Lockdown, Ausgangssperre und Co.

So gehen andere Staaten Europas gegen das Coronavirus vor

In allen Staaten Europas steigt die Zahl der Corona-Infektionen seit Wochen dramatisch an. Doch es gibt verschiedene Wege, damit umzugehen. Ein Überblick

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Kein Mensch ist in Athen zu sehen. Seit Samstag befindet sich Griechenland im Lockdown.
Kein Mensch ist in Athen zu sehen. Seit Samstag befindet sich Griechenland im Lockdown.Imago-Images/Pierre Berthuel

In allen Staaten Europas steigt die Zahl der Corona-Infektionen seit Wochen dramatisch an. Die Wege mit der Pandemie umzugehen, ähneln sich, doch es gibt unterschiedliche Ausprägungen. Hier gibt es rote Zonen, dort Massentests und im dritten Land sogar Ausgangssperren. Und dann gibt es noch die Länder, die ihre ganz eigenen Sonderwege gehen. Ein Überblick über unseren Kontinent in Zeiten von Corona.

Frankreich: Hier sind die Regeln am strengsten! Die Menschen dürfen nur mit triftigem Grund vor die Tür - etwa um zur Arbeit zu gehen. Spaziergänge und Sport sind nur in einem Umkreis von einem Kilometer vom Wohnort für eine Stunde am Tag erlaubt. Wer das Haus verlässt, muss ein Formular mit dem Grund mitführen. Alle nicht lebensnotwendigen Geschäfte sind geschlossen. Auch Theater, Kinos, Restaurants und Cafés sind dicht. Schulen und Kitas bleiben offen.

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Griechenland: Hier hat die Regierung gerade die Notbremse gezogen. Seit Samstagmorgen 6.00 Uhr gilt ein dreiwöchiger Lockdown. Bis auf lebenswichtige Geschäfte wie Supermärkte ist alles zu. Von 21.00 abends bis 5.00 Uhr morgens gilt eine Ausgangssperre. Wer einkaufen oder zum Arzt gehen will, muss die Behörden per SMS informieren. Kitas und Grundschulen sind offen, alle übrigen Schulen schließen.

Österreich: Hier gilt wie in Deutschland ein Teil-Lockdown. Die Gastronomie und fast das gesamte Kultur- und Freizeitangebot sind zunächst bis Ende November geschlossen. Zwischen 20 Uhr und 6 Uhr dürfen die Menschen ihre Wohnung nur noch mit gutem Grund verlassen. Im Gegensatz zum Lockdown im Frühjahr bleiben dieses Mal aber der Handel und auch die meisten Schulen offen.

Leere Stühle stehen in eine Außenbereich eines Restaurants in Wien. Auch hier musste die gesamte Gastronomie schließen.
Leere Stühle stehen in eine Außenbereich eines Restaurants in Wien. Auch hier musste die gesamte Gastronomie schließen.dpa/Herbert Neubauer

Belgien: Auch hier sind die meisten Läden geschlossen. Restaurants, Cafés und Bars sind ebenso dicht wie Friseure, Massage- und Schönheitssalons. Ausnahmen gibt es nur für lebensnotwendige Geschäfte. Nachts gelten Ausgangssperren. Jeder Haushalt darf nur eine Person pro Woche empfangen, die sogenannten „Kuschelkontakte“; bei Singles sind es zwei - aber nicht zeitgleich.

Tschechien: Hier gilt bis zum 20. November ein Notstand mit weitgehenden Ausgangsbeschränkungen und einer nächtlichen Ausgangssperre. Restaurants und Schulen sowie die meisten Geschäfte sind geschlossen. Wie auch in Belgien gibt es in Tschechien mehr als 1500 Corona-Infizierten pro 100 000 Einwohner binnen 14 Tagen.

Polen: Hier müssen Kinos, Theater und Geschäfte in Einkaufszentren schließen. Auch Fitnessstudios und Schwimmbäder sind zu. Hotels dürfen nur noch Geschäftsreisende aufnehmen. Nur Lebensmittelläden und Apotheken bleiben geöffnet.

Niederlande: Unser nordwestlicher Nachbar ist schon seit drei Wochen im Teil-Lockdown. Nun werden auch Museen, Theater, Schwimmbäder, Vergnügungsparks und Zoos geschlossen. In der Öffentlichkeit sind nur noch Treffen von maximal zwei Personen erlaubt, auch privat sollen nicht mehr als zwei Gäste am Tag empfangen werden. Alle öffentlichen Gebäude werden geschlossen. Die Verschärfungen gelten vorerst für zwei Wochen.

