Feuer- oder Erdbestattung
Nachhaltige Bestattungen: Diese Methode ist am klimaschädlichsten
Wie beeinflussen menschliche Überreste die Umwelt? Die meisten Bestattungen sind klimaschädlich. Gut, dass es nachhaltige Alternativen gibt.

Der Tod ist für die meisten Menschen weit entfernt. Doch sobald er eintritt, brauchen unsere Körper einen Ort, an dem sie für immer bleiben können.
Früher war in Deutschland die Erdbestattung üblich. Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der dpa aus dem Jahr 2022 wünschen sich nur noch 14 Prozent der Deutschen, im Sarg begraben zu werden. Immer beliebter wird dagegen die Feuerbestattung. 35 Prozent gaben an, diese zu bevorzugen. Laut der britischen „Crematorian Society“ wurden 2021 in Deutschland 73 Prozent der Toten in einem Krematorium verbrannt. Das hat jedoch einen Haken: Wer sich einäschern lässt, produziert nochmal große Mengen des klimaschädlichen Gases Kohlenstoffdioxid (CO2).
Der menschliche Körper besteht aus verschiedenen biologischen Bestandteilen, allen voran Kohlenstoff und Wasser. Aber auch Phosphor, Magnesium, Kalium, Eisen und diverse Spurenelemente sind Teil von uns. Bei der Zersetzung werden alle chemischen Bestandteile wieder freigesetzt, mit der Folge, dass diese Elemente wieder in die Atmosphäre, ins Grundwasser oder in die Böden gelangen. Das kann vorteilhaft für die Umwelt sein – oder schädlich. Verschiedene Bestattungsarten haben also unterschiedliche Auswirkungen auf die Natur. Das zeigt die Untersuchung einer Forschungsgruppe einer Universität in Prag, über die der Deutschlandfunk berichtete.
Feuerbestattungen und Erdbestattungen sind besonders klimaschädlich
Je nach Berechnung stoßen deutsche Krematorien bis zu 300.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid jährlich aus. Das ist zwar weniger als ein Prozent des deutschen Gesamtausstoßes, doch es ist auch so viel, wie rund 33.000 Menschen in Deutschland in einem Jahr produzieren. Und die Deutschen sind weltweit nicht die einzigen, die ihre Toten einäschern lassen. In einem Bericht des britischen Nachrichtensenders BBC heißt es, eine typische Einäscherung im Vereinigten Königreich verursacht schätzungsweise 126 Kilogramm Kohlenstoffdioxid (CO2).
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Ein weiteres Problem für die Umwelt stellen bei der Verbrennung auch klimaschädliche Schadstoffe dar. So bleibt nach der Einäscherung Knochenasche, die vor allem aus Calcium und Phosphor besteht. Die Asche kann einerseits eine düngende Wirkung haben, allerdings kann die Bodenchemie auf lange Sicht auch negativ beeinflusst werden.
Auch toxische Schadstoffe wie Dioxine, Furane und Quecksilber, wenn Verstorbene beispielsweise Zahnfüllungen haben, können freigesetzt werden. In Deutschland gebe es dafür mittlerweile Filter, die die im Körper gespeicherten Schadstoffe herausfiltern, damit sie separat entsorgt werden können und nicht in den Boden gelangen. Die größte negative Ökobilanz besteht aber wegen des Einsatzes von fossilen Energieträgern bei der Einäscherung und wegen des hohen Energieaufwands.
Auch eine Erdbestattung im Sarg sorgt für einen hohen CO2-Ausstoß. Schließlich müssen die ressourcenintensiven Särge aus Holz, teilweise auch aus Metall, hergestellt werden. Jede Menge Schadstoffe können darüber hinaus in die Erde gelangen, von Herzschrittmachern und künstlichen Gelenken über Antibiotika bis zu den Chemikalien aus der Einbalsamierung des Toten. Über Jahrzehnte verwesen weder der Sarg, noch die oder der Verstorbene, da der nötige Sauerstoff für die Zersetzung fehlt.
