigenen Angaben zu etwa 2500 Einsätzen gerufen. Zwei Menschen seien verletzt worden. In Wroclaw (Breslau) sei ein Baum auf ein Auto gestürzt und habe eine Person verletzt. In Gyzicko in Masuren traf ein herabstürzender Ast einen Mann.

Sturm an der Nordsee: Ein Pfahlbaut ist am überfluteten Strand von Sankt Peter Ording zu sehen.
Sturm an der Nordsee: Ein Pfahlbaut ist am überfluteten Strand von Sankt Peter Ording zu sehen.Bodo Marks/dpa

Eine Sturm-Tote im Norden Litauens

Das schweres Unwetter hat auch im Baltikum zu heftigem Wind und Niederschlag geführt. In Estland, Lettland und Litauen kam es am Montag zu starken Sturmböen sowie Hagelschauern und Regen. In allen drei Ländern wurden Gebäude und Fahrzeuge beschädigt und Bäume entwurzelt.

Eine Frau starb, nachdem sie in der Stadt Zagare im Norden Litauens ein umfallender Baum traf, wie der litauische Rundfunk unter Berufung auf die Einsatzkräfte meldete. In Estland und Lettland waren Medienberichte zufolge Tausende Haushalte vorübergehend ohne Strom.