Sexueller Missbrauch im DDR-Sport muss aufgearbeitet werden!
Christine Bergmann, Ex-SPD-Familienministerin und Beauftragte zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, hat eine konsequente Auseinandersetzung mit sexuellem Missbrauch im DDR-Leistungssport gefordert.

Christine Bergmann, Ex-SPD-Familienministerin und Beauftragte zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, hat eine konsequente Auseinandersetzung mit sexuellem Missbrauch im DDR-Leistungssport gefordert.
„Es ist schwierig und es tut auch richtig weh. Aber es muss sein. Wir brauchen Erkenntnisse über Missbrauch begünstigende Strukturen, über Fehlverhalten und Lücken im Schutzsystem“, sagte Bergmann am Mittwoch bei einer Tagung in Schwerin.
Zwar sei die DDR längst Geschichte, doch litten bis heute viele ehemalige Sportler unter dem erfahrenen Unrecht und Schmerz.
Missbrauchs-Opfer wie Jan Hempel leiden bis heute
Die Kölner Sportwissenschaftlerin Bettina Rulofs verwies auf eine Studie von 2019, welche die Mechanismen des DDR-Sportsystems offengelegt hätten. „Kinder im DDR-Leistungssport waren einem System ausgesetzt, das sie ausgebeutet hat“, so Rulofs. Permanenter Druck und die Macht der Trainer hätten Gewalt und Missbrauch begünstigt.
Betroffene berichteten in der Diskussion über erlittene Qualen und beklagten zugleich die mangelnde Bereitschaft von heute führenden Sportfunktionären, sich dem Thema zu stellen. Zudem kritisierten sie eine enorme Bürokratie bei Anträgen auf Entschädigungsleistungen.

Die Debatte um sexuellen Missbrauch im Sport hatte neue Nahrung bekommen, nachdem der frühere Weltklasse-Wasserspringer Jan Hempel sein jahrelanges Leiden öffentlich gemacht hatte.
In einer Dokumentation der ARD hatte Hempel 2023 erstmals Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen seinen 2001 verstorbenen Trainer Werner Langer öffentlich gemacht. Demnach hatte Langer sich zwischen 1982 und 1996 an dem Olympia-Zweiten von Atlanta 1996 vergangen.
Lesen Sie auch: Das System der Sportschulen funktioniert, wenn man es richtig bedient>>
Hempel machte Vorwurf des sexuellen Missbrauchs gegen Trainer öffentlich
Das Forum in Schwerin, an dem auch Jan Hempel teilnahm, war von der Landesbeauftragten in Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs organisiert worden.
Die Schweriner Behörde hat sich in der Vergangenheit auch intensiv mit dem Doping im DDR-Sport und den Spätfolgen für betroffene Sportler befasst.