Senf ist eine beliebte Würzpaste.
Senf ist eine beliebte Würzpaste. Imago/Imagebroker

In Frankreich ist Senf mehr als nur eine Würzpaste, es ist fast schon ein Kulturgut. Unzählige Sorten stehen dort in den Supermärkten, mehr als ein Kilo der Paste essen Franzosen im Schnitt pro Jahr – und nicht ohne Grund ist Senf in vielen Köpfen mit der ostfranzösischen Stadt Dijon verbunden. Doch Frankreich ist in Senf-Not, die Regale leer. Betroffen ist vor allem der bekannte Dijon-Senf – und das wird sich so schnell wohl auch nicht ändern.

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Frankreich mangelt es an Senf

Die Gründe für den Senfmangel in Frankreich sind vielschichtig. Die britische Wochenzeitung The Economist widmete dem Thema einen Text, in dem verschiedene Gründe für den Mangel angeführt werden. Zum einen sei der Senf-Anbau in Frankreich selbst in den vergangenen Jahren deutlich zurückgefahren worden. Zuletzt bezog Frankreich die Senfsamen – für Dijonsenf braucht es dazu braune oder schwarze Senfsamen – hauptsächlich aus Kanada, doch dort fielen wegen heftiger Dürre die Ernten aus. Der Gesamtertrag erreichte dort nur die Hälfte des Normalniveaus.

Dijonsenf ist in Frankreich nicht nur Lebensmittel, sondern Kulturgut.
Dijonsenf ist in Frankreich nicht nur Lebensmittel, sondern Kulturgut. Imago/PanoramiC

Entsprechend leer sehen die Regale in Frankreich nun aus. Um vor allem den beliebten Dijon-Senf besser zu rationieren, führten einzelne Supermärkte Höchstabgabemengen ein. Jeder Kunde durfte beispielsweise nur ein Glas Senf kaufen.

Senfmangel in Frankreich und keine Besserung in Sicht

Dass sich die Situation in Frankreich in absehbarer Zeit verbessert, ist indes nicht abzuwarten, denn ein zusätzlicher Import aus anderen Ländern ist kaum möglich. Denn auch der Nachbar Deutschland baut kaum noch Senf an, importiert fast 80 Prozent der Samen aus Russland und der Ukraine, Märkte, die wegen des völkerrechtswidrigen Angriffs Russlands auch keine sicheren Märkte mehr sind.

Entsprechend haben sich auch hierzulande bereits die Regale in vielen Supermärkten geleert. Bereits Ende März prognostizierte Markus Weck, Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbandes Kulinaria gegenüber der Zeitung Die Welt, dass sich der Rohstoffmangel so sehr zuspitzen könnte, dass die Senfengpässe zum Herbst hin immer schlimmer werden.

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Und auch Franz Wunderlich vom bekannten Senfhersteller Händlmaier erklärte bereits im Frühjahr gegenüber dem Bayerischen Rundfunk, die Produktion herunterzufahren, um noch bis August lieferfähig zu bleiben. Auf dem Weltmarkt gebe es keine Senfkörner mehr. Die Dürre in Kanada dürfte die Situation nicht verbessert haben. Immerhin: In Deutschland beträgt der Pro-Kopf-Verbrauch im Jahr nur 800 Gramm. Vielleicht fällt die Krise hierzulande nicht ganz so schlimm aus.