Spektakuläre Studie: Neandertaler jagten riesige Elefanten
Eine aktuelle Untersuchung wirft ein ganz neues Licht auf unsere frühen Verwandten.

Dass die Neandertaler nicht gerade ausgemachte Vegetarier waren, ist allgemein bekannt. Dass sie allerdings riesige Fleischberge auf ihren Jagdzügen erbeuteten und diese auch verarbeiten konnten, ist selbst für Fachleute eine Überraschung. Eine am Mittwoch in der Fachzeitschrift Science Advances veröffentlichte Studie rückt den engsten Verwandten des heutigen Menschen in ein neues Licht.
So lebten die Neandertaler vor 125.000 Jahren möglicherweise in größeren Gruppen als bisher angenommen und jagten riesige Elefanten, die bis zu dreimal so groß waren wie die heutigen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse von Überresten der damaligen Europäischen Waldelefanten, die in der Nähe von Halle in Sachsen-Anhalt gefunden worden waren.
Lesen Sie auch: Horoskop für heute: Freitag, der 3. Februar 2023! So wird Ihr Tag – laut Ihrem Sternzeichen >>
Neandertaler: Erster Nachweis der Elefantenjagd
Für ihre Studie hatten die Wissenschaftler die Überreste von rund 60 Elefanten aus dem Pleistozän untersucht, die in den 1980er-Jahren in einem riesigen Kohleabbaugebiet südlich von Halle entdeckt worden waren. Die Tiere waren viel größer als das Wollhaarmammut und bis zu dreimal so groß wie der heutige Asiatische Elefant. Ein ausgewachsenes Männchen konnte bis zu 13 Tonnen wiegen.
„Diese riesigen Tiere zu jagen und zu schlachten, gehörte zu den Aktivitäten der dortigen Neandertaler für den Lebensunterhalt“, sagte Studien-Mitautor Wil Roebroeks der Nachrichtenagentur AFP. Nach den Worten des Archäologen von der Universität Leiden ist die Studie der „erste eindeutige Beweis für die Elefantenjagd in der menschlichen Evolutionsgeschichte“.
Lesen Sie auch: Er wollte ein TikTok-Video aufnehmen, dann stürzte er 21 Meter in die Tiefe: 27-Jähriger stirbt in Puerto Rico >>
Unsere Vorfahren erbeuteten echte „Kalorienbomben“
Dass die Neandertaler die Elefanten jagten und nicht einfach tote Tiere ausschlachteten, machen die Forscher anhand von Alter und Geschlecht der analysierten Überreste fest. Bei den meisten handelte es sich demnach um ausgewachsene Männchen, die im Gegensatz zu den Elefantenkühen die meiste Zeit Einzelgänger und damit leichter zu jagen waren.
Zudem seien sie „die größten Kalorienbomben“ gewesen, sagte Roebroeks. Ein durchschnittlicher männlicher Elefant von etwa zehn Tonnen hätte laut dem Experten einem erwachsenen Neandertaler mindestens 2500 Tagesportionen geliefert.
Lesen Sie auch: Irrer Zufall: Amateur-Schatzsucher findet 500 Jahre altes Schmuckstück mit Bezug zu Henry VIII. >>
Roebroeks zufolge konnten die Neandertaler damit umgehen, indem sie die riesigen Nahrungsmengen konservierten – „das ist bereits etwas, was wir nicht wussten“ – und weil „sie in viel, viel größeren Gruppen lebten, als wir gemeinhin annehmen“.
Laut der Studie betrieben die Neandertaler in dem Gebiet die Elefantenjagd über einen Zeitraum von mindestens 2000 Jahren, also über Dutzende von Generationen. Wie groß die einzelnen Gemeinschaften waren, in denen sie damals lebten, konnten die Forscher laut Roebroeks nicht genau bestimmen: „Aber wenn man einen zehn Tonnen schweren Elefanten hat und das Tier verarbeiten will, bevor sein Fleisch verdirbt, braucht es etwa 20 Leute, um das binnen einer Woche zu erledigen.“
Lesen Sie auch: Tuberkulose-Ausbruch von Chemnitz weitet sich aus! Mehrere Kontaktpersonen infiziert – und immer mehr Verdachtsfälle >>
Auf jeden Fall zeige die Studie, dass „die Welt der Neandertaler sehr vielseitig war“, sagte der niederländische Archäologe. Und dass sie „nicht einfach nur Sklaven der Natur waren; keine Ur-Hippies, die davon lebten, was die Natur ihnen so gab“. Vielmehr seien sie durchaus in der Lage gewesen, ihre Umwelt zu gestalten.