Kaum Autos auf der Straße: Vor Corona wäre das in Manhattan nicht möglich gewesen.
Kaum Autos auf der Straße: Vor Corona wäre das in Manhattan nicht möglich gewesen. dpa/Benno Schwinghammer

Im „Big Apple“, wie New York auch genannt wird, ist der Wurm drin. Das Leben in der riesigen Metropole hat sich verändert. Dieser Tage nimmt man eher das Fahrrad als die U-Bahn nach Manhattan. Das Risiko, sich anzustecken, ist einfach zu hoch. Dutzende Mitarbeiter der New Yorker Verkehrsbetriebe sind schon gestorben.

Plötzlich sind New Yorks Straßen frei

Über der Park Avenue erhebt sich das berühmte Met-Life-Gebäude, vor dem über Hunderte Meter weit alle Ampeln rot sind – man kann sie eigentlich ignorieren, Autos fahren eh nicht mehr viele.

New York ist nicht mehr wieder zu erkennen. Die Straßen leer, Menschen tragen Mundschutz.
New York ist nicht mehr wieder zu erkennen. Die Straßen leer, Menschen tragen Mundschutz.
AP/Mark Lennuhan

New York war und ist Symbol für so vieles, aber sicher nicht für die Stimmung einer deutschen Kleinstadt am Feiertag. In der Nähe des verwaisten Times Square kann die wild flackernde Leuchtreklame das beklemmende Gefühl im Bauch nicht vertreiben. „Danke an die, die für unsere Leben kämpfen“, steht auf einer der überdimensionierten Anzeigetafeln. Man fragt sich: „Wann ist das vorbei?“. Und: „Wird New York auch New York bleiben?“

Der unweigerliche Vergleich zum 11. September

Die Opferzahlen werden immer wieder mit dem dunkelsten Tag der New Yorker Geschichte verglichen. „Der Staat New York hat am 11. September 2753 Menschen am World Trade Center verloren“, steht auf den TV-Bildschirmen. Darunter die Opferzahl der gegenwärtigen Katastrophe: bislang mehr als 10.000.

Die Dramen der Pandemie spielen sich hinter den Fassaden der Kliniken ab. Es ist eine weitgehend stille Krise, die New York in Atem hält. Vermutlich sind es deshalb Bilder wie die von aufgereihten Kühllastern zum Abtransport der Leichen oder den Massengräbern auf Hart Island vor der Bronx, die Schockwellen in die Welt schicken. Sie machen das Ausmaß dessen, was da gerade aus den Fugen geraten ist, für einen Moment greifbar.

Wie in einem Horrorfilm: der leere Times Square. Auf den Leuchtreklamen steht Dank an die Helfer.
Wie in einem Horrorfilm: der leere Times Square. Auf den Leuchtreklamen steht Dank an die Helfer.
dpa/Benno Schwinghammer

Die Wohlhabenden, etwa aus der Upper East Side, haben sich schon lange in ihre Sommerhäuser auf Long Island abgesetzt. Und Hunderttausende können die astronomischen Mieten ohne Arbeit nicht mehr zahlen, denn das Budget ist bei New Yorkern traditionell auf Kante genäht. Kann New York wieder so werden, wie es einmal war? „Nein“, befürchten Pessimisten. „Nein, es wird noch viel besser“, sagen die Optimisten. 

Gespenstisch: Ein leerer Waggon der New Yorker U-Bahn, der sonst meist völlig überfüllt ist.
Gespenstisch: Ein leerer Waggon der New Yorker U-Bahn, der sonst meist völlig überfüllt ist.
dpa/Vanessa Carvalho

Hoffnung verspricht das Empire State Building, das versucht, angestrahlt wie ein schlagendes Herz, den Puls der Metropole aufrechterhält. Beatmet werden muss New York noch nicht.