Polizei überwacht in einer Wohnanlage am Gleisdreieck, ob die Kontaktsperre eingehalten wird.
Polizei überwacht in einer Wohnanlage am Gleisdreieck, ob die Kontaktsperre eingehalten wird. Foto: Sabine Gudath/imago images

Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) warnt vor einem Anstieg der Suizidrate bei einer länger andauernden Kontaktsperre. "Soziale Isolation ist ein wesentlicher Stressfaktor und kann psychische Störungen verstärken", sagte DGPPN-Präsident Andreas Heinz den Zeitungen der Funke-Mediengruppe laut Vorabmeldung vom Dienstag.

Eine Kontaktsperre zur Eindämmung des Coronavirus von zwei Wochen werde für die meisten Betroffenen zu schaffen sein. Daure sie länger, werde es schwierig. "Die Gefahr ist groß, dass schwerkranke Patienten den Verzicht auf den persönlichen Kontakt nicht lange aushalten", sagte Heinz. Der Direktor der Psychiatrischen Klinik an der Berliner Charité befürchtet, dass die Zahl der Suizide steigen könnte, wenn die Kontaktsperre länger als zwei bis drei Wochen dauert.

Heinz warnte zudem vor wachsendem Alkoholkonsum in der Zeit der Kontaktsperre. "Isolierte Menschen neigen dazu, mehr zu trinken, weil die soziale Kontrolle fehlt - wir wissen, was daraus folgen kann: Die Hälfte aller Gewalttaten in Deutschland geschieht unter Alkoholeinfluss", sagte Heinz.

Zum Schutz vor Infektionen stellen derzeit therapeutische Praxen und psychiatrische Ambulanzen auf Telefon- oder Videoberatung um. Experten zufolge leiden in Deutschland rund 30 Prozent der Menschen unter psychischen Belastungen. Sie reichen von leichten Angststörungen bis zu schweren Psychosen.