Quasseln und quatschen im Kino: Ihr Laber-Backen, könnt ihr nicht einfach eure Klappen halten?

KURIER-Autor Florian Thalmann geht gern ins Kino. Nur eine Sache kann er absolut nicht verstehen.

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Im Kino laufen Filme, aber nicht nur. Oft wird hier auch nach Herzenslust gequasselt.
Im Kino laufen Filme, aber nicht nur. Oft wird hier auch nach Herzenslust gequasselt.imago/Shotshop

Gehen Sie gern ins Kino? Ich schon. Vor einiger Zeit berichtete ich an dieser Stelle davon, dass ich mich neuerdings gern bei der wöchentlichen Überraschungs-Filmpremiere in meinem Lieblings-Lichtspielhaus in Friedrichshain in fremde Welten entführen lasse. Kino ist doch auch einfach klasse, oder? Riesige Leinwand, knuspriges Popcorn – Füße hoch, Film ab, genießen. Nun ja… ganz so einfach ist es nicht. Denn es gibt ein Problem, das mit immer wieder begegnet.

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Und über das ich heute gern ein paar Gedanken loswerden würde: Quasseltanten und Quatschköpfe! Ja, Sie haben richtig gelesen – und wenn Sie gelegentlich ins Kino gehen, werden Sie wissen, wovon ich spreche. Ich treffe sie in beinahe jedem Film, den ich besuche – wobei sie sich von bestimmten Genres mehr, von anderen weniger angezogen fühlen. Und jedes Mal, wenn ich sie neben mir sitzen habe, frage ich mich: Wer geht ins Kino, um die ganze Zeit zu quasseln?

Warum wird im Kino so oft nach Herzenslust gequatscht?

Es ist unglaublich. Menschen bezahlen Geld für Tickets und sitzen dann nebeneinander, um sich zu unterhalten. Sie besprechen ihre Arbeitstage, reden über Dates, erzählen sich, was es letzte Woche zu Essen gab. Kein Witz, alles schon erlebt! Noch ein bisschen besser: Jene Kino-Besucher, die sich über wirklich jedes Detail des Films austauschen wollen. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber: Wenn ich ins Kino gehe, lasse ich mich darauf ein, will den Film genießen, mich darauf konzentrieren. Und das gelingt mir nicht so gut, wenn von einer Seite ständig störende Kommentare kommen.

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Besonders hingezogen fühlen sich die Quasselstrippen und Laber-Säcke übrigens von Horrorfilmen. Ja, wirklich: Hier sind es meist Jugendliche – sofern sie es geschafft haben, die Altersschranke zu umgehen – und lachen lauthals über die dargestellten Gruselgeschichten. Ich sitze da und möchte mich erschrecken lassen, doch zwischendurch wird gekichert. Ausflippen könnte ich da! Neulich, als ich „Halloween Ends“ schaute, den neuen Film der kultigen „Halloween“-Reihe, kam zwischendurch sogar Popcorn geflogen.

Solche Erfahrungen mussten in der letzten Zeit viele Kinobesucher machen, weil der amerikanische Horror-Streifen „Smile“ für Wirbel sorgte. In dem Film geht es um eine Psychologin, die zuschauen muss, wie sich eine ihrer Patientinnen während einer Gesprächssitzung mit einer Scherbe den Hals aufschlitzt. Während des Selbstmordes grinst sie teuflisch – und fortan sieht die Psychologin selbst überall grinsende Menschen, die sie offenbar in den Tod treiben wollen. Gruselig!

Vor allem in Horror-Filmen wird gern gelacht und gequasselt

Nur leider klappt es mit der Atmosphäre nicht so richtig, wenn es Besucher gibt, die die Teilnahme am Film eher als Mutprobe betrachten. Einige Kinos mussten sogar Personal einsetzen, um die Säle zu kontrollieren, mussten Besucher rausschmeißen und verstärkte FSK-Kontrollen einführen. Verstehen Sie mich nicht falsch: Gegen ein lustvolles Kreischen oder das herzhafte Ausatmen nach der Schock-Szene ist nichts einzuwenden. Aber wenn ich kichern und mit Lebensmitteln werfen will, gehe ich zur „Rocky Horror Picture Show“.

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In Horrorfilmen rede ich mir das alles schon, indem ich sage: Wer lacht, will damit nur seine Angst vertuschen. Aber die Frage, die all das bei mir bewirkt, ist aber: Wo ist unser Benehmen hin? Ich war auch schonmal in einer Theatervorstellung, in der eine namhafte Berliner Schauspielerin – Namen verschweige ich – vor mir saß. Während das Stück lief, klingelte ihr Handy – doch anstatt peinlich berührt den roten Hörer zu drücken, ging sie ran. Sie ging ran, während der Vorstellung! „Nee, ich bin grad im Theater, und du?“ So etwas regt mich einfach nur auf.

Also ihr Kino-Tratscher: Wenn ihr auswerten wollt, was ihr bei den letzten Blind Dates erlebt habt, dann tut es, während am Anfang die Werbung läuft, die interessiert sowieso keinen. Andersherum interessiert während des Films, für den wir alle Geld bezahlt haben, auch nichts weniger als eure Blind Dates. Haltet einfach eure Klappen! Ich mag auch die Menschen nicht, die in Konzerten von Anfang bis Ende filmen müssen, anstatt das Live-Erlebnis zu genießen – aber die versauen sich im besten Fall nur selbst den Spaß.

Florian Thalmann schreibt eigentlich mittwochs über Tiere, aber manchmal auch am Montag über Berliner und Brandenburger Befindlichkeiten. Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com