Nach der Knast-Entlassung: Hollywood „rasend vor Wut“ – das sagt Bill Cosby
Doch die Reaktion von ehemaligen Kollegen aus der Showbusiness-Welt war fast einhellig negativ.

„Danke an alle meine Fans, Unterstützer und Freunde, die mir während dieser Tortur beigestanden haben.“ Kaum in Freiheit äußerte sich Bill Cosby per Twitter zu seiner überraschenden Freilassung. Außer einem weiteren Dank an den Pennsylvania Supreme Court, der „die Regeln des Gesetzes aufrecht erhalten hat“, stellte der 83-Jährige noch einmal klar: „Ich habe nie meinen Standpunkt oder meine Story geändert. Ich habe immer auf meine Unschuld gepocht.“
Negative Reaktionen von zahlreichen Stars
Die Reaktion von ehemaligen Kollegen aus der Showbusiness-Welt war fast einseitig negativ. Die Sängerin Diane Warren verpackte ihre Kritik an der Freilassung noch mit schwarzem Humor: „Hat Bill Cosby auch den Pennsylvania Supreme Court unter Drogen gesetzt?“ Andere hielten mit ihrer Wut auf Social Media nicht hinterm Berg. Rosie O’Donnell postete: „Scheinbar waren 70 Frauen noch nicht genug. Fuck you, Bill!“

Die Schauspielerin Amber Tamblyn war „rasend vor Wut“, als sie von Cosbys Freilassung hörte: „Ich kennen Frauen persönlich, die dieser Mann unter Medikamenteneinfluss gesetzt und sie vergewaltig hat, als sie ohnmächtig waren. Das Gericht sollte sich für seine Entscheidung schämen!“ Rosanna Arquette feuerte gegen Cosby: „Bill Cosby ist IMMER noch ein teuflischer Vergewaltiger. The End!“
Und die „Will & Grace“-Darstellerin Debra Messing schrieb: „An jede Frau, die von Bill Cosby sexuell attackiert wurde. Mein Herz schmerzt für euch und ich bin voller Wut. Es ist furchtbar!“ Die Schauspielerin Ellen Barkin sieht das Urteil als ein Schlag ins Gesicht der gesamten #MeToo-Bewegung: „Es bricht überlebenden Opfern das Herz. #Metoo wird ewig anhalten!“
Nur ein Hollywood-Promi feierte die Freilassung von Cosby und erntete einen Shitstorm in ihrer Kommentarspalte. Phylicia Rashad, die Cosbys Serien-Ehefrau gespielt hatte, lobte die Entscheidung des Berufungsgerichts: „ENDLICH. Ein schrecklicher Fehler wurde berichtigt – ein Unrecht durch Justiz korrigiert!“ Sie erntete wütende Kommentar-Salven wie: „Scheinbar opferst du lieber eine Frau oder ein Mädchen, nur weil der Vergewaltiger dein Freund ist.“
Zuvor hatte der Oberste Gerichtshof von Pennsylvania das „Schuldig“-Urteil wegen schwerer Verstöße gegen ein rechtstaatliches Verfahren (das sogenannte Due-Process-Statut der Verfassung der USA) aufgehoben.

Nach Meinung der Berufungsrichter hätten die Aussagen von fünf mutmaßlichen Cosby-Opfern, deren Aussagen im Prozess von der Staatsanwaltschaft den Geschworenen vorgestellt wurden, „das Recht des Angeklagten auf eine faire Verhandlung verhindert“. Die Frauen selbst konnten offiziell nicht als Mitklägerinnen präsentiert werden, weil die Verjährungsfrist abgelaufen war.
In der 79-seitigen Begründung führte der Pennsylvania Supreme Court noch einen zweiten Grund dafür auf, warum das Urteil kassiert wurde. Der Staatsanwalt von Montgomery County, Bruce Castor, hatte nach Meinung der Berufungsrichter ein öffentliches Versprechen gebrochen. Er hatte dem Serienstar zugesichert, ihn nicht strafrechtlich belangen zu wollen – worauf dieser in einer Zivilklage sich selbst schwer belastet hatte. Cosby gab in einer eidesstattlichen Anhörung mit Anwälten eines Opfers zu, Frauen mit dem Rauschmittel Methaqualon („Quaaludes“) für Sex gefügig gemacht zu haben. Genau dieses Eingeständnis benutze Castor dann, um Cosby im Prozess einen Strick zu drehen.
Cosby hat bislang drei seiner insgesamt zehnjährigen Haftstrafe in der Justizanstalt SCI Phoenix im Skippack Township abgesessen und immer auf seine Unschuld gepocht – trotz seines Quaaludes-Eingeständnis.