Mit der Waffe im Anschlag gehen zwei Polizisten hinter Jacob Blake.
Mit der Waffe im Anschlag gehen zwei Polizisten hinter Jacob Blake. Foto: YouTube

Mit der Waffe im Anschlag gehen zwei Polizisten in Kenosha, im US-Bundesstaat Wisconsin, einem Schwarzen Mann hinterher. Als er die Tür eines grauen Vans öffnet und einsteigen will, zieht ihn einer der Polizisten an seinem Shirt und eröffnet aus kurzer Entfernung das Feuer. Sieben Schüsse fallen. Umstehende Menschen beginnen zu schreien, eine Hupe ertönt. Jacob Blake (29) wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht. Die genauen Umstände sind noch unklar. Doch es sieht nach einem weiteren extremen Fall von rassistischer Polizeigewalt in den USA aus. 

Die Polizei bestätigte am Sonntagnachmittag, zu einem Fall von häuslicher Gewalt in Kenosha gerufen worden zu sein. Dabei sei man an einer „Schießerei mit Polizeibeteiligung beteiligt“ gewesen, zitiert die „New York Post“. Die beiden Beamten wurden zunächst beurlaubt. Weitere Details nannte die Polizei zunächst nicht.

Ein Polizist zieht an Blakes Shirt und schießt auf ihn.
Ein Polizist zieht an Blakes Shirt und schießt auf ihn. Foto: Youtube

Jacob Blake kam offenbar als Unbeteiligter in die Situation. Örtliche Medien berichten, es habe einen Streit zwischen zwei Frauen gegeben, den Blake hatte schlichten wollen. Bevor das Video einsetzte, sollen die Polizisten zudem bereits einen Taser gegen den 29-Jährigen eingesetzt haben. Was genau die Polizisten ihm vorgeworfen haben, scheint noch nicht geklärt. Zeugen berichten jedoch von einem Wortgefecht, das sich Blake mit den Polizisten geliefert haben soll, bevor er zu seinem Auto ging.

Wie der Bürgerrechtsanwalt Ben Crump auf Twitter schrieb, mussten Blakes Kinder den Angriff auf ihren Vater live mit ansehen. Sie saßen zum Zeitpunkt der Schüsse in dem Auto, in das der 29-Jährige steigen wollte. „Sie werden für immer traumatisiert sein“, schrieb Crump. Mit einem Helikopter wurde Blake ins nächste Krankenhaus geflogen. Er soll schwer verletzt sein und auf der Intensivstation liegen. 

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Wisconsins Gouverneur Tony Evers, der sich zuletzt mit der Black Lives Matter-Bewegung sozialisierte, reagierte bestürzt bei Twitter. Er bestätigte, dass Blake von mehreren Schüssen im Rücken getroffen wurde. An die Familie gerichtet, schrieb er, er hoffe, dass Blake die schweren Verletzungen überstehen werde. „Obwohl wir noch nicht alle Details haben, wissen wir genau, dass er nicht der erste Schwarze ist, der in unserem Bundesstaat oder Land durch die Hand von Sicherheitskräften verletzt, angeschossen oder gnadenlos getötet wurde“, machte er zudem seine Kritik an dem Polizeieinsatz deutlich. „Wir stehen mit all jenen zusammen, die Gerechtigkeit, Gleichheit und Verantwortung für Schwarze Leben in unserem Land einfordern. Leben wie die von George Floyd, Breonna Taylor, Tony Robinson, Dontre Hamilton, Ernest Lacy und Sylville Smith.“

Das Video, auf dem die Schüsse zu hören sind, verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch das Land und über die Welt. Wie auch Gouverneur Evers sahen viele in den Schüssen auf Jacob Blake einen weiteren Fall rassistischer Polizeigewalt. An der Kreuzung, an der die Schüsse fielen und vor der Polizeistation von Kenosha kam es zu heftigen Protesten. Die Polizei löste die Versammlung mit Gummigeschossen und Tränengas auf. Bis zum Montagmorgen wurde eine Ausgangssperre angeordnet.

Die Demonstranten dürften sich davon aber kaum stoppen lassen. Seit der Ermordung von George Floyd im Mai, kommt es im ganzen Land immer wieder zu Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt. Der Fall Jacob Blake zeigt einmal mehr, dass diese nötig sind.