Wenn „die Hand ausrutscht“
Schock-Umfrage: Jeder dritte junge Mann in Deutschland findet Gewalt gegenüber Frauen „akzeptabel“
Es ist kaum zu glauben, wie tief die Macho-Kultur in Beziehungen verankert ist: Handgreiflichkeiten gegen Frauen werden systematisch verharmlost.

Es sind Zahlen, die schockieren. Über häusliche Gewalt wird viel berichtet, Einsätze wegen brutalen Schlägen in Beziehungen oder sogar Femiziden gehören zum Alltag der Polizei – und dennoch finden viele junge Männer es völlig okay, wenn mal „die Hand ausrutscht“. Die Dimension der Akzeptanz von häuslicher Gewalt übersteigt alles, was zu erwarten gewesen wäre.
Partnerschaftliche Gewalt spielt sich überwiegend im Dunkelfeld ab: Die Polizei greift erst ein, wenn Nachbarn von Schreien oder Poltern aufgeschreckt werden. Extrem selten wenden sich die Opfer, zumeist Frauen, selbst an eine Polizeidienststelle, aus Angst vor weiterer Gewalt. Angesichts zahlreicher Berichte könnte man vermuten, dass sich das Problem in versteckten Nischen abspielt: Extrem bildungsferne Personen mit Hang zu Alkohol und Verwahrlosung. Doch die Gewaltpräventionsstelle der Berliner Polizei betont, dass partnerschaftliche Gewalt sich durch alle Schichten der Bevölkerung zieht, mit einem Schwerpunkt auf Milieus, in denen traditionelle Rollenbilder prägend sind.
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Schock-Studie: Jeder dritte junge Mann findet es „akzeptabel“ wenn ihm gelegentlich „die Hand ausrutscht“
Man könnte meinen, dass jüngere Leute in Deutschland aufgeklärt genug sind, um traditionelle Rollenbilder zu hinterfragen und selbstbestimmte Frauen als Bereicherung anzusehen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Gewalt in der Partnerschaft wird von vielen jungen Männern nicht problematisiert, sondern akzeptiert. Das geht aus einer bundesweit repräsentativen Studie der Organisation Plan International Deutschland hervor, die den Funke-Zeitungen (Montagsausgaben) vorliegt. 33 Prozent der befragten Männer im Alter von 18 bis 35 Jahren gaben demnach an, es „akzeptabel“ zu finden, wenn ihnen im Streit mit der Partnerin gelegentlich „die Hand ausrutscht“.
34 Prozent seien gegenüber Frauen schon mal handgreiflich geworden, um ihnen Respekt einzuflößen, heißt es weiter. „Erschrocken“ davon zeigte sich Karsten Kassner, Fachreferent des Bundesforums Männer, gegenüber den Funke-Zeitungen. „Problematisch ist, dass ein Drittel der befragten Männer Handgreiflichkeiten gegenüber Frauen verharmlosen. Das muss sich dringend ändern“, sagte Kassner demnach.
Überdies äußerten die Befragten demzufolge eine hohe Abneigung gegen das öffentliche Zeigen von Homosexualität. 48 Prozent gaben an, dass sie sich davon „gestört“ fühlen.
Macho-Studie: Jeder zweite junge Mann will, dass die Frau den Haushalt macht und ihm sexuell zu Diensten steht
Aus der Studie geht den Funke-Zeitungen zufolge auch hervor, dass das Bild der traditionellen „Hausfrau“ in den Köpfen vieler Männer verankert zu sein scheint: 52 Prozent der Befragten sähen ihre Rolle darin, genug Geld zu verdienen – sodass sich die Frau hauptsächlich um den Haushalt kümmern könne. Jeder zweite junge Mann möchte laut den Daten keine Beziehung mit einer Frau eingehen, wenn diese bereits viele Sexualpartner gehabt hat.
51 Prozent hätten zudem angegeben, dass sie schwach und angreifbar seien, wenn sie Gefühle zeigen würden, heißt es weiter. Dabei sagten 63 Prozent, dass sich manchmal traurig, einsam oder isoliert fühlen würden. „Die klassischen Rollenbilder sind eben doch noch in den Köpfen der Gesellschaft verankert“, sagte Alexandra Tschacher, Sprecherin von Plan International Deutschland, den Funke-Zeitungen.
Studie: Viele junge Männer befürworten Gleichberechtigung, leben aber konkret das genaue Gegenteil vor
Viele Männer seien zwar grundsätzlich bereit, sich für mehr Gleichberechtigung und gegen Rollenklischees einzusetzen, würden dies aber nicht in konkrete Taten umsetzen, sagte Kassner demzufolge. Es sei auch Aufgabe der Politik, die Rahmenbedingungen zu verändern. Ein gutes Beispiel sei die von der Bundesregierung geplante bezahlte Freistellung nach der Geburt für Väter.
Für die Umfrage wurden vom 9. bis zum 21. März bundesweit 1000 Männer sowie 1000 Frauen im Alter von 18 bis 35 Jahren mit einer standardisierten schriftlichen Online-Befragung befragt.