Immer mehr Modehändler in den Innenstädten werben nach der Wiedereröffnung ihrer Läden mit hohen Rabatten um Kunden.
Immer mehr Modehändler in den Innenstädten werben nach der Wiedereröffnung ihrer Läden mit hohen Rabatten um Kunden. Foto: Martin Gerten/dpa

Die Läden haben wieder geöffnet, doch die Corona-Krise ist für den Handel längst nicht vorbei. Besonders die Modebranche ist unter Druck. Die Frühjahrsware türmt sich nach dem Lockdown, die Sommertextilien warten bereits im Lager. Und die erhoffte große Kauflust der Kunden bleibt bislang aus. Also setzen die Händler den Rotstift an, locken mit 20, auch 50, manchmal sogar 70 Prozent Preisnachlass. Schnäppchenjäger können sich auf eine drohende Rabattschlacht freuen.

„Im Sommer könnte der Modehandel auf einem Berg von einer halben Milliarde unverkaufter Textilien sitzen“, fürchtet der Sprecher des Handelsverbandes Textil, Axel Augustin. Schon jetzt stapelten sich im Handel rund 200 bis 300 Millionen unverkaufte Artikel, die auf Kunden warten. Jedoch: „Die Verbraucher befinden sich in einer Schockstarre“, sagt GfK-Experte Rolf Bürkl. Die Menschen gingen davon aus, dass Deutschland wegen der Corona-Krise in eine schwere Rezession stürzen wird.

Und nicht nur das. Die Kleiderschränke der Bundesbürger seien voll, erklärt Branchenvertreter Augustin, gekauft werde nur, wenn es einen besonderen Grund dafür gebe. „Aber an solchen Anlässen – egal ob eine Party, ein Urlaub oder eine Hochzeit – fehlt es seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie“, klagt er.

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Die Folge: Auch wenn inzwischen die meisten Läden in den Einkaufsstraßen wieder geöffnet haben und eigentlich nach den Wochen ohne Shopping ein gewisser Nachholbedarf bestehen müsste, sind die Fußgängerzonen weiterhin deutlich leerer als vor der Krise.

„Ein wirklich normales Saison-Geschäft, wie wir es aus den Vorjahren kennen, erwarten wir frühestens zur Weihnachtszeit – und das nur, wenn alles gut geht“, sagte der C&A-Topmanager Marijn van der Zee dem Fachblatt „Textilwirtschaft“. C&A rechne mit Umsatzverlusten im zweistelligen Bereich. „Das ist eine katastrophale Situation für einen Händler.“

Dabei steht C&A solider da als manche Konkurrenten. So musste die letzte große deutsche Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof bereits Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen. Das gleiche Schicksal ereilte mehrere deutsche Tochtergesellschaften von Esprit, die Modehandelskette Sinn und die Modekette Hallhuber.

Doch wo es Verlierer gibt, gibt es meist auch Gewinner. Profitieren könnten von der vielen unverkauften Ware am Ende – neben den Schnäppchenjägern – die Factory Outlet-Center. (dpa)