Welche nachhaltigen Alternativen zu den üblichen Bestattungsmethoden gibt es also?
„Reerdigung“: Berliner Startup „Meine Erde“ reformiert Bestattungskultur
Alles, was lebt, ob Tiere, Pflanzen oder auch Menschen, ist biologisch abbaubar. „Körper werden, wenn man sie begräbt, von allein wieder zu Erde“, erklärt Pablo Metz, Mitbegründer des Neuköllner Unternehmens „Meine Erde“, über das der Berliner Kurier berichtete. Das macht sich Metz zu eigen und entwickelte mit seinem Team einen Behälter, den er selbst Kokon nennt, in dem der Körper der verstorbenen Person auf ein Bett aus Heu und Stroh gelegt wird. Nach vierzig Tagen, in denen der Kokon verschlossen bleibt, ist statt des Körpers nur noch kompostierte Humuserde und Knochen übrig. Die Knochen, die nicht zersetzt werden, werden gemahlen und dann der Erde wieder zugefügt.

Eine weitere besonders umweltschonende Methode ist laut dem österreichischen Bestattungsinstitut Benu die alkalische Hydroloyse. Vereinfacht gesagt, wird der Körper bei Temperaturen von 150 bis 160 Grad Celsius in einem Druckbehälter aus Edelstahl in konzentrierter Kalilauge zersetzt. Das dauert nur wenige Stunden. Übrig bleiben, abgesehen von Metall- oder Keramikimplantaten, lediglich die Knochenreste und eine braune Flüssigkeit, die mikrobiologisch steril ist und laut Benu „bedenkenlos über den Abfluss entsorgt werden“ kann. Der Nachteil: den Angehörigen fehlt ein Ort zum Trauern.
Als die Schwedin Susanne Wiigh-Mäsak 1999 ein Patent für eine neue Bestattungsmethode anmeldete, konnten es einige Menschen nicht glauben. Bei der Promession werden die Verstorbenen auf -18 Grad vorgekühlt und in einem Gefäß mit Stickstoff auf weitere -196 Grad heruntergekühlt. Durch starke Vibrationen zerfällt der Körper. Im nächsten Schritt, der Gefriertrocknung, entsteht, abgesehen von den Knochen, Implantaten und Zahnkronen, ein feines Granulat, das wasserlöslich ist. Für den ökologischen Fußabdruck ist diese Methode ein großer Schritt.
Baumbestattung oder Teil eines künstlichen Korallenriffs werden?
Nach dem Tod Teil eines künstlichen Korallenriffs werden? Meeresfans kommen bei dieser Bestattungsmethode auf ihre Kosten. Das US-amerikanische Unternehmen Eternal Reef bietet an, die Asche von Verstorbenen mit Zement zu kombinieren, sodass sie Korallenriffen eine neue Heimat bieten. Allerdings ist mit dem Erzeugen des Betons und der Einäscherung ein immenser Ausstoß an CO2 verbunden. Ganz so grün, wie vermarktet, ist Eternal Reef also wohl nicht.
Zunehmende Beliebtheit erfreut sich hingegen die Baumbestattung. Die Asche der Toten wird unter Bäumen oder in Wäldern begraben, wo die biologischen Bestandteile der Asche dafür sorgen, dass den umliegenden Pflanzen Nährstoffe zum Wachsen zugefügt werden. Einige Unternehmen haben sich zudem auf biologisch abbaubare Urnen spezialisiert, die Baumsamen enthalten, aus denen später ein Baum wächst.
In Zukunft könnten alternative und klimaschonende Bestattungsmethoden angesichts drohender Ressourcenknappheit und zunehmender Klimafolgen ein größeres Thema werden. Denn wenn wir im Alltag schon versuchen umweltbewusster zu leben, dann kann auch der letzte Schritt auf Erden, die Bestattung, ein bisschen grüner und ökologischer werden.