Italien: Das südeuropäische Land war extrem von der ersten Corona-Welle betroffen. Doch auch, wenn weniger Menschen sterben: Die Infektionszahlen haben die aus dem Frühjahr schon längst übertroffen. Daher wurden die Regeln am Freitag nun weiter verschärft. Für die 60 Millionen Italiener gilt eine nächtliche Ausgangssperre von 22.00 bis 5.00 Uhr. Das Land ist in drei Risikozonen eingeteilt: rot, orange und gelb - je nach Infektionsgeschehen. Vier Regionen sind derzeit rot - im Norden die wirtschaftsstarke Lombardei, das Piemont und das Aostatal sowie im Süden Kalabrien. Dort dürfen die Menschen ihr Haus auch tagsüber nur verlassen, um zur Arbeit, zum Arzt oder in den Supermarkt zu gehen. Nach Protesten beschloss die Regierung in der Nacht zum Samstag neue Hilfsmaßnahmen für betroffene Unternehmen und Arbeitnehmer.

Kaum jemand ist in Mailand auf der Straße. Die norditalienische Metropole liegt in der roten Zone.
Kaum jemand ist in Mailand auf der Straße. Die norditalienische Metropole liegt in der roten Zone.Imago-Images/Matteo Biatta

Spanien: Abgesehen von den Kanaren, wo die Infektionszahlen niedrig sind, gilt im gesamte Land eine nächtliche Ausgangssperre. Darüber hinaus sind die Regeln je nach Region sehr unterschiedlich. Die meisten Gaststätten und Kulturbetriebe sind zu, fast alle autonomen Regionen und auch viele Gemeinden abgesperrt. Kindergärten und Schulen sind noch offen. Einige Regionen fordern inzwischen ganztägige Ausgehsperren wie im Frühjahr. Die Regierung in Madrid lehnt dies aber bislang ab.

Europäische Sonderwege im Corona-Herbst

Slowakei: Der osteuropäische Staat geht einen umstrittenen Sonderweg. Bereits vor einer Woche wurden fast alle mehr als zehn Jahre alten Bewohner innerhalb von zwei Tagen einem Antigen-Schnelltest unterzogen. 38.000 positiv Getestete sind seither in Quarantäne. Am Samstag und Sonntag folgte eine zweite Runde der Massentests. Wer keinen negativen Test vorweisen kann, darf nicht einmal mehr zur Arbeit.

Großbritannien: Auch hier setzt man vereinzelt auf Massentests. Innerhalb von zehn Tagen soll die komplette Stadt Liverpool per Schnelltest auf das Virus getestet werden. Immerhin rund 500.000 Einwohner. In England sind Gastronomie, Kultur- und Sportzentren seit Donnerstag zu. Anders als in Deutschland bleibt auch der Handel - abgesehen von Supermärkten und wenigen anderen Geschäften - für einen Monat zu. Schulen und Unis bleiben geöffnet. Die Menschen sollen ihr Zuhause bis zum 2. Dezember nur noch aus triftigen Gründen verlassen.

Schweden: Schon während der ersten Welle betrat Schweden einen Sonderweg und bezahlte das mit einer hohen Sterblichkeit. Das zeichnet sich während der zweiten Welle bislang jedoch nicht ab. Daher bleibt es dabei, dass es kaum Einschränkungen in dem skandinavischen Land gibt. Restaurants und Kneipen dürfen die Bürger dort weiterhin besuchen, allerdings mit maximal acht Personen am selben Tisch. Darüber hinaus gelten in vielen Regionen des Landes eindringliche Empfehlungen, Kontakte, den Nahverkehr und Veranstaltungen zu vermeiden. Das Land setzt vor allem auf die Vernunft jedes Einzelnen.

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Schweiz: Auch hier sind Bars und Restaurants weiterhin geöffnet, aber nur bis 23 Uhr. Veranstaltungen mit mehr als 50 Personen sowie sportliche und kulturelle Aktivitäten mit mehr als 15 Personen sind untersagt. Tanzlokale sind zu. Einzelne Kantone haben noch strengere Maßnahmen getroffen. Es gilt auch eine erweiterte Maskenpflicht.

Bulgarien: Trotz steigender Corona-Zahlen und einen extrem schwachen Gesundheitssystem, dem laut Berichten aktuell die Ärzte ausgehen, ist hier noch viel erlaubt. Restaurants und Cafés sind weiter offen. An einem Tisch dürfen aber maximal sechs Kunden sitzen. Theater und Kinos können bei 30 Prozent ihrer Kapazität öffnen. Sportevents dürfen nur ohne Publikum ausgetragen werden. Der Mund-Nasen-Schutz ist auch im Freien Pflicht, wenn Abstand unmöglich ist.