Gurkenscheiben die von einem Patienten verzehrt wurden, waren mit Bakterien verseucht. (Symbolbild)
Gurkenscheiben die von einem Patienten verzehrt wurden, waren mit Bakterien verseucht. (Symbolbild) IMAGO / Action Pictures

Dass ein Mensch wegen einer Gurke stirbt, klingt erst einmal sehr ungewöhnlich – doch genau das ist in Südhessen passiert. Schuld waren die widerlichen Hygienezustände, die in einem Obst- und Gemüsebetrieb herrschten.

Insgesamt vier Menschen in Krankenhäusern infizierten sich mit Listeriose, nachdem sie keimverseuchtes Gemüse gegessen haben. Eine solche Infektion kann bei immungeschwächten Menschen lebensgefährlich sein. Die Ursache der Keime liegt aber nicht bei den Krankenhäusern selbst, dort wurden die Hygiene-Vorschriften eingehalten. Ausgangspunkt ist ein Betrieb, der unter anderem Gurkenscheiben an Krankenhäuser ausliefert.

Kontrollen fanden einfach nicht statt

Eigentlich sollten solche Zustände bei einem Betrieb nicht möglich sein, da zweimal jährlich Kontrollen durchgeführt werden muss. Diese Kontrollen konnten jedoch aufgrund von Corona-Schutzmaßnahmen nicht stattfinden. Zwei Jahre lang sind die Gesundheitsmaßnahmen nicht geprüft worden, gesteht denn auch das hessische Verbraucherschutzministerium ein.

Um weitere Infektionen und mögliche Todesfälle zu verhindern, ist der der Betrieb geschlossen worden. Ein  Gutachten der hessischen Lebensmittelsicherheit wurde erstellt - und dieses enthüllt schier unglaubliche Zustände: Es war unter anderem von Schimmel, Rattenkot und Pfützen die Rede.

Das ist jetzt bereits seit über zwei Monaten bekannt. Aber warum gerät dieser Lebensmittel-Skandal erst jetzt ins Licht der Öffentlichkeit? Es ist keine Vertuschung, wie Landrat Thomas Will am Montag versichert: „Man wollte überhaupt nichts unter den Teppich kehren.“ Allerdings sollten zunächst noch weitere Fragen geklärt werden, bevor der Skandal öffentlich gemacht wurde.

Personalmangel bei Lebensmittelämtern

Aber nicht nur die Pandemie ist an den fehlenden Kontrollen schuld. Bereits vor der Corona-Pandemie war bekannt, dass bundesweit Lebensmittelämter ihre Pflichtkontrollen zu großen Teilen nicht einhielten. 2019 gab es einen ähnlichen Fall bei dem Wursthersteller Wilke, der Hygienestandards ebenfalls nicht erfüllte, was  schwere Infektionen bei Konsumenten verursachte. Ein Grund für ausbleibende Kontrollen ist unter anderem Personalmangel.

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Vielleicht ist das nun der Weckruf um etwas gegen diese landesweiten Probleme zu unternehmen. Zwar kann man einzelne Betriebe schließen und so die Gefahr minimieren, das strukturelle Problem bleibt aber bestehen – und so kann es jederzeit an anderer Stelle zu einem neuen Skandal kommen.