Schluss mit Ausbeutung: Erste Stadt Deutschlands verbietet Tierauftritte im Zirkus
In vielen Zirkussen gehören Wildtiere noch zum Programm. Tierrechtlern gefällt das gar nicht. Eine Stadt geht nun voran.

Dem einen gefällt es, wenn im Zirkus Affen Kunststücke vorführen, Tiger durch brennende Reifen springen oder schlicht Elefanten durch die Manege geführt werden. Andere sehen darin vor allem eines: eine nicht artgerechte Haltung. Teilweise ist unter Tierschützern gar von Tierquälerei die Rede. Doch die rechtliche Lage in Deutschland ist eine andere. Eine Kommune in Hessen geht aber nun voran.
Tiere im Zirkus: So ist die Lage in Deutschland
Die rechtliche Lage zu Zirkustieren sieht in Deutschland wie folgt aus: Anders als in anderen Ländern gibt es kein generelles Verbot für die Zirkusauftritte von Tieren. Das heißt, dass auch Elefanten und Affen zum Zirkus gehören dürfen. Dennoch gibt es strenge Regeln, die die Zirkusbetreiber einhalten müssen und die auf der Seite des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft nachzulesen sind.
So heißt es dort unter anderem, dass im Zirkus nur solche Tiere gehalten werden sollen, die „regelmäßig – das heißt täglich – beschäftigt werden und die unter Zirkusbedingungen verhaltensgerecht untergebracht und schadensfrei transportiert werden können“. Laut der Tierrechte-Organisation Peta könne ein Zirkus „insbesondere den Ansprüchen von Wildtieren an ihren natürlichen Lebensraum nicht gerecht werden“. Und: „Gewaltvolle Dressuren, winzige Käfigwagen und ständige Transporte zeichnen das Leben von Tieren im Zirkus aus.“
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Hinzu kommt: Bei der Kontrolle des Tierwohls in Zirkus-Betrieben ist der regelmäßige Ortswechsel ein Problem. Denn die Überwachung des Tierschutzes ist Sache der Länder. Um hier eine bessere Überwachung zu ermöglichen, wurde vor einigen Jahren die Zirkusregisterverordnung erlassen. Welchen Erfolg diese Verordnung bislang hatte, ist unklar. Sicher ist: Die Zahl der Zirkustiere sinkt seit Jahren.
Rodgau verbannt Tierzirkusse von kommunalen Grundstücken
Doch längst nicht alle Zirkusunternehmen wollen sich von Shows mit wilden Tieren verabschieden – auch, weil es erlaubt ist. In der hessischen Stadt Rodgau dürfen auf Grundstücken, die in kommunaler Hand sind, keine Tiere mehr zur Schau gestellt werden, wie die Frankfurter Rundschau berichtet. Das betreffe demnach nicht nur Zirkusse, sondern alle Veranstaltungen, in denen Tiere zur Schau gestellt werden. Auf privaten Grundstücken ist das aber auch in Rodgau weiterhin erlaubt.

Rodgau erste Kommune mit einem Verbot für die Zurschaustellung von Tieren
Laut Peta ist Rodgau die erste Kommune Deutschlands mit einem entsprechenden Verbot. Yvonne Würz, Peta-Fachreferentin Zoo und Zirkus bezeichnete das Verbot als „zukunftsweisende und tierfreundliche Entscheidung“. Den Antrag hatte die Tierschutzpartei eingebracht, die im vergangenen Jahr neu ins Stadtparlament von Rodgau gewählt worden ist.
Dort war sie eine Kooperation mit den Grünen, SPD, FDP und Freien Wählern eingegangen. „Wir haben diese Forderung gleich im Koalitionsvertrag festgehalten“, erklärte Paula Lopez Vicente, die Franktionsvorsitzende der Rodgauer Tierschutzpartei und nannte das Verbot der Zurschaustellung von Tieren „ein Herzensanliegen“ ihrer Partei.
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Beim Verband Deutscher Circus Unternehmen (VDCU) hält man nicht viel von dem Verbot. Der Hessenschau ließ man ausrichten, dass man rechtliche Schritte unternehmen werde. Man habe bereits gegen viele kommunale Wildtierverbote erfolgreich geklagt.