Weltweit größte Privatsammlung von altertümlicher Kunst

Sammler gibt gestohlene Kunstwerke im Wert von 70 Millionen Dollar zurück

Der New Yorker Milliardär Michael Steinhardt kaufte laut Staatsanwaltschaft gestohlene Kunst, die teilweise bis zu 9000 Jahre alt war und aus elf Ländern stammte.

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Das Ercolano-Fresko (es zeigt Baby Hercules, der eine Schlange erwürgt) stammt aus den Ruinen einer römischen Villa von Herculaneum und ist aus dem Jahr 50 nach Christus. Es wurde 1995 gestohlen. Steinhart kaufte es vom Antiquitäten-Hehler Robert Hecht. Schätzwert: eine Million Dollar.
Das Ercolano-Fresko (es zeigt Baby Hercules, der eine Schlange erwürgt) stammt aus den Ruinen einer römischen Villa von Herculaneum und ist aus dem Jahr 50 nach Christus. Es wurde 1995 gestohlen. Steinhart kaufte es vom Antiquitäten-Hehler Robert Hecht. Schätzwert: eine Million Dollar.Polizei

Wenn es um seine Antiquitätensammlung ging, kannte ein New Yorker Milliardär keine Skrupel. Michael Steinhardt kaufte laut Staatsanwaltschaft gestohlene Kunst, die teilweise bis zu 9000 Jahre alt war und aus elf Ländern stammte. Um einem Strafprozess zu entgehen, gab der Hedgefonds-Besitzer jetzt 180 Antiquitäten im Wert von über 70 Millionen Dollar an die Behörden heraus.

Der New Yorker Milliardär Michael Steinhardt
Der New Yorker Milliardär Michael SteinhardtAP

Steinhardt brüstete sich damit, die weltweit größte Privatsammlung von altertümlicher Kunst zu besitzen. 2017 lieh er dem Metropolitan Museum of Art einen altgriechischen Stierkopf aus Marmor. Ein Museumsmitarbeiter erkannte das 2500 Jahre alte Stück als ein aus dem Libanon gestohlenes Artefakt wieder und verständigte die Behörden.

Milliardär Michael Steinhardt hatte die weltweit größte Privatsammlung

2017 lieh er dem Metropolitan Museum of Art einen altgriechischen Stierkopf aus Marmor. Ein Museumsmitarbeiter erkannte das 2500 Jahre alte Stück als ein aus dem Libanon gestohlenes Artefakt wieder und verständigte die Behörden.
2017 lieh er dem Metropolitan Museum of Art einen altgriechischen Stierkopf aus Marmor. Ein Museumsmitarbeiter erkannte das 2500 Jahre alte Stück als ein aus dem Libanon gestohlenes Artefakt wieder und verständigte die Behörden.Polizei

Laut dem New Yorker Oberstaatsanwalt Cy Vance brachten die Ermittlungen gegen Steinhardt noch weitere gestohlene Artefakte zum Vorschein: „Wir haben überzeugende Beweise dafür gefunden, dass 180 der Antiquitäten vorher aus Ländern wie Ägypten, Griechenland, Israel, Syrien und der Türkei gestohlen wurden. 171 der Gegenstände hat Steinhardt nachweislich von internationalen Hehlern gekauft.“

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Das wertvollste Stück ist der sogenannte Rython Hirschkopf. Das Trinkgefäß ist datiert auf das Jahr 400 vor Christus und hat einen Schätzwert von 3,5 Millionen Dollar. Es wurde in den 1990er-Jahren aus dem türkischen Milas gestohlen. Ein weiteres Prunkstück der Steinhardt-Sammlung war der Larnax. Die kleine Holztruhe für menschliche Überreste stammt aus dem Jahr 1400 vor Christus. Sie kommt von der griechischen Insel Kreta und ist um eine Million Dollar wert.

Öl-Behälter für Begräbnis-Zeremonien. Altgriechisch, 420 v. Chr. Von Steinhardt 2006 für 380.000 Dollar erworben.
Öl-Behälter für Begräbnis-Zeremonien. Altgriechisch, 420 v. Chr. Von Steinhardt 2006 für 380.000 Dollar erworben.Polizei

Als Vance während einer Razzia Steinhardt aufforderte, ihm die Besitz- und Verkaufsurkunden zu zeigen, habe dieser auf den Larnax gezeigt: „Sehen Sie dieses Stück. Dafür gibt es keine Herkunftsurkunde. Wenn ich einen Gegenstand sehe, den ich mag, dann kauf ich ihn.“ Laut der Staatsanwaltschaft hatte Steinhardt die meisten seiner gestohlenen Kunstwerke aus Ländern wie dem Irak oder Syrien erhalten, als in diesen gerade Kriege oder Unruhen herrschten. Alle 180 Antiquitäten sollen laut Vance an die Ursprungsländer zurückgegeben werden.

Auch ein Kriegshelm wurde sichergestellt.
Auch ein Kriegshelm wurde sichergestellt.Polizei

Vance geht mit dem schwerreichen Antiquitätensammler schwer ins Gericht: „Seit Jahrzehnten hatte Michael Steinhardt einen unersättlichen Appetit auf geplünderte Artefakte. Der schlimme kulturelle Verlust war ihm egal. Er kannte keine moralischen oder geografischen Grenzen und hat mithilfe von Unterwelt-Antiquitätendealer, Geldwäschern, Hehlern oder Plünderern seine Sammlung vergrößert.“

Steinhardt ließ durch seinen Anwalt ausrichten, dass er „froh ist, dass es keine strafrechtliche Anklage gibt“. Allerdings darf der 80-Jährige nie wieder Antiquitäten kaufen, sonst droht ihm in Zukunft doch noch ein Prozess.