Lieber sterben als ständig allein in Corona-Isolation
Viele Heime wurden wegen der Corona-Krise abgeriegelt, um die Bewohner vor Ansteckung zu schützen. Doch dadurch vereinsamen die alten Menschen. Nun klagt die Tochter einer Alzheimer-Patientin an.

Vor allem ältere Menschen leiden unter der Corona-Krise – auch hierzulande waren teilweise Pflegeheime abgeriegelt, die Bewohner mussten ohne Besuch auskommen (KURIER berichtete). In England ist das noch heute so. Jenny Townsend aus Cheshire fordert mehr Tests von der Regierung – denn ihre Mutter muss seit sechs Monaten ohne Besuch auskommen. Sie wolle lieber sterben als länger allein zu bleiben.
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Margarita Platt leidet unter Alzheimer, lebt in einer Pflegeeinrichtung – und habe seit März kaum Angehörige gesehen, berichtet die englische Zeitung „Sun“. „Meine Mutter hat nicht mehr viel Zeit. Sie leidet unter den sozialen Beschränkungen. Eine ganze Generation älterer Menschen lässt man momentan verkümmern.“ Die Regierung sei paranoid, dass ältere Menschen durch Covid-19 getötet werden könnten. Aber durch die Isolation lasse man sie langsam sterben.
Bisher durften Sie ihre Mutter nur im Garten sehen, mit zwei Metern Abstand – doch die Besuche wurden teilweise kurzfristig abgesagt. „Meine arme Mutter weiß nicht, wo sie ist. Sie fragt, wo mein Vater ist. Wir können nicht in ihrer Nähesein und ihre Hand halten. Sie versteht nicht, warum wir nicht hereinkommen können. Sie sagte zu meiner Schwester: Warum bin ich verlassen worden?“
Seit März kaum Angehörige gesehen
Ihre Mutter Margarita habe bereits Covid-19 gehabt, außerdem mehrere Lungenentzündungen überstanden. „Sie hat gerade genug und hat aufgegeben. Ältere Menschen können ohne Kontakt zur Familie einfach nicht leben. Ich wünsche mir fast, sie wäre an Covid gestorben, denn das, was sie jetzt durchmacht, ist noch grausamer.“ Sie esse oder trinke kaum, wolle nicht mehr leben. „Wir dürfen sie nur sehen, wenn Sie fast im Sterben liegt. Ich möchte sie so gern noch einmal umarmen, bevor sie stirbt.“
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Englands Minister hätten geplant, die fast zwei Millionen Bewohner und Mitarbeiter von Pflegeheimen im Sommer regelmäßig zu testen. Doch unklar ist, wie schnell die Richtlinie umgesetzt wird – und wann Tests verfügbar sein werden. Die Organisation „Care England“ erklärte, dass die Besuchspolitik der Regierung auf dem Zugang zu Tests beruht, dass aber „nicht das geliefert wurde, was versprochen wurde“.
Auch „John’s Campaign“, eine Organisation, die sich für Besuchsrechte für Demenzpatienten einsetzt, fordert Lockerungen. Enge Familienmitglieder seien kein „optionales Extra“, sondern ein wesentlicher Bestandteil des Wohlbefindens der Bewohner. „Dies sind keine Besucher, sondern Ehemänner und Kinder. Das Recht der Menschen auf ein Familienleben darf nicht überproportional eingeschränkt werden“, sagt Gründerin Julia Jones. „Die Menschen in den letzten Monaten ihres Lebens sollten mit denen zusammen sein, die ihr Leben lebenswert machen."