Unfassbar!
Schulbezirke verbannen „Das Tagebuch der Anne Frank“ wegen „pornografischen Inhalts“
Die Verbannung von Büchern in konservativen Bundesstaaten der USA nimmt unglaubliche Züge an.

Die Verbannung von Büchern in konservativen Bundesstaaten der USA nimmt unglaubliche Züge an. In Texas und Florida wurde jetzt sogar eine illustrierte Version von „Das Tagebuch der Anne Frank“ aus den Schulbibliotheken entfernt. Mit der Begründung, dass der Inhalt „pornografisch“ sei.
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Floridas republikanischer Gouverneur und Präsidentschaftskandidat Ron DeSantis hatte mit einem neuen Gesetz die Bücher-Verbannung ins Rollen gebracht. Seither können Eltern von Schülern verlangen, dass Bücher aus Schulbibliotheken verschwinden, wenn diese sich mit Themen wie Rasse, Geschlecht oder Sexualität auseinandersetzen.

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Die illustrierte Adaption des berühmtesten Tagebuchs der Welt wurde vom oscarnominierten israelischen Filmemacher Ari Folman und dem Zeichner David Polonsky zusammengestellt – als Begleitbuch zum animierten Film „Wo ist Anne Frank?“, bei dem Folman 2021 Regie geführt hatte. Der Anne-Frank-Fonds in der Schweiz hatte das Projekt abgesegnet, weil der Inhalt zwar verkürzt ist, aber genauso von Anne Frank geschrieben wurde.
Kussszene empört konservative Schulbezirke
Konservative Elternverbände und Schulräte in diversen Schulbezirken sorgen jetzt dafür, dass „Anne Frank: A Graphic Novel“ aus den Bibliotheken verschwindet. Sie kritisieren zwei Passagen, in denen Anne über sexuelle Dinge schreibt. In einer fragt sie eine Freundin, ob sie sich gegenseitig ihre Brüste zeigen könnten – was diese aber nicht will. Worauf Anne sagt: „Ich wünschte, ich hätte eine Freundin.“ In einer zweiten Passage beschreibt die Jugendliche Details ihrer Vagina mit medizinischen Fachausdrücken.

In Florida pushte ein republikanischer Abgeordneter namens Randy Fine das sofortige Verbot. Er pocht darauf, dass er selbst jüdisch ist, und behauptet: „Das Tagebuch der Anne Frank zu sexualisieren und als pornografischen Bildband unseren Kindern vorzusetzen, ist antisemitisch.“ Rechtspopulistische Interessengruppen wie Mütter für Freiheit verbreiteten dazu das faktisch falsche Argument: „Unsere Kinder sollen mit hinzugefügten Passagen sexualisiert werden!“
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Die von Anne Franks Vater Otto gegründete Stiftung, die die inhaltliche Kontrolle über alle Tagebuch-Publikationen hat, bezieht in einer Pressemitteilung klar Stellung dagegen: „Aus unserer Sicht wurde das Buch von einer Zwölfjährigen geschrieben und ist daher für Gleichaltrige vollkommen geeignet!“

Millionen Menschen in aller Welt kennen das Tagebuch der Anne Frank. Anne Frank wurde 1929 als Kind jüdischer Eltern in Frankfurt am Main geboren. Ihre Familie flüchtete 1933 vor den Nationalsozialisten nach Amsterdam. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in die Niederlande versteckten sich Anne Frank und ihre Familie von 1942 bis 1944 in einem Amsterdamer Hinterhaus. Dort schrieb Anne Frank ihr weltberühmtes Tagebuch.
Nach dem Verrat ihres Verstecks wurden Anne Frank und ihre Familie deportiert. Anne Frank starb 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen im Alter von 15 Jahren. Anne Frank ist durch die Veröffentlichung ihres Tagebuchs zum Symbol für Millionen von Jüdinnen und Juden geworden, die der rassistischen Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten zum Opfer fielen.