14. August 2018:  Noch stehen Autos auf der  teilweise eingestürzten Ponte Morandi. In der Mitte sieht man, wo die Brücke eingestürzt ist. 43 Autofahrer stürzten mit in die Tiefe.
14. August 2018: Noch stehen Autos auf der teilweise eingestürzten Ponte Morandi. In der Mitte sieht man, wo die Brücke eingestürzt ist. 43 Autofahrer stürzten mit in die Tiefe. Foto: dpa

Es gibt derzeit nicht viele gute Nachrichten aus Italien. Das Sterben in Krankenhäusern, katastrophale wirtschaftliche Aussichten in der Corona-Krise: Unsicherheit, Angst um die Zukunft und auch immer mehr Wut machen sich unter den Menschen breit. Doch es gibt einen Lichtblick, der ein Symbol für die „Wiederauferstehung“ sein soll.

In Genua wird in den nächsten Tagen die Struktur für die neue Autobahnbrücke fertig. Das Morandi-Viadukt war im August vor zwei Jahren eingestürzt, 43 Menschen stürzten in die Tiefe und verloren ihr Leben. Bis spätestens 28. April soll das letzte Teil für das gigantische Bauwerk in die Höhe gehievt werden. Danach müssen noch Fahrbahnen, Beleuchtung, Abwassersysteme, Fahrbahnleitsysteme oben auf der Brücke fertig gemacht werden, die der Stararchitekt Renzo Piano entworfen hat.

Am 28. April wird das letzte Teilstück hochgehievt. Ab Juni soll die Brücke wieder befahrbar sein.
Am 28. April wird das letzte Teilstück hochgehievt. Ab Juni soll die Brücke wieder befahrbar sein. Foto: dpa

„Ende Juni, Anfang Juli könnte die Brücke eröffnet werden“, kündigte Genuas Bürgermeister Marco Bucci an. Er sprach von einem „Geist des Aufbruchs“. „Es wird ein Beispiel für ganz Italien sein, nicht nur für Genua.“ Ungeachtet der Corona-Krise, in der rund 60 Millionen Menschen seit sieben Wochen zuhause in Quarantäne bleiben müssen, gingen die Arbeiten an der Megabaustelle weiter.

Wer ist Schuld am Unglück? 70 Verdächtige stehen vor Gericht

Der Einsturz 2018 hatte das ganze Land geschockt und ein nationales Trauma ausgelöst. Denn Genua steht für die marode Infrastruktur in ganz Italien. Fehlende Instandhaltung, bröselnde Straßen und Brücken. Dem Autobahnbetreiber Autostrade per l'Italia soll schon lange vor dem Einsturz bekannt gewesen sein, dass es Schäden an der Brücke gab. Bei der Staatsanwaltschaft läuft ein Verfahren gegen mehr als 70 Verdächtige.

Nicht alle erfüllt der Neubau mit Freude. „Zu sehen, wie die neue Brücke entsteht, ist nichts, das uns glücklich macht“, sagte Egle Possetti vom Verband der Opfer der Morandi-Brücke. „Es erfüllt uns mit Qualen, denn sie hätte so gebaut werden können, bevor sie zusammenbrach.“