Übung für den Ernstfall
Schüsse, Geschrei und Blaulicht am Rostocker Hauptbahnhof: „Sind die alle tot?“
Spektakulär: Bei einer der größten Polizeiübungen der Landesgeschichte trainierten Beamte in der Nacht zum Dienstag in Rostock den Ernstfall. Wie agieren sie unter Stress?

Ein Regionalexpress steht auf Gleis 11 des Rostocker Hauptbahnhofs. Plötzlich Schreie, lautes Knallen, Passagiere rennen über das Gleis. Zwei Bewaffnete schießen scheinbar wahllos umher. Als Polizeikräfte mit Maschinenpistolen den Bahnsteig stürmen, liegen schon offensichtlich Schwerverletzte auf dem Bahnsteig. „Sind die alle tot?“, fragt eine Verletzte, die von zwei Polizisten gestützt wird. Glücklicherweise nicht, denn es handelt sich um eine Polizeiübung – eine der größten der Landesgeschichte.
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Es sind zweifelsohne spektakuläre Bilder, die dieser gespielte Polizeieinsatz offenbart. Alles sieht täuschend echt aus. Natürlich wurden Anwohner und Bahnreisende vor der großangelegten Aktion informiert. Erschreckt werden sollte niemand. Die Sperrzone war groß. Und doch wirkte alles täuschend echt.
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„Wir haben eine sehr dynamische, sehr realitätsnahe Übung erlebt“, sagte Rostocks Polizeipräsidentin Anja Hamann nach zwei von vier Übungsdurchgängen. Durch mehrere Durchgänge soll möglichst vielen Beamten und Beamtinnen eine Teilnahme ermöglicht werden. „Ich hab erlebt, wie unsere Einsatzkräfte sehr souverän und sehr routiniert mit der Situation umgegangen sind“, sagte Hamann. Trotz der Anspannung seien die Kollegen und Kolleginnen handlungsfähig gewesen und hätten gut kommuniziert. „Ich bin sehr zufrieden mit den Kolleginnen und Kollegen.“
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Polizei-Übung in Rostock mit 10 Litern Kunstblut
Insgesamt habe die Übung neue Erkenntnisse darüber geliefert, wie Einsätze und Abläufe bei der Polizei verbessert werden können. Eine genaue Auswertung des Übungseinsatzes werde jedoch noch Zeit in Anspruch nehmen, hieß es.
Insgesamt haben rund 1000 Menschen an der Terror-Übung teilgenommen. Rund 300 von ihnen waren Darsteller und Darstellerinnen, die nicht nur die schwerverletzten Ofer gespielt haben. Sie waren perfekt geschminkt. Platzpatronen kamen zum Einsatz und gut 10 Liter Kunstblut. Alles sollte so echt wie möglich aussehen, sich für die Einsatzkräfte so echt wie möglich anfühlen.
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Denn obwohl es sich um eine Übung handelt, die geschminkten heftigen Verletzungen, der Lärm und die Ungewissheit sorgen für viel Adrenalin, wie Polizeisprecher zuvor mehrfach betonten. Routine sei das nicht, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Landes- und Bundespolizei wollten angesichts entsprechender Ereignisse der vergangenen Jahre ihre Beamten besser auf den Ernstfall vorbereiten – auch emotional.

Zuvor waren bereits Teile des Bahnhofs sowie der südliche Bereich um den Bahnhof herum weiträumig abgesperrt und mit Sichtschutzwänden abgeschirmt worden. Möglichst wenig soll über die Polizeitaktiken nach außen dringen. Auch die genauen Szenarien waren weitgehend geheim. In der Stadthalle ist ein Logistikzentrum eingerichtet worden, die Übung wurde über Bildschirme mitverfolgt.
Unter anderem war der Straßenbahnverkehr am Hauptbahnhof eingeschränkt. Der Zugang zum Hauptbahnhof Rostock sollte zu jeder Zeit während der Übung über den Nordeingang möglich sein, hieß es.
Bei Terror-Übung: Zwei Dutzend „Verletzte“ in Rostocker Kliniken eingeliefert
Auch die Universitätsmedizin Rostock und das Klinikum Südstadt Rostock sollten bei der Übung den Ernstfall proben. Geplant war, dass in beiden Krankenhäusern gut zwei Dutzend Verletzte in kurzer Zeit ankommen. Immer wieder waren Blaulicht und Sirenen in der Nacht rund um den Bahnhof wahrzunehmen.
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Die Polizei hatte darauf hingewiesen, dass auch Schuss- und Explosionsgeräusche zu hören sein würden, aber betont, dass keine Gefahr für Bürgerinnen und Bürger bestehe. Das Informieren der Bevölkerung über die Polizeiübung war wohl erfolgreich, da nur wenige Anrufe beim eingerichteten Bürgertelefon eingingen.

Hintergrund der Übung sei auch ein Umdenken bei den Sicherheitsbehörden in den vergangenen 20 Jahren, hatte Mitte September der Inspekteur der Landespolizei MV, Nils Hoffmann-Ritterbusch, gesagt. Man setze nun mehr auf die Kräfte, die zum Tatzeitpunkt vor Ort seien, als auf das SEK-Kommando zu warten. Dementsprechend richtete sich das Training an Kontroll- und Streifenpolizisten und -polizistinnen von Landes- und Bundespolizei. Auch wenn man solche Situationen keinem Kollegen wünsche, sei es besser, vorbereitet zu sein, hatte Hoffmann-Ritterbusch gesagt.
In der Nacht zum Dienstag sagte Hamann, sie habe „sehr zufriedene, euphorische, auch erschöpfte, aber vor allem sehr zuversichtliche Kollegen erlebt“.