Nach tödlicher Jagd auf einen schwarzen Jogger: US-Mordprozess beginnt
Der Mordprozess in dem aufsehenerregenden Fall Ahmaud Arbery beginnt am Montag.

Wenige Wochen vor dem Tod des Afroamerikaners George Floyd im Mai 2020 sorgte ein anderer Fall von tödlicher Gewalt gegen einen Schwarzen für Empörung: Im US-Südstaat Georgia jagten und erschossen weiße Männer den Jogger Ahmaud Arbery am helllichten Tag. Arbery wurde – wie Floyd – zu einer Symbolfigur der Anti-Rassismus-Bewegung Black Lives Matter. Am Montag beginnt in der Stadt Brunswick der Prozess gegen die drei Angeklagten.
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Der 65-jährige Gregory McMichael, sein 35 Jahre alter Sohn Travis und ihr 52-jähriger Nachbar William Bryan hatten Arbery am 23. Februar 2020 beim Joggen gesehen. Sie hielten den 25-Jährigen nach eigenen Angaben für einen Einbrecher – und nahmen mit zwei Autos die Verfolgung auf.
Ein Video zeigt die Horror-Tat
Ein von Bryan aufgenommenes Video zeigt, wie die mit einem Gewehr und einem Revolver bewaffneten McMichaels Arbery mit ihrem Pickup den Weg versperren. Es kommt zu einem Handgemenge zwischen Travis McMichael und Arbery, dann sind mehrere Schüsse zu hören und der Schwarze bricht zusammen. Der 25-Jährige starb noch am Tatort.
Die örtlichen Strafverfolgungsbehörden sahen zunächst keinen Grund, die weißen Männer festzunehmen oder sonstwie zu belangen. Ein inzwischen abgeschafftes Gesetz erlaubte es den Bürgern Georgias, Verdächtige festzunehmen, und die Männer erklärten, Arbery habe sie angegriffen. Vermutlich half es auch, dass Gregory McMichael in der Vergangenheit als Polizist und als Ermittler für die örtliche Staatsanwaltschaft gearbeitet hatte.

Erst als zweieinhalb Monate später das Video von Arberys Tod publik wurde und der öffentliche Druck wuchs, zogen Ermittler des Bundesstaates Georgia den Fall an sich. Die drei Männer wurden schließlich festgenommen und des Mordes angeklagt. Am Montag beginnt zunächst die Auswahl der Geschworenen für den Prozess.
Bundesjustiz erhob Anklage wegen eines rassistisch motivierten Hassverbrechens
Es ist nicht das einzige Verfahren rund um Arberys Tod. Auch die Bundesjustiz hat Anklage gegen die drei Männer wegen eines rassistisch motivierten Hassverbrechens erhoben. Der Prozess soll im Februar beginnen.
In einem seltenen Schritt wurde außerdem die damalige Bezirksstaatsanwältin Jackie Johnson, die nicht gegen die Männer vorgegangen war, wegen Amtsvergehen angeklagt. In der Anklage heißt es, Johnson habe ihrem früheren Mitarbeiter McMichael „Gunst und Zuneigung“ entgegengebracht. Arberys Familie hat zudem eine Zivilklage eingereicht.
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Landesweite Proteste gegen Rassismus und Gewalt gegen Schwarze
Arberys Tod hatte mit zu den landesweiten Protesten gegen Rassismus und Gewalt gegen Schwarze geführt, die die USA im Sommer 2020 inmitten des Präsidentschaftswahlkampfes in Atem hielten. Auf Demonstrationen der Bewegung Black Lives Matter (Das Leben von Schwarzen zählt) wurde sein Porträt gemeinsam mit dem von George Floyd, der von weißen Polizisten in ihrer eigenen Wohnung erschossenen Afroamerikanerin Breonna Taylor und anderen schwarzen Opfern von Polizeigewalt gezeigt.
Anlässlich von Arberys erstem Todestag im vergangenen Februar schrieb Präsident Joe Biden auf Twitter: „Ein schwarzer Mann sollte joggen gehen können, ohne um sein Leben zu fürchten.“ Der Prozess in Brunswick soll jetzt deutlich machen, dass Verbrechen gegen Schwarze nicht ungesühnt bleiben.