Nieren-Transplantationen gelten inzwischen als Routineeingriffe. Dennoch war die Verpflanzung eines Organs in der Northwestern Medicine Uniklinik von Chicago eine echte Premiere. Denn die Chirurgen konnten dem Patienten sogar während des Eingriffs die neue Niere zeigen – weil John Nicholas die ganze Zeit dabei wach blieb.
Bereits seit seiner Teenagerzeit wusste Nicholas, dass er wegen eines Nierenleidens eines Tages eine Transplantation brauchen würde. Dem Magazin „People“ verriet der 28-Jährige, dass er Anfangs des Jahres die Nachricht bekam, dass der Zeitpunkt gekommen sei: „Es hat mich echt geschockt, als der Arzt mir sagte, dass ich schnellstens einen geeigneten Organspender finden muss.“ Von seiner Familie kam niemand infrage. Doch dann stellte sich sein Kindheitsfreund Pat Wise (29) als Spender zur Verfügung und die Transplantation wurde für Ende Mai angesetzt.
„Ich wollte live mit dabei sein und wissen, was vor sich geht“
Der biomedizinische Ingenieur entschied sich nach dem Gespräch mit den Ärzten des Northwestern Medicine Comprehensive Transplant Center gegen eine Vollnarkose: „Ich wollte live mit dabei sein und wissen, was vor sich geht. Ich wollte einfach eine Operation dieser Größenordnung für mein weiteres Leben wissentlich miterleben.“ Weshalb er vor dem Eingriff eine Rückenmarksbetäubung bekam – so wie Frauen vor einem Kaiserschnitt.
Nicholas: „Ich habe am Anfang gefragt, wann die Spinal-Anästhesie denn wirken wird. Worauf sie mir gesagt haben, dass sie bereits angefangen haben, mich aufzuschneiden. Ich habe überhaupt nichts gemerkt.“ Während des zweistündigen Eingriffs erklärte ihm sein Chirurg, was gerade gemacht wurde.
Dr. Satish Nadig, der auch der Direktor des Northwestern Medicine Comprehensive Transplant Centers ist, erklärte in einer Medienmitteilung: „Auch für mich war diese OP ein großartiges Erlebnis. Insbesondere, als ich dem Patienten die neue Niere zeigen konnte, ehe ich sie dann in seinem Körper eingepflanzt habe.“ Für den Mediziner öffnet die Transplantation ohne Vollnarkose „ganz neue Türen in unserem Feld und gibt uns Extra-Werkzeuge.“
Nicholas ist inzwischen wieder zu Hause. Seine neue Niere funktioniert perfekt. Das Beste: „Ich darf jetzt auch wieder Pizza essen, was mir die Monate vor der OP verboten wurde.“